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Man lebt nur zweimal

Man lebt nur zweimal

Titel: Man lebt nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Lauterbach
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herbeigewünschten Ruck durch die Gesellschaft geben. Das ist mein Ernst! Das wäre nicht nur gut für die Gesundheit; es würde auch Energiekosten sparen. Menschen, die sich bewegen, sind auch freundlicher zu ihren Mitmenschen und haben bessere Laune.
    Das ist also meine Vision. Ich nenne sie mal – die Lauterbach-Treppe. Das wäre doch was. Würde mir gefallen.
    MILDERNDE UMSTÄNDE
    Wenn ich heute sage, dass es ganz einfach war, das Leben zu ändern, dann meine ich damit: Man muss es wollen. Das ist eine oft gehörte Binse, das macht sie jedoch nicht falsch.
    Man muss dafür für sich wirklich zu dem Schluss gekommen sein, dass es durch die Veränderung mehr zu gewinnen als zu verlieren gibt. Das steht ja keinesfalls fest. Denn natürlich hat man sein altes Leben auch geführt, weil es einem Spaß gemacht hat.
    Am allereinfachsten ist es, wenn man gar keine andere Wahl hat. So wie in meinem Fall. Wenn der Arzt sagt: Entweder weiterleben oder weitertrinken.
    Aber auch, wenn es noch nicht ganz so weit ist, kann man sich ja ganz in Ruhe und allein für sich die Frage stellen, ob es nicht sinnvoll wäre, etwas zu verändern. Man kann sich einen Zettel nehmen und auf der einen Seite die Vorteile aufschreiben, die eine Veränderung mit sich brächte und auf der anderen Seite die Nachteile. Dann schläft man darüber. Man sieht sich am nächsten Tag noch mal den Zettel an. Dann trifft man eine Entscheidung. Und die zieht man dann durch. Mit eisernem Willen. Jeder, absolut jeder kann das schaffen.
    Ich bin überhaupt kein großer Pläneschmieder. Nie gewesen. Ich bin auch niemand, der viele Hintergedanken hegt, über Bande spielt, oder sich gar Strategien überlegt, bevor er eine Frau anspricht oder über ein Gehalt verhandelt. Ich weiß nicht, ob das gut ist, so zu sein. Es ist eben so.
    Aber selbst mir leuchtet ein, dass das ungünstig ist, wenn man im Leben langfristig etwas ändern möchte und keinen Plan hat, wie das gehen soll. Für eine Veränderung braucht man also ein Ziel und einen Weg dahin.
    Das habe ich mir ein wenig von meiner Frau abgeguckt. Viktoria ist die Meisterin des Pläneschmiedens. Masterplan ist so etwas wie ihr zweiter Vorname. Es gab damals nicht nur einen mit nahezu mathematischer Präzision ausgefeilten Tischordnungsplan zu unserer Hochzeit, es gibt auch mehrseitige Einkaufszettel oder To-do-Listen. Es gibt einen Schul- und Sportplan für die Kinder. Insgeheim habe ich sie manchmal im Verdacht, sie hätte sogar einen Masterplan für ihren Mann.
    Ich betone immer wieder und mache das auch hier, dass ich es ohne Viktoria vermutlich nicht geschafft hätte. Zum einen hat sie mir in Form ihrer Person ein Ziel vor Augen gehalten für das es sich lohnte, diesen Kraftakt zu vollführen, zum anderen war sie meine Kontrolleurin; begleitete mich ständig mit einem wachsamen Auge.
    Dabei hat sie nie versucht, mich zu erpressen. Sie hat mich nie mit Sanktionen belegt, beleidigt oder bösartig reagiert, wenn ich eine Zigarette geraucht oder ein Glas Wein getrunken habe. Sie musste auch gar nicht aussprechen, dass es mit uns nicht lange gut gehen würde, wenn ich mein Leben nicht änderte. Das war mir selbst klar.
    Viktoria trinkt nicht, hat noch nie geraucht und noch nie Drogen genommen. Sie treibt sich nicht gerne lange auf Partys herum und achtet ohnehin darauf, nur Dinge zu machen, die ihr guttun. Sie war also genau die Richtige für mich. Wäre sie selbst ständig mit einer Zigarette oder einem Schnaps bei mir angekommen, wir hätten uns sicherlich gegenseitig immer wieder in den Abgrund gezogen.
    Oder umgekehrt: Hätte sie Druck ausgeübt, wäre ich sicher bockig geworden. Nur durch ihre Geduld und ihr ernsthaftes, geduldiges Abwarten hat sie es mir so einfach gemacht. Den Rest hat mein Willen erledigt. Und wenn ich wirklich mal in Versuchung war von meinem Plan abzuweichen, hat sie mich nur angesehen. In diesem Blick lag dann so viel Liebe und Fürsorge, dass ich es nicht über das Herz brachte, sie zu enttäuschen.
    Es gibt also nicht nur die eine Seite, die planvolle, die etwas mit einem starken Willen zu tun hat. Sondern auch die äußeren Umstände spielen eine Rolle. Bis zu einem gewissen Grad ist man ja in der Lage, diese zu beeinflussen. Man muss alle Hebel in Bewegung setzen um sich ein möglichst perfektes Umfeld für sein Vorhaben zu schaffen. Wenn man sich nämlich die aktuellen Studien dazu einmal anguckt, dann spielen günstige Umstände bei allen Verhaltensänderungen die entscheidende

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