Man lebt nur zweimal
entwerfen. Die unscharf wird, so bald man den eigenen Partner anschaut.
Oder wir müssen auf die Fortschritte der Schönheitschirurgie bauen. Noch funktioniert das alles nicht so recht, die meisten Menschen sehen nach einer Schönheits- OP nicht besser aus als vorher, eher im Gegenteil. Die nächste Generation kann optimistischer in die Zukunft schauen. Wenn die medizinische Entwicklung so weitergeht, besteht Anlass zur Hoffnung, dass man zumindest das optische Problem langjähriger Partnerschaften in den Griff bekommt. 70-Jährige sehen künftig noch straff aus wie Teenager. Von den Falten behält man nur die, die einem gefallen. Wörter wie Glatze und Orangenhaut wird man eines Tages im Wörterbuch nachschlagen, um sich an deren Bedeutung zu erinnern.
OFFENE BEZIEHUNGSFORMEN
Trotzdem plädiere ich nicht für die offene Beziehung. Denn – das ist die Crux an der Sache – das ginge bei mir auch nicht. Eine Beziehung, in der meine Frau pausenlos fremdgeht, würde ich nicht wollen. Ab einem gewissen Grad der Intensität oder Liebe ist mir das nicht angenehm, die Vorstellung, dass die Frau mit einem anderen Mann schläft. Ich kenne auch kein einziges Paar, bei dem das funktioniert – es sei denn, die Beziehung ist ohnehin ungleichgewichtig.
In solchen Beziehungen ist es dann in der Regel der Mann, der allein bestimmt, wo es langgeht und mit wem er sich trifft, während die Frau brav zu Hause sitzt und wartet. Solche Konstellationen kenne ich natürlich auch ein paar. Die Frauen, meist deutlich jünger und finanziell vermutlich auch noch abhängig von dem Typen, beugen sich dem Wunsch vielleicht, aber wirklich glücklich sehen sie nicht dabei aus. Das finde ich keine allzu gute Lösung.
Ein Freund von mir aus Köln, mittlerweile das dritte Mal verheiratet und endlich ruhig geworden, hat früher so gelebt. Der sagte seiner Liebsten dann: »Also, Brigitte, ich sag dir gleich, es gibt da noch die Gabi, die Susanne, die Moni und die Yvonne. Kommst du damit klar?« Zumindest ehrlich. Wolfgang, so heißt er, hatte auch immer klare Prinzipien: »Heiner, vorne muss die 2 stehen«, sagte er. Damit meint er nicht etwa, dass er 200 Frauen hatte, oder 2000, sondern dass seine Frau aussortiert wird, sobald sie die dreißig erreicht hat.
Wenn nun umgekehrt Viktoria eines Tages vorschlagen würde: »Lass uns doch mal probieren, eine offene Beziehung zu führen.« Und sie würde mir erlauben, mit anderen Frauen Affären zu haben – wie würde ich das finden? Ich weiß nicht, wie ich dann reagieren würde. Ich glaube, ich würde sofort ins Bad gehen und heimlich in das Schränkchen gucken, in dem sie ihre Medikamente aufbewahrt. Und gucken, ob irgendwelche seltsamen, neuen Pillen darunter wären. Oder besser gleich den Notarzt rufen. Was ich damit sagen will: Ich bin mir einfach sicher, dass ich diese Frage zu 100 Prozent ausschließen kann.
Zum Glück gibt Viktoria mir überhaupt keinen Anlass zur Eifersucht. Wenn sie ständig mit jemandem rumschäkern würde, während ich danebensitze, dann würde mich das nerven. Denn zum einen fände ich das von ihr mir gegenüber nicht sehr nett, und zum anderen bringt sie mich damit in eine saublöde Situation dem Mann gegenüber. Ich müsste ja in irgendeiner Form reagieren, und das bringt stets Unruhe, Unfrieden oder Schlimmeres mit sich. In meinem Fall werden solche Auseinandersetzungen ja auch immer gleich an die Öffentlichkeit getragen. Ich sehe schon die Schlagzeile in der Bild -Zeitung.
Viktoria ist zum Glück auch überhaupt nicht eifersüchtig, sie vertraut mir einfach. Sie hat auch kein Problem damit, dass ich bei meinen Drehs ständig mit hübschen Frauen zu tun habe. Im Gegenteil, wenn wir über die Besetzung sprechen und sie hat den Eindruck, die Frau an meiner Seite sei nicht attraktiv genug besetzt, dann sagt sie oft: »Nee, nee, da muss ’ne Hübschere her!« Oder: »Die ist doch viel zu alt für dich!«
Bei mir hat sich die Lösung ganz von allein ergeben – mit dem Alter. Ab einem gewissen Alter nimmt einfach der Zwang ab, jede Frau umlegen zu müssen. Das ist auch eine Erleichterung. Als ich in Indien war und meine Tage mit dem indischen Jogalehrer Krishna verbrachte, hatte ich diese Erkenntnis ja schon einmal, das ist jetzt etliche Jahre her.
Krishna war ein unglaublich hübscher Junge, lebte jedoch völlig enthaltsam. Sex hielt er für Energieverschwendung. Und für würdelos. Da hatte ich so etwas wie eine Kurzerleuchtung, wie ein umgekehrtes Déja-vù. Damals
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