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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Marr
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einer Empfangshalle. Wer dann noch bis zu ihm durchkommen will, kann genauso gut versuchen, den Da-Vinci-Code zu knacken.
    Obwohl die erste Stunde noch nicht mal begonnen hatte, war ich nicht die Einzige vor Hollerings’ Büro. Auf der Bank davor saßen in großem Abstand Shane McGowan und Pete Noble. Sie starrten in entgegengesetzte Richtungen und hatten beide blaue Flecken im Gesicht, die sich ausgesprochen gut ergänzten.
    „Wow, Pete!“, rief ich. „Warum um alles in der Welt habt ihr mir denn nicht Bescheid gesagt? Hätte ich das gewusst, hätte ich mir ’ne Karte für die erste Reihe gekauft!“
    „Kein Grund, sich aufzuregen, Eliza“, antwortete er grinsend. „Im Backstage-Bereich bist du jederzeit willkommen.“
    Warum wurde eigentlich jeder dahergelaufene Vollidiot gleich zum Direktor zitiert? Man kam sich glatt vor wie bei „1984“. In dem Roman geht es um einen Polizeistaat, in dem jeder jeden nach Lust und Laune verpfeifen kann. Genau wie an der Priory.
    Stan Collymore, Paul Merson und die üblichen Schläger waren auch da.
    Und Neil Fernandes.
    In den Ferien hatte ich eine Postkarte aus Dallas in Texas bekommen. Vorne drauf war das Sixth-Floor-Museum abgebildet, wo es eine Ausstellung über das Leben des US-Präsidenten John F. Kennedy gab. Sogar das Fenster, von dem aus Lee Harvey Oswald Kennedy angeblich erschossen hatte, konnte man dort bewundern. Auf der Karte stand nur „Du weißt, von wem“ mit einem Smiley darunter. Ich trug die Karte in der Innentasche meines Blazers. Immer, wenn ich Herzklopfen bekam, spürte ich, dass sie da war.
    Neil lehnte an der Wand und hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben.
    Ich hätte ihn gern gefragt, ob in Texas wirklich alle Leute riesige Schulterpolster und Turmfrisuren trugen, aber dann entdeckte er mich und lächelte und ich tat so, als hätte ich ihn nicht bemerkt.
    „Neil!“, rief Lexi.
    „Alex!“, erwiderte Neil in derselben Tonlage.
    „Na, was hast du diesmal angestellt?“
    „Ich hab Frank Bruno gestern nach dem Unterricht im Putzmittelschrank eingesperrt.“
    „Du hast was? “
    „Keine Panik, es geht ihm gut. Die Putzfrauen haben ihn heute Morgen gefunden. Ich habe gesehen, wie er versucht hat, einen Achtklässler im Klo runterzuspülen, und da dachte ich, er braucht vielleicht mal ein ruhiges Plätzchen, um über seine Taten nachzudenken. Und was hast du ausgefressen?“
    Lexi zeigte auf mich. „Ich begleite sie nur.“
    „Ich hab’s ja gewusst: Stille Wasser sind tief.“
    Ich grinste Neil an und wollte gerade etwas erwidern, als die Tür zu Hollerings’ Büro aufflog.
    „Miss Boans!“, rief eine raue Stimme.
    „Hey, das ist unfair! Wieso bist du denn vor mir dran?“, sagte Neil. „Ich warte hier schon seit einer halben Ewigkeit.“
    „Sie ist halt etwas ganz Besonderes“, antwortete Lexi und schob mich in Richtung Tür, obwohl ich den Weg dorthin auch sehr gut alleine gefunden hätte. „Ladies first.“
    Direktor Hollerings und sein Büro hatten etwas gemeinsam: Sie waren kalt und unpersönlich. Es gab kein einziges gerahmtes Foto, keinen Gegenstand, der darauf schließen ließ, wofür der Direktor sich interessierte oder welche Hobbys er hatte. Auf seinem Schreibtisch befanden sich lediglich zwei Ablagekörbe. Auf dem einen stand „Postausgang“, der war leer, auf dem anderen „Posteingang“, und darin stapelten sich Unterlagen.
    Ein Plakat mit dem Motto der Schule hing hinter ihm an der Wand: Nosce te ipsum. Honora te ipsum. Puni te ipsum.
    Das hieß so viel wie: Erkenne dich selbst. Belohne dich selbst. Bestrafe dich selbst.
    Auf dem Besucherstuhl an der Wand saß M r Carter.
    „Setzen Sie sich bitte“, befahl Direktor Hollerings.
    „Aber M r Carter!“
    Doch M r Carter hob nur abwehrend die Hand und zeigte dann auf den Stuhl gegenüber von Direktor Hollerings. Mir lag bereits ein passender Satz auf den Lippen, aber ich schluckte ihn herunter und ließ mich auf den Stuhl fallen. Nicht zu fasse n – M r Carter hatte mir gerade den Mund verboten!
    „Miss Boans, dürfte ich Sie angesichts der ernsten Situation um etwas mehr Zurückhaltung bitten?“, sagte Direktor Hollerings.
    „Können Sie nicht einfach meine Mum anklingeln?“, fragte ich.
    „Es ist jetzt nicht an Ihnen, Forderungen zu stellen, Miss Boan s – davon abgesehen haben wir Ihre Mutter längst angerufen.“
    „Echt? Und Sie haben sie erreicht? Ich bin beeindruckt! Sie müssen mir bei Gelegenheit unbedingt erklären, wie Sie das gemacht

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