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Man lebt nur zweimal

Man lebt nur zweimal

Titel: Man lebt nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Lauterbach
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davon überzeugt, dass ich gewinne und alle Aufträge bekomme, sie ist eine wunderbare Optimistin; ich könnte auch eine Einladung zu einem lokalen Häkelwettbewerb erhalten und sie sähe mich bereits mit dem Pokal in der Hand auf dem Siegerpodest triumphierend eine selbstgefertigte Mütze hochhalten.
    Was soll ich sagen? Viktoria sollte wie immer recht behalten. Ich gewann die Wahl. Dabei hatte die deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V. neben mir unter anderem den Ex-Handballnationalspieler Heiner Brand, den Olympiasieger und Weltrekordhalter im Skispringen, Sven Hannawald, den Moderator Markus Lanz, den 26-jährigen Profiboxer Marco Huck und den Schriftsteller Frank Schätzing nominiert. Ich schätze, da war jeder Einzelne fitter als ich. Vielleicht sogar Markus Lanz, Deutschlands neuer Lieblings-Schwiegersohn, Talk-Master, Koch-Talker und Wetten dass?-Moderator. Der ist im Auftrag einer Fernsehproduktion immerhin schon einmal bis zum Südpol gepilgert. Gut, ich treibe fünf Mal die Woche für 90 Minuten Sport und gehe regelmäßig auf den Golfplatz. Bei diesem »missratenen Spaziergang«, wie Mark Twain eine Runde Golf mal genannt hat, geht man immerhin so an die zehn Kilometer. Ich muss aber zugeben, dass es im Vergleich zur Strecke München-Südpol wohl eher eine Kurzstrecke ist. Wie auch immer: Ich verwies sie alle auf die Plätze.
    Natürlich fand ich, dass die Wahl nicht nur auf einen besonders sympathischen Kandidaten gefallen war, sie zeugte auch von so etwas wie Intelligenz. Denn wie so oft im Leben kam es doch auf die Entwicklung an. Das galt für Börsenkurse genauso wie für Gesundheitsfragen. Und meine Entwicklung, um im Bild zu bleiben, war die von einem maroden Ein-Mann-Betrieb hin zu einem solventen Dax-Unternehmen.
    Nicht viele Wochen danach war ich übrigens selbst bei Markus Lanz in der Talkshow eingeladen. Angesprochen auf meine Wahl hat er mich in der Sendung allerdings nicht. Wenn er sich insgeheim ein wenig gewundert hat, dass man mich für den Gesünderen von uns beiden hielt, dann hat er es sich zumindest nicht anmerken lassen.
    NIE ZU SPÄT
    Ich wette gerne. Ich hab ja mal mit einem Kumpel gewettet, dass ich einen Oscar kriege. Das war kurz bevor mein Sohn Oscar auf die Welt kam. Vor Kurzem hätte ich auch gerne mein Geld darauf gesetzt, dass Deutschland sowohl Europa- als auch Weltmeister im Fußball wird. Während ich die Oscar-Wette natürlich gewonnen hatte, hätte ich die zweite leider verloren. Gott sei Dank hat die Wette niemand angenommen. Vielleicht weil der Zeitraum für eine Sportwette zu langfristig war – zum Glück, ich hätte sicher viel gesetzt und daher kräftig verloren. Und dieser Verlust wäre meiner wachsamen Frau ganz sicher nicht entgangen.
    In Großbritannien kann man eigentlich auf alles wetten. Aber auch in Deutschland sind die Buchmacher mittlerweile so weit, sich hin und wieder auf verrückte Sachen einzulassen. Einer meiner ersten Gedanken nach meinem Sieg zum Gesundheitsmann war: Mist, darauf hättest du wetten sollen. Was für eine Quote ich wohl erhalten hätte. Ich stellte mir vor, wie ich damals an einem meiner üblichen Samstage irgendwann in den 1990ern um elf Uhr morgens ein Wettbüro betreten hätte. Hinter mir lagen vermutlich ein Besuch der Münchner Edel-Disko P1 und irgendeiner Frühkneipe, die erst um Mitternacht aufmachte und die letzten Gäste gegen zehn aus dem Haus kehrte. Aufgedunsen, mit rot geränderten Augen und selbst wie eine Kneipe riechend, hätte ich torkelnd das Wettbüro betreten. Kippe im Mund, rechts ’ne Bottle Wodka und links eine nicht mehr taufrische Blondine im Arm. Ich hätte einen Tausender auf den Tresen geknallt und gelallt: »Ich mach mit dir Wettfuzzie ’ne Wette, hicks. Ich wette, dass ich in spätestens zehn Jahren zum Gesundheitsmann gewählt werde, hicks. Was krieg ich für ’ne Quote, Wettfuzzie?« Der Buchmacher hätte den Schein so schnell vom Tisch gewischt, dass ich es gar nicht mitbekommen hätte und gesagt: »Such dir ’ne Quote aus.« Im Ernst, das Wettbüro hätte mir garantiert eine so irre Quote angeboten, dass ich heute Multimillionär wäre.
    Ich persönlich hätte natürlich damals keinen Penny auf mich gesetzt. Auch meine Freunde hätten ausnahmslos dagegen gewettet und ich hätte es ihnen nicht verübelt. Was für eine Auszahlung sie wohl erhalten hätten für die Prognose, dass ich in fünfzehn Jahren dem heutigen Treiben auf Erden eher von einer Wolke denn von einem Fitnessstudio

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