Man lebt nur zweimal
hatte ich tatsächlich das Gefühl, ich hätte ihn total verstanden und gab ihm in allen Punkten recht. Da war natürlich auch der eine oder andere Joint im Spiel. Ich dachte: »Ja, das ist tatsächlich ekelhaft, wie die Menschen da übereinander herfallen wie die Kaninchen, völlig unnötiges Rumgeturne.«
Mal abgesehen davon, dass meine damalige Erleuchtung nur ein paar Minuten anhielt, würde ich das heute ähnlich sehen, was neue Frauenbekanntschaften betrifft. Man sollte in Würde altern. Das betrifft auch die Liebe.
Ich weiß noch, dass früher ein paar Journalisten bemängelt haben, dass meine Freundinnen immer jünger werden würden. Doch dem musste ich wiedersprechen: Die Freundinnen blieben gleich alt. (Es stand halt immer die zwei vorne.) Nur ich bin älter geworden.
KÜNSTLICHE SCHÖNHEIT
Ich bekam einmal die Anfrage, eine Laudatio zu halten für die Sängerin Cher, die ein Bambi bekommen sollte. Ich habe sofort zugesagt, denn die wollte ich mir immer schon mal aus der Nähe angucken. Die Sängerin ist ja praktisch ein wandelndes Stück Kulturgeschichte, so etwas wie die Mutter der Schönheitsoperation, oder vielleicht sogar: die Großmutter. Und das ist schon was anderes, so jemanden nicht nur auf einem Plattencover zu sehen oder im Film, sondern 10 Zentimeter vor sich zu haben.
Aber dafür, dass sie eine der ersten war, die sich unters Messer gelegt hat, muss ich sagen, hat sie erstaunlich gut nachlegen lassen. Das habe ich wahrlich schon schlechter gesehen. Ich sah genau hin (wie Fritzchen bei Onkel Mike, Nase und so) und war wirklich überrascht – nichts zu sehen. Bei dem obligatorischen Überreichungsbussi hatte ich dann doch ein bisschen Angst, ihr etwas weg zu küssen. Nicht, dass ich aus versehen ihr Ohr streife und das fällt ab, dachte ich noch. Aber es hat alles gehalten.
Ich selbst würde mich eher nicht operieren lassen, zumindest nicht aus rein ästhetischen Gründen, wenn jetzt nicht außergewöhnliche Dinge passieren. Wenn ich nicht zum Beispiel morgen aufwache und Schlupflider habe – ohne dass ich jetzt ganz sicher weiß, was Schlupflider sind, es klingt jedenfalls sehr unschön – oder ein extremes Doppelkinn nach dem Motto: »Kinn hoch – beide!«, würde ich auf so eine OP ganz gern verzichten. Ich habe aber keine grundsätzlichen, moralischen Einwände gegen Schönheits- OP s, das nicht. Im Grunde ist ja jede Brücke die man machen lässt, schon eine optische Verbesserung. Mich stört eher, dass es im Gesicht so häufig missglückt. Die Frauen haben dann seltsame Schläuche als Lippen und beim Lachen einen Gesichtsausdruck, als wäre ihnen jemand auf den Fuß getreten. Die Männer sind kaum wiederzuerkennen, weil ihre Mimik dermaßen erstarrt, als hätten sie am Horizont den Feind erspäht. Oder sie sehen aus, als würden sie im Windkanal stehen.
Brüste sind mir im Naturzustand auch lieber. Ich habe da allerdings in den letzten Jahren keine wirklichen Vergleichsmöglichkeiten mehr. Auch hier wird der Fortschritt wohl immens sein. Vermutlich würde ich heute bei einem Blindtest schon gar keinen Unterschied mehr bemerken.
Ich erinnere mich allerdings noch mit Grausen an die Anfänge des Silikons. Da hatte man statt einer weichen Grapefruit auf einmal eine Kegelkugel in der Hand.
ECHTE TRAUMFRAUEN
Es gibt Frauen, die nicht schön sind, sondern nur so aussehen.
Karl Kraus
Ich glaube, es gibt für jeden Menschen eine gewisse Anzahl an potentiellen Partnern, die zu ihm passen. Und diese Zahl ist nicht sehr groß. Ich meine die Zahl derer, die wirklich zu ihm passen.
Ich habe damals Viktoria gesagt, als ich sie das allererste Mal gesehen habe, ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass wir eines Tages unseren Enkelkindern zusammen beim Spielen zusehen werden. Das habe ich nicht nur einfach so dahin gesagt. Das war mein voller Ernst. Man muss bedenken, dass ich bis zu besagtem Abend doch die eine oder andere Dame kennengelernt habe, der ich den einen oder anderen Satz reingesungen hatte. Zu keiner von ihnen habe ich Vergleichbares gesagt, nicht einmal im ärgsten Vollrausch. Wollte ich eine Frau unbedingt ins Bett kriegen, wäre mir zwar früher kaum ein Trick zu schmutzig gewesen. Aber auf so was wäre ich gar nicht gekommen. Ich weiß, die Geschichte klingt im Nachhinein gut konstruiert. Toll ist, wenn man weiß, dass sie auch noch wahr ist.
Und so denke ich umgekehrt manchmal: Wenn ich damals den Freund nicht angerufen hätte, und wir gesagt hätten: »Lass uns doch
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