Manche moegen's reicher
wirklich … Und, gibt es einen bestimmten Grund, aus dem du mich jetzt anrufst?«
»Nein, also … ach, was soll’s, ja, gibt es. Es ist so: Wir haben definitiv beschlossen, unsere erste Amerikafiliale zu eröffnen, und zwar innerhalb der nächsten sechs Monate.«
»Sechs Monate? Wow, ihr gebt ganz schön Gas.«
»Ich weiß, das ist ein bisschen kurzfristig, aber die Entscheidung ist so überraschend gekommen, weil wir neue Aktien auflegen, und dafür … ach, egal. Was wir jetzt jedenfalls bräuchten, wäre eine Person, die sich in Los Angeles gut auskennt, und da habe ich spontan an dich gedacht, als alte Schulfreundin – und ich würde natürlich auch dafür zahlen, versteht sich.«
»Ja, weißt du, Molly, das klingt wirklich interessant, aber im Moment kann ich dir da leider nicht weiterhelfen, in bin nämlich gerade in Rumänien.«
»In Rumänien? Was machst du denn da?«
»Jason dreht dort seinen neuen Film, und damit wir nicht wieder über Monate getrennt sind, hat er mich dafür als Drehbuchautorin und Regieassistentin engagiert.«
»Echt? Das ist ja großartig. Aber wieso dreht ihr ausgerechnet in Rumänien?«
»Ganz einfach, weil es dort billiger ist. Viele Studios drehen mittlerweile in solchen Ländern. Und in unserem Fall passt es auch, weil die Geschichte hauptsächlich dort spielt.«
»Das ist aber nicht deine Geschichte, oder? Wie hieß die schnell noch: Hopeless Love? «
» Endless Love, so heißt meine Geschichte. Nein, damit sind wir noch nicht übers Planungsstadium hinausgekommen. Für altmodische Liebesgeschichten findet man heutzutage keine Investoren mehr, die Studios investieren stattdessen lieber in blutrünstige Vampirschocker wie den, den wir gerade drehen.«
»Oh, das tut mir leid.«
»Muss es nicht. Es ist auch so ein wahnsinnig interessanter Job, vor allem für einen Filmfreak wie mich, außerdem kann ich auf die Art wenigstens mit Jason zusammen sein.«
»O ja, ich kenne das, mein Partner ist auch immer wieder geschäftlich weg. Aber zurück zu meinem Anliegen: Du kannst mir da also nicht weiterhelfen?«
»Nein, nicht persönlich, tut mir leid. Aber sag, was genau müsste diese Person denn für euch erledigen?«
»Nun, als Erstes brauchen wir eine geeignete Immobilie, das heißt, sie müsste Kontakt zu den Maklern aufnehmen und eine erste Vorsondierung für uns machen. Und dann müssten wir natürlich abklären, wie es mit behördlichen Auflagen aussieht, dafür wäre wohl ein ansässiger Unternehmensberater am nützlichsten, und später geht es um die Vermarktung, und da habe ich vor allem an dich gedacht. Du kennst doch inzwischen sicher eine Menge Leute, stimmt’s?«
»Das kann man wohl sagen. Nach dem Skandal damals wurde ich ziemlich herumgereicht, und Jason stehen in Hollywood sowieso alle Türen offen. Aber weißt du was, Molly? Ich wüsste vielleicht jemanden für dich.«
»Wirklich? Das wäre großartig!«
»Es ist eine sehr gute Freundin von mir …«
»Es müsste allerdings jemand sein, der auch Deutsch spricht, mein Englisch ist nämlich nicht so gut.«
»Kein Problem. Es ist Emma, meine Freundin, die mich damals zu der Reise nach Hollywood überredet hat. Alleine hätte ich nie den Mut dazu gehabt, aber Emma ist aus einem anderen Holz geschnitzt. Die geht zur Not mit ihrem Dickschädel auch kerzengerade durch die Wand.«
»Dann ist sie genau die Person, die wir brauchen! Ich kann dir gar nicht sagen, was für eine Erleichterung das bedeutet. Ich leite Winners only jetzt zwar schon seit zwei Jahren, aber eine neue Filiale in den Staaten aufzumachen geht doch über das Tagesgeschäft hinaus.«
»Das kann ich mir vorstellen. Du hast da übrigens eine Wahnsinnskarriere hingelegt, das hätte dir damals in der Schule kaum jemand zugetraut. Respekt!«
»Vielen Dank, Lilly. Dann meinst du also, deine Freundin wäre bereit, uns zu helfen? Was macht sie überhaupt in den USA? Hat sie einen Job?«
»Ja, sie ist Schauspielerin, und neuerdings gibt sie auch Schauspielunterricht.«
»Wow, in Hollywood? Aber hat sie dann überhaupt Interesse an einer normalen Tätigkeit?
»Da bin ich mir sogar ziemlich sicher. Emma hat jede Menge Zeit, bislang ist sie nicht über Nebenrollen hinausgekommen.«
»Na dann … großartig. Kannst du mir ihre Telefonnummer geben, damit ich sie anrufen kann?«
»Klar, kein Problem. Und grüß sie von mir, wenn du sie anrufst.«
»Tausend Dank, Lilly. Du hast was gut bei mir.«
»Nichts zu danken.«
» California
Weitere Kostenlose Bücher