Manche Maedchen raechen sich
getroffen.“
„Ja, schon, abe r …“
„Ich will damit doch nur sagen, dass Marianne vielleicht gar nicht so falsch liegt. Hast du nicht erzählt, dass Ella von ihrer Mutter unterrichtet wurde, bevor sie hierhergezogen sind? Vielleicht ist Mr s Dashwood ja irgend so eine durchgeknallte Einsiedlerin. Und außerdem ist es unser letztes gemeinsames Schuljahr. Das sollten wir genießen. Nur wir drei.“
Ich schwieg. Dass Marianne sich plötzlich so wichtig machte, wurmte mich mehr, als ich zugeben wollte.
„Was spricht denn dagegen, ein bisschen zusammen abzuhängen?“, sagte ich schließlich. „Sie ist echt witzig und schrullig und hübsch ist sie auch. Na ja, wobei, an ihrem Look könnte man noch ein bisschen arbeiten. Die Frage ist doch, ob wir lieber dabei zuschauen wollen, wie sie den Blond-Girls in die Hände fällt.“
„Wohl eher nicht“, antwortete Lexi und klang dabei wenig überzeugt. „Du machst die Ansagen, Lizzie, als o … Oh, h i …“
Neben Lexi tauchte plötzlich ein großer blonder Junge mit dunklen Augen auf.
Habt ihr euch auch schon immer gefragt, wohin die ganzen Emo-Typen verschwinden, wenn die Sonne rauskommt? Tja, einige von denen tauschen ihre engen Jeans einfach gegen ein paar Sportklamotten. So wie dieser hier. Ich nannte ihn immer bloß Aardant, so hieß er mit Nachnamen.
Lexi nannte ihn bei seinem Vornamen, Alistair, und wurde jedes Mal knallrot dabei.
„Ich hab gehört, dass es jetzt endlich einen Termin für unseren Abschlussball gibt“, sagte er.
„Ach, echt?“, antwortete Lexi und fing an, mit ihren Haaren herumzuspielen.
„Ja, hab’s gestern nach dem Training erfahren.“
So ein Trottel! Als hätte er nicht längst eine Freundin! Und wo wir schon mal bei diesem düsteren Kapitel sind: Seine Freundin war ganz zufällig Jane Ayres. Ich meine, ich konnte ja sehr gut verstehen, dass er lieber mit Lexi zum Ball gegangen wäre als mit dieser Psychobraut, abe r …
Ich warf Aardant einen kurzen Blick zu und beschloss, mich zu verziehen. Ich hatte keine Lust, ihm dabei zuzuhören, wie er Lexi seine Waden anpries, die für langsame Tänze bestimmt wie gemacht waren. Zum ersten Mal in meinem Leben stieß ich vor Erleichterung einen tiefen Seufzer aus, als ich beim Schultor ankam.
Irgendwann hatte der Eltern- und Schulverein beschlossen, dass ein goldenes Tor mit geflügelten Knaben und Füllhörnern hervorragend zur exklusiven Atmosphäre unserer Schule passen würde. Die Sache hatte nur einen Haken: Damit das Ganze nicht billig wirkte, konnte natürlich kein Blattgold verwendet werden. Das Tor musste aus massivem Gold sein. Dadurch wurde es aber so schwer, dass es sich kaum öffnen ließ. Und so blieb es nun einfach den ganzen Tag offen stehen und die Priory hatte ihre liebe Mühe, Fremde vom Gelände fernzuhalten und Schulschwänzer am Abhauen zu hindern.
Blöderweise stand jetzt ausgerechnet der dicke Daniel Smalls am Tor. Ich holte tief Luft.
„Eliza Boans!“, brüllte Smalls und richtete seine Hand auf mich wie eine Waffe. „Hollerings will dringend mit dir sprechen. Ich wette, du kriegst Megaärger!“
Er feuerte seine imaginäre Waffe auf mich ab und schlenderte davon.
Ich warf ihm finstere Blicke hinterher. Smalls musste von einem Troll abstammen. Ich hatte irgendwann mal seinen Vater gesehen und der sah aus wie ein ukrainischer Gewichtheber.
„Danke, dass du mir diese Nachricht höchstpersönlich überbracht hast!“, rief ich ihm nach.
„Soll ich mitkommen?“, fragte Lexi, die plötzlich hinter mir stand. Allein.
„Nein, da s … das schaff ich schon“, zierte ich mich.
„Na los, komm“, sagte Lexi und legte ihre schmale Hand mit den schwarzen Fingernägeln in meine Armbeuge.
Lexi ist ein echter Menschenfreund. Sie ist wunderschön und liebenswürdig. Letztes Jahr hat sie fünftausend Aufreißringe von Coladosen gesammelt, damit irgendein Missionar in Indonesien daraus Prothesen für Landminenopfer bauen konnte. Niemand hatte es mehr verdient, Ballkönigin zu werden.
Ich hatte nicht die geringste Lust, Direktor Hollerings einen Besuch in seinem Büro abzustatten. Es liegt im hässlichen Teil der Schule, wo die Mauern aus braunem Backstein bestehen, die Wände braun vertäfelt sin d – wo einfach alles braun ist. Doch wenn Hollerings erst mal in das neue Gebäude umzieht, wird er ein Büro bekommen, das einem Direktor der Priory würdig ist: mit großem Eingangsportal, einem Lichthof in tropischem Ambiente, einer eigenen Bibliothek und
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