Manche moegen's reicher
dreißig Prozent als Landwirtschaft betrieben werden, bei Bedarf vom Staat enteignet werden können, und deswegen plant Philip den Anbau von Stevia, du weißt schon, diesen neuen Zuckerersatz.«
Frank schüttelt verständnislos den Kopf. »Nicht zu fassen. Manche Regierungen lernen’s wohl nie. Und dann wundern sie sich, dass sie nie über den Status von Bananenrepubliken hinauskommen.«
»Du sagst es.« Philip und ich haben uns grün und blau geärgert darüber, und ich habe ihm geraten, den ganzen Laden einfach wieder zu verkaufen, aber er ist noch immer der festen Überzeugung, dass alles wie am Schnürchen laufen wird, wenn er dieses Problem erst aus dem Weg geräumt hat.
Frank drückt mich, und dann geht er. Ich lasse mich wieder auf die Bank sinken und nippe an meinem Cappuccino, der inzwischen ganz kalt geworden ist. Erst jetzt merke ich, wie aufgewühlt ich bin. Plötzlich stehe ich vor diesem gewaltigen Projekt, und diesmal ist es kein vager Zukunftsplan ohne Eile mehr, nein, diesmal ist es fix.
Sechs Monate, dann wird Winners only in Los Angeles eröffnen.
Und ich soll dieses Megaprojekt stemmen.
Oh mein Gott. Auf einen Schlag wird mir ganz mulmig zumute. Worauf habe ich mich da bloß eingelassen? Ich habe doch gar keine Ahnung von diesen Dingen. Ich habe noch nie ein Geschäft eröffnet, und schon gar nicht in Amerika.
Okay, nur die Ruhe, Molly. Jetzt bloß keine Panik kriegen. Du bist schon mit schwierigeren Situationen fertiggeworden, außerdem hast du gute Leute um dich herum, die dir dabei helfen werden.
Also gut, dann wollen wir mal nachdenken. Als Erstes muss ich eine Konferenz einberufen, damit wir alles in Ruhe besprechen und die weiteren Schritte festlegen können. Fiona, meine Assistentin, muss auf alle Fälle dabei sein, und natürlich Lissy, die ist nämlich superklug. Ach ja, und Tessa. Nicht, weil sie so klug wäre, aber die wird sicher fuchsteufelswild, wenn sie erfährt, dass ich Lissy mit einbezogen habe und sie nicht. Ach ja, und nicht zu vergessen: Ich muss Lilly Tanner kontaktieren, meine Bekannte in Hollywood. Hoffentlich hat sie noch dieselbe Telefonnummer wie damals. Denn um ehrlich zu sein, habe ich sie nur aus Neugierde von unserer Presseabteilung ausforschen lassen, nachdem ich ihr Bild in den Zeitungen gesehen hatte, kurz mit ihr telefoniert und mich danach nie mehr bei ihr gemeldet, nachdem unser Projekt dann doch wieder im Sande verlaufen ist.
Ich bedeute Vicky, mir einen frischen Kaffee zu bringen, dann schnappe ich mir mein Handy, wähle das Adressbuch und beginne, darin zu blättern.
Ah, da haben wir sie schon: Lilly Tanner. Elendslange Nummer, aber kein Wunder, ist ja auch ein anderer Kontinent. Gerade will ich sie anwählen, als mein Handy plötzlich läutet. Ein schneller Blick zeigt mir, dass es Tessa ist.
»Hallo, Tessa«, melde ich mich.
»Hi, Molly«, sagt sie. »Ist euer Treffen schon vorbei?«
»Das mit Frank?«
»Was denn sonst?« Sie klingt ein bisschen ungehalten.
»Ja, er ist gerade gegangen.«
»Und? Was ist dabei rausgekommen? Habt ihr über mich gesprochen? Hast du ihm von meinem Rendezvous heute Abend erzählt?«, feuert sie eine ganze Salve an Fragen ab.
»Welches Rendezvous?« Mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich ein bisschen auf der Leitung stehe.
»Na, das mit dem Multimillionär, du weißt schon, der mit dem Fußballclub«, erinnert sie mich.
»Ach das … Nein, dazu sind wir gar nicht gekommen. Wir haben eigentlich überhaupt nicht über euch beide geredet«, behaupte ich nicht ganz wahrheitsgemäß, »weil wir ein paar ziemlich unglaubliche Entscheidungen getroffen haben. Du wirst staunen, kann ich dir nur sagen.«
Tessa ignoriert meine letzte Bemerkung völlig, stattdessen sagt sie mit einer gehörigen Portion Enttäuschung in der Stimme: »Das heißt also, du hast überhaupt nicht an mich gedacht? Eine schöne Freundin bist du.«
»Aber Tessa, woher sollte ich denn wissen, dass du dich noch für Frank interessierst, vor allem jetzt, wo du deinen neuen Freund hast, diesen reichen Fußballclubbesitzer?«, fällt mir zu meiner Verteidigung ein.
Einen Moment lang höre ich sie nur atmen, dann presst sie hervor: »Also, genau genommen ist der noch nicht mein Freund.« Ein paar Sekunden verstreichen, während es sich so anhört, als würde sie ganz leise ein paar Flüche ausstoßen. »Jedenfalls habe ich mir sehr wohl Gedanken über dich und Philip gemacht«, meint sie dann mit hörbarem Vorwurf.
Ȇber mich und
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