Man lebt nur zweimal
Leben immer leichter als Netzhautpeitschen. Natürlich ist das nicht ihr Verdienst. Es hat aber auch niemand behauptet, dass das Leben gerecht sei. Auch andere Talente wie Intelligenz oder Musikalität sind ja nicht nach dem Sozialprinzip verteilt, sondern eher zufällig. Schlimm ist, dass die positiven Eigenschaften meist auch noch gehäuft bei einzelnen Personen auftreten, während andere völlig leer ausgehen.
Der Sympathievorschuss, den schöne Menschen genießen, ist hinlänglich durch Studien belegt. Vermutlich ist niemand frei von dieser Form der positiven Diskriminierung: Man traut attraktiven Menschen automatisch mehr zu, hält sie für netter, interessanter, anständiger. Sie werden bei Bewerbungsgesprächen bevorzugt, bekommen als Mitarbeiter in vergleichbaren Positionen mehr Gehalt und werden vor Gericht weniger hart bestraft. Und man möchte hübsche Menschen auch lieber zur Freundin oder zum Freund haben als hässliche. Jetzt hat ein renommierter Forscher der London School of Economics auch noch herausgefunden, nachdem er die Daten von 52000 Menschen analysiert hat: Attraktive Menschen sind im Schnitt klüger als hässliche. Demnach liegen schöne Männer 13,6 Punkte über dem IQ -Durchschnitt, hübsche Frauen immerhin 11,4 Punkte. Die Studie ist übrigens recht glaubwürdig – ich habe mir nämlich mal ein Foto von dem verantwortlichen Wissenschaftler angeschaut. Und dieser Satoshi Kanazawa ist selbst alles andere als ein Schönling.
Oft finden ja ausgerechnet Männer heraus, dass sie fremdgehen müssen und Frauen viel lieber treu sind, oder braunhaarige Linkshänder, dass sie die besseren Menschen sind – das ist im Fall von Satoshi Kanazawa also auf jeden Fall ausgeschlossen. (Dieser Typ macht übrigens häufiger Studien, die alles andere als politisch korrekt sind. Unlängst hat er einen Grund ermittelt, warum sich Selbstmordattentäter in die Luft sprengen: Zu wenig Sex!)
Ich will dem gleich noch etwas politisch Inkorrektes anfügen: Ich umgebe mich lieber mit schönen Menschen, weil sie oft ein bisschen relaxter durchs Leben gehen. Das lässt sich leicht erklären. Sie hatten es im Leben meist angenehmer als die dicken und hässlichen. Sie wurden schon von den Großeltern bevorzugt, waren in der Schule beliebter und mussten sich stets ein bisschen weniger anstrengen, als ihre unattraktiven Kollegen. Wer lässiger durchs Leben kommt, strahlt das aus. Glück macht entspannt. Das ist so, auch wenn’s natürlich ungerecht ist.
Allerdings gibt es ein paar bemerkenswerte Ausnahmen von der Bevorzugungsregel. Und das betrifft vor allem die Karrieren von schönen Frauen. Dazu haben Wissenschaftler ein interessantes Experiment gemacht: Sie verschickten wahlweise Bewerbungen mit sehr hübschen oder durchschnittlich attraktiven Fotos von Männern und Frauen sowie Bewerbungen ganz ohne Foto an aktuelle Stellenausschreibungen. Danach werteten sie aus, wer wie oft eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhielt. Demnach werden schöne Frauen seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen, während für schöne Männer das Gegenteil gilt.
Auf der Suche nach einer Erklärung tippten die Wissenschaftler zunächst auf das Vorurteil von der dummen Blondine. Es stellte sich dann aber heraus, dass in den Personalabteilungen bevorzugt Frauen sitzen. Und die sortierten die hübschen Konkurrentinnen gnadenlos aus. Ganz anders fielen nämlich die Ergebnisse aus, sobald man die Auswahl einer externen Personalagentur überließ. Dort arbeiten zwar auch viel mehr Frauen als Männer, aber die brauchten nicht zu befürchten, von der schlanken Kollegin bei der nächsten Betriebsfeier in den Schatten gestellt zu werden.
DAS KREISCHOMETER
Als Schauspieler lebt man natürlich von und mit seinem Äußeren. Man muss sich vielleicht ein bisschen mehr damit befassen, als der »Normalbürger«. Ich habe ein indifferentes Verhältnis zu meinem Äußeren. Einerseits finde ich mich überhaupt nicht hübsch, andererseits registriere ich ein gewisses Interesse, das mir große Teile der Damenwelt entgegenbringen. Man lebt als Schauspieler natürlich nicht schlecht damit, wenn einem die Andersgeschlechtlichen eher zugetan sind. Nicht zuletzt, weil die Produktionsfirma natürlich darauf setzt, dass egal wie gut der Film bei Feuilleton und Publikum am Ende ankommt, die eine oder andere Dame sich allein schon wegen des Hauptdarstellers eine Karte kaufen wird. Oder ihren Mann vor dem Fernseher überredet, lieber diesen Film zu sehen als
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