Manche moegen's reicher

Philip? Und wieso?«
    »Na, wegen deinem merkwürdigen Vergangenheitsbewältigungsdingsbums, ohne das du angeblich nicht heiraten willst – was übrigens kein Schwein versteht«, fügt sie an.
    »Ach ja?« Ich übergehe die letzte Bemerkung. »Und, hast du eine Lösung dafür gefunden?«
    »Klar, hab ich: Nimm dir doch einfach einen Detektiv!«
    »Einen Detektiv?«, frage ich überrascht.
    »Ja. Wozu hast du denn deinen Superschnüffler, diesen Joe Ranger? Der soll ein bisschen in Philips Vergangenheit herumwühlen, damit du endlich beruhigt bist – vorausgesetzt natürlich, Philip war in seinem bisherigen Leben nicht der New- York-Ripper oder so –, und dann kannst du endlich den Sack zumachen.«
    Einen Detektiv auf Philip ansetzen? Der Vorschlag klingt ebenso verrückt wie faszinierend. Aber dann kommen mir sofort Bedenken. Wäre das nicht ein gewaltiger Vertrauensbruch? Und was, wenn er irgendwie Wind davon kriegt?
    »Molly? Bist du noch dran?«, kommt es aus dem Hörer.
    »Entschuldige, Tessa, ich war nur ein bisschen überrumpelt von deiner Idee. Offen gestanden wäre ich nie auf den Gedanken gekommen.«
    »Aber es ist das einzig Vernünftige, das musst du zugeben«, meint sie.
    »Hm, ich weiß nicht«, murmle ich unschlüssig. »Das muss ich mir erst in Ruhe überlegen.«
    »Ich weiß nicht, was es da noch zu überlegen gibt. Du willst Informationen über Philips Vergangenheit, und der Detektiv kann sie dir beschaffen, so einfach ist das. Noch einmal, Molly: Lass dir nicht zu viel Zeit damit, sonst ist Philip eines Tages weg. Vergiss nie: Er ist reich!«
    »Ich weiß, Tessa, und er sieht gut aus, und er ist charmant, und er ist witzig, und er ist sexy. Glaub mir, niemand weiß das besser als ich.«
    »Aber vor allem ist er reich !« Tessa betont das Wort, als bekäme es dadurch eine Art magische Wirkung. »Lass dir gesagt sein, Molly, irgendwann wird eine andere kommen und ihn dir wegschnappen. Also, worauf wartest du? Mach endlich Nägel mit Köpfen!«
    Irgendwann wird eine andere kommen und ihn dir wegschnappen .
    Allein dieser Satz jagt mir ein Dutzend kalte Schauer über den Rücken. Tessa hat recht. Ich habe Philip schon so lange hingehalten, da wäre es vielleicht wirklich das Beste, Joe Ranger auf ihn anzusetzen, um mir endlich die nötigen Informationen für meinen famosen Geheimnisaustauschplan zu verschaffen.
    Eigentlich muss es doch klappen. Philip ist so viel herumgekommen in seinem Leben, da gibt es ganz sicher das eine oder andere Geheimnis, das er aus guten Gründen für sich behält, ähnlich wie ich meinen Lottogewinn.
    Und wenn ich das erst einmal herausgefunden habe, na ja, dann greift mein bereits erwähnter Plan: Ich bringe es nur noch bei nächster Gelegenheit zur Sprache, und schon können wir beide mit der ganzen Wahrheit herausrücken, ohne dem anderen etwas schuldig zu bleiben.
    Und dann ist es endlich, endlich so weit: Ich kann Philips Antrag annehmen. Alles, was ich dazu brauche, ist also ein Geheimnis von ihm. Eine Kleinigkeit würde schon reichen, es muss ja gar nichts Großes sein.
    Hm …
    Bei genauer Betrachtung soll es gar nichts Großes sein.

Hopeless Love ?

    »Ja, hallo?«
    »Ist dort Lilly? Lilly Tanner?«
    »Am Apparat.«
    »Hier spricht Molly Becker … aus Deutschland.«
    »Ja, das habe ich bereits an der Vorwahl erkannt.«
    »Sehr gut. Erinnerst du dich noch an mich? Wir haben vor einiger Zeit mal telefoniert …«
    »Um ehrlich zu sein, nein, tut mir leid. Wie war noch mal dein Name?«
    »Molly. Molly Becker. Ich bin Geschäftsführerin von Winners only, und wir haben damals über eine geplante Expansion meines Unternehmens in Amerika gesprochen … ähm, und über die guten alten Grundschulzeiten, natürlich.«
    »Ah, jetzt fällt’s mir wieder ein. Das war diese Unterwäschefirma, oder?«
    »Nein, keine Unterwäsche … oder besser gesagt nur zu einem kleinen Teil, wir bieten in unseren Geschäften nämlich auch Bekleidung an. Wir sind ein Lifestyleunternehmen, du weißt schon, Imageberatung, Typoptimierung, mentales Training, Bodyshaping, Anti-Aging und dergleichen. Wir sind Deutschlands führendes Unternehmen in der Branche – was sage ich, genau genommen verfügen wir über ein Angebotsspektrum, das weltweit einzigartig ist.«
    »Ach, jetzt erinnere ich mich wieder. Du hast mich damals nach meiner Verwechslungsaffäre angerufen, stimmt’s?«
    »Genau, richtig, und wir haben über die alten Zeiten geplaudert, das war lustig.«
    »Ja, das war es