Manchmal muss es eben Mord sein
war. Und das hat mich alles so fertiggemacht, dass ich sogar schon bei einem Therapeuten war, weil ich mir gar nicht mehr zu helfen wusste.«
Alex notierte sich Namen und Adresse.
»Wie lief dann die weitere Zusammenarbeit zwischen Herrn Windisch und Ihnen?«
»Ich habe versucht, nie mit ihm allein zu sein. Vor den anderen hat er sich einigermaßen zusammengenommen. Deshalb wollte ich ihm auch nicht begegnen, als er unten auf der Straße stand und rauchte.« Jenny schluckte. »Da hab ich gleich kehrtgemacht.«
»Und dann?«
»Ich bin durch den Hintereingang rein, habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
»Und Sie sind direkt in Ihr Büro gegangen?«
Jenny Lehmann rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. »Äh, ja.«
»Frau Lehmann, erzählen Sie mir doch nichts.« Alex warf ihren Kuli auf den Tisch, stand auf und schaute auf Jenny hinab. »Der Mann hatte Sie gedemütigt und verletzt. Die Situation am Arbeitsplatz wurde unerträglich für Sie. Sie sind in den dritten Stock hoch, auf die Terrasse, und als Sie den losen Blumenkasten gesehen haben, haben Sie die Situation genutzt, um sich an Windisch zu rächen.«
»Nein, so war es nicht! Ich habe nichts getan!«
Jenny wollte aufspringen, doch Alex drückte sie auf ihren Stuhl zurück. Dort sackte sie in sich zusammen und brachwieder in Tränen aus. »Warum lassen Sie mich nicht endlich in Ruhe?«
»Das kann ich nicht, Frau Lehmann. Wenn ein Mensch einem Verbrechen zum Opfer fällt, muss der Täter ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden.«
Alex setzte sich wieder Jenny gegenüber. »Wenn es nicht so war, wie ich gesagt habe, wie war es dann?«
Da Jenny schwieg, begann Alex zu reden. »Sie sind in den Aufenthaltsraum im dritten Stock hinauf, nicht wahr? Sie wollten allein sein, und da die anderen Kollegen draußen essen gegangen waren, wussten Sie, dass sich dort niemand aufhalten würde.«
Jenny nickte schwach.
»Wann sind Sie oben angekommen?«
»Ich weiß es nicht. Ich war so durcheinander, dass ich nicht auf die Zeit geachtet habe. Aber ich hatte gerade meine Jacke ausgezogen und mich hingesetzt, als Frau Ruhland hereinkam.«
»Frau Ruhland war auch oben?«, fragte Alex überrascht.
»Ja. Das war mir eigentlich nicht recht, aber ich konnte sie ja schlecht wegschicken. Dann haben wir die Sirene gehört und sind auf die Terrasse gestürzt. Ich habe über die Brüstung geschaut und …«, sie schluchzte, »da … da hab ich ihn auf der Straße liegen sehen.«
Jenny krallte ihre Hände um die Tischkante und lehnte sich zu Alex vor. Ihre Stimme klang flehentlich. »Ich war vorher nicht auf der Terrasse, wirklich nicht.«
Dann wurde Jenny fortgebracht und Alex ging noch einmal alle Fakten durch. Jenny war eindeutig die Hauptverdächtige – sowohl was die Gelegenheit als auch das Motiv betraf.Aber war sie es auch gewesen? Oder war es doch ein Unfall? Die kriminaltechnische Untersuchung hatte keine Manipulationsspuren ergeben, was jedoch eine Fremdeinwirkung keineswegs ausschloss.
Alex war gespannt, ob die Goldpartikel von Helene Windischs Feuerzeug stammten. Das wäre zumindest ein Indiz, wenn auch kein Beweis, denn das Feuerzeug hätte ihr auch schon früher einmal auf der Dachterrasse herunterfallen können.
Wenn sie nur endlich den Windisch vernehmen könnte, vielleicht hatte er ja jemanden gesehen.
Komisch, dass Elfie Ruhland ihr nichts von ihrer Begegnung mit Jenny erzählt hatte. Aber natürlich hatte sie sie auch nicht ausdrücklich danach gefragt. Und wahrscheinlich hatte Elfie bei der ganzen Aufregung nicht daran gedacht. Oder vielleicht wollte sie Jenny schützen. Das war ihr durchaus zuzutrauen.
Alex spürte einen Anflug von Eifersucht. Warum gab es eigentlich niemanden, der sie schützte – vor Amadeus, vor Lydia oder vor Brause? Wenn nur Hubert da wäre.
Elfie kniete vor Ludwigs Grabstein und strich liebevoll über die bronzenen Lettern der Inschrift. Plötzlich hörte sie Schritte auf dem Weg. Als sie sich aufrichtete, knackten ihre Knie. Als sie sah, wer da auf sie zukam, setzte ihr Herz einen Schlag aus. Lieber Himmel, das war ja die Kommissarin! Und ausgerechnet sie war mit dem Fall Windisch betraut. Dabei war sie so eine nette junge Frau. Elfie lächelte ihr zu.
»Ja, wen haben wir denn da? Die Polizei will also doch genau wissen, welches Grab ich pflege.«
Die Kommissarin schien sich ertappt zu fühlen. Jedenfalls wich sie ihrem Blick aus, schaute auf ihre Schuhe.
»Nun gucken Sie nicht so betreten. Das war doch nicht
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