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Man lebt nur zweimal

Man lebt nur zweimal

Titel: Man lebt nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Lauterbach
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Stelle reichen als kleiner Beleg. Ich weiß wirklich, wovon ich rede, wenn ich sage: Selbst wenn man das Gefühl hat, man ist ganz unten angekommen, selbst wenn es einem noch so dreckig geht, es ist problemlos möglich, wieder richtig fit zu werden. Es ist gar kein großes Thema.
    In Deutschland saufen sich bekanntlich mehr Menschen zu Tode als durch Suizid und Verkehrsunfälle zusammen ums Leben kommen. Über sieben Prozent aller gesundheitlichen Störungen und vorzeitigen Todesfälle in Europa gehen ursächlich auf Alkohol zurück. Alkoholabhängigkeit ist die häufigste psychische Krankheit bei Männern in den reichen Ländern des Westens. Allein in Deutschland sind 1,3 Millionen Menschen alkoholabhängig, hinzu kommen 2,7 Millionen Menschen mit regelmäßigem Alkoholmissbrauch. Bei jungen Männern ist Alkohol sogar die häufigste Todesursache, und da sind die Autounfälle wegen Alkohol am Steuer noch nicht mit eingerechnet.
    Oder das Übergewicht – ein riesiges Problem, vor dem die Weltgesundheitsorganisation die Länder des Westens schon seit Jahren warnt. Jeder vierte Deutsche ist deutlich zu dick, belegt eine Studie aus 2012 des Robert Koch-Instituts. Die Zahlen sind seit 1998 stark gestiegen. Übergewicht erhöht das Risiko für diverse Krankheiten, etwa für Diabetes, aber auch für Krebs und Herzerkrankungen. Ein Freund, der etliche Kilo zu viel hat, beteuert seit dreißig Jahren: »Ab morgen nehme ich ab.« Ich bin der Überzeugung: Wenn man immer ein schlechtes Gewissen mit sich herumschleppt, wird man zusätzlich krank. Ich habe wenigstens mit Genuss gesündigt – wenn’s auch nur ein kleiner Trost ist.
    Jeder Mensch hat eine Vision. Vermutlich träumt auch jeder ein bisschen davon, sich unsterblich zu machen. Manche wollen einen Oscar gewinnen oder den Literaturnobelpreis. Andere brechen einen Rekord im Guinness Buch, zum Beispiel im einbeinigen Sackhüpfen, um dort verewigt zu werden, ritzen ihren Namen in Baumstämme oder zeugen unendlich viele Kinder. Ich würde mir etwas anderes wünschen. Es gibt Erhebungen, die sagen, dass der Deutsche im Durchschnitt 700 Meter am Tag geht. Als ich das gelesen habe, war ich doch ziemlich schockiert. Bei mir dürften es heute 15 Kilometer am Tag sein. Nehmen sie die ganzen Jogger, Sportler, Bedienungen in Lokalen und all die anderen Menschen, die den Schnitt hochtreiben – dann können sie sich vorstellen, wie viel die noch gehen, die ihn runterziehen. Mein Wunsch wäre es nun, dass wir alle zusammen daran arbeiten würden, diesen Schnitt Stück für Stück in die Höhe zu treiben. Jeder für sich und somit einer für alle. Jeden Tag mit kleinen Dingen anfangen. Eine Station vorher aus der Bahn steigen und den Rest ins Büro laufen. Den Weg in die nächste Pizzeria mal zu Fuß zurücklegen, auch wenn man vorhat, nichts zu trinken. Oder die Treppe nehmen statt des Aufzugs.
    DER LIFTER
    Ich weiß nicht, warum das so ist, aber es scheint unter den Menschen, die hin und wieder von mir besucht werden wollen, zwei Kriterien zu geben, wonach sie ihre Wohnungen aussuchen:
    1. Sie wohnen immer ganz oben.
    2. Es gibt keinen Fahrstuhl.
    Früher musste ich mit sehr viel Zeit im Vorfeld anreisen, weil ich wusste, dass ich ewig brauchen würde, um in den fünften Stock hinauf zu schnaufen. Am schlimmsten war es, wenn in einer balkonlosen Wohnung dann auch noch Rauchverbot herrschte. Ich konnte mir überlegen, ob ich die Mühsal eines Hofgangs auf mich nahm und mich für gut eine Stunde von meinen Freunden verabschiedete, eine Diskussion mit der Dame des Hauses über Rauchverbote und den Kontrollstaat anzettelte oder stumm an meinen Entzugserscheinungen litt. Damals hätte ich mir hin und wieder einen Treppenlift gewünscht, wie er in Zeitschriften immer mit diesen glücklich lächelnden Senioren beworben wird. Das einzige Problem war, wie man es schaffte, ihn zu benutzen und dabei trotzdem cool auszusehen. Die Beantwortung dieser schwierigen Frage habe ich mir jetzt für einen späteren Lebensabschnitt aufgehoben. Heute überhole ich selbst Kinder, Katzen und Windhunde auf den Stiegen. Also – meine Kinder haben noch ein bisschen Zeit, bis sie sagen können: »Wenn früher unser Vater nachts nach Hause kam, haben wir Gläser und Flaschen klirren gehört. Heute hören wir nur noch den Treppenlift.«
    Wenn alle Menschen in Deutschland zumindest hin und wieder auf den Fahrtstuhl oder die Rolltreppe verzichteten, ich glaube, es würde tatsächlich den schon so oft

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