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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Marr
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Lexi und ich wie immer zusammen zur Schule. Ich konnte die Latscherei nicht ausstehen. Aber Rettung war in Sicht. Wenn ich erst mal meinen Führerschein hatte und Mum mir wie versprochen den Saab kaufte, würde ich sowieso überallhin fahren. Sogar zum Feinkostladen an der Ecke, um Milch zu holen.
    Lexi hingegen liebte es, zu Fuß unterwegs zu sein. Sie war auf einem selbst verordneten Jane-Austen-Fitness-Trip.
    „Fällt dir eine einzige Romanfigur bei Jane Austen ein, die übergewichtig ist? Nein! Und hatten die damals vielleicht Laufbänder oder Stepper? Die blieben in Form, weil sie Hunderte Kilometer voneinander entfernt wohnten und überallhin laufen mussten“, erklärte mir Lexi euphorisch. „Ich war noch nie im Fitnessstudio und ich habe auch nicht vor, das zu ändern, vielen Dank. Fitnessstudios haben so was von griechischer Homoerotik.“
    Lexi ist vielleicht nicht das schlankste Mädchen, das ich kenne, aber sie ist auch nicht dick. Vielleicht war an ihrem Fitnesskonzept also was dran. Vielleicht hielt sie ihr Gewicht aber auch bloß, weil sie nur einmal am Tag etwas aß, außer montags und freitags, und unter einer „leichten Essstörung“ litt, wie sie es selbst nannte.
    Eigentlich ging ich ganz gern mit Lexi zur Schule. Sie war immer so gesprächig und das ist praktisch, wenn man selbst nichts Tolles zu erzählen hat.
    Die Straßen von East Rivermoor sind sehr schmal und ausschließlich für Privatfahrzeuge gebaut. Sie sind mit hübschen dunkelgrauen Steinen gepflastert, die in regenbogenförmigen Mustern angeordnet sind. Es gibt sogar altmodische Laternenpfähle, ein Spezialimport aus London. Ich kann mir nicht vorstellen, in einer Gegend zu leben, wo dichter Verkehr herrscht und ständig Lkws durchbrettern. Eltern, die da wohnen, sollten sich vor ihren Kindern schämen.
    Lexi hatte die Hand um den Gurt ihrer Umhängetasche gelegt. Ihre Fingernägel waren schwarz lackiert. Ich hatte meine Tasche nicht dabei, denn die stand hoffentlich immer noch im Geschichtsraum.
    Meine Mutter hatte mal wieder einen Zwanziger im Kühlschrank deponiert, aber Lexi war so lieb gewesen, mir ein Sandwich zu machen. Sie hatte das Päckchen mit Bastschnur zusammengebunden und mit einem Papierherz dekoriert. In die Mitte hatte sie meinen Namen geschrieben. Lexi hat keine Mutter mehr, darum spielt sie manchmal meine.
    „Ich mache gerne Pausenbrote, obwohl ich sie nie esse“, sagte Lexi und war auf beides hörbar stolz.
    Ich verdrehte die Augen. Lexi tat immer so, als würde sie nie etwas essen, dabei hatte ich ja gestern erst gesehen, wie genüsslich sie in den Bagel gebissen hatte. Und ich war mir sicher, dass sie auch heute wieder irgendwas Essbares zutage fördern würde, das sie natürlich nur für den Fall eingepackt hatte, dass ihr Blutzuckerspiegel in den Keller sank.
    „Danke für das Lunchpaket, du bist echt ein Schatz“, antwortete ich.
    Ich hatte am Morgen kurz überlegt, ob ich die zwanzig Dollar einfach im Kühlschrank liegen lassen sollte, nur um Mum zu ärgern. Doch dann fiel mir ein, dass ich ja ganz dringend neue Wimperntusche brauchte, und mit meiner Kreditkarte konnte ich nicht mehr bezahlen, weil ich mein Limit längst ausgereizt hatt e … Also steckte ich den Geldschein kurzerhand in meinen Blazer, bevor ich es mir noch mal anders überlegen konnte.
    „War deine neue beste Freundin Ella eigentlich schon bei dir, um sich das tollste Haus von ganz East Rivermoor anzusehen?“, fragte Lexi.
    „Ja, unsere neue Freundin Ella war gestern nach der Schule da. Wir sind zusammen nach Hause gelaufen.“
    „Und?“
    „Sie war total begeistert und sagte so Sachen wie: ‚Oh mein Gott, ihr habt ein Extrabad?!‘ Und ich nur: ‚Wir haben vier.‘ Sie hat sich fast in die Hose gemacht vor Entzücken. Und als sie mein Schlafzimmer mit Erker und Himmelbett gesehen hat, war sie kurz vorm Kollaps, glaube ich.“
    Lexi grinste wissend. „Ich weiß, ich war gestern nicht besonders nett zu Ella, weil ich die ganze Zeit nur rumsaß und nichts gesagt habe. Aber ich finde, Marianne hat Recht: Wir können jemanden wie sie unmöglich in unsere Clique aufnehmen. Außerdem kennen wir sie überhaupt nicht.“
    „Seit wann hörst du darauf, was Marianne sagt?“, antwortete ich und warf ihr einen kühlen Blick zu. Lexi schaute schnell woandershin.
    „Du weißt genau, wie ich das meine, Lizzie. Wir kennen uns seit Ewigkeiten. Unsere Eltern kennen sich seit Ewigkeiten. Ella hast du nur zufällig in der Essensschlange

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