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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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Alex erwartungsvoll entgegen.
    »Heute Abend kommt im Fernsehen Die Macht des Schicksals, die Oper, die ich letztens verpasst habe. Zieh dich um, und dann sehen wir uns die Aufführung nach dem Abendessen an.«
    Na, das war es doch! Keine Gartenarbeit mit erdverkrusteten Händen, sondern ein friedlicher Abend mit Lydia und Amadeus vor der Mattscheibe. Im Abendkleid! Aber sie hatte sich ja vorgenommen, gelassen zu bleiben. Also beschloss sie, das Spiel mitzuspielen, und ging gelassen in ihr Schlafzimmer, zog eine edle schwarze Hose, eine weiße Seidenbluse und eine silbern bestickte schwarze Samtweste an. Sie kam sich einigermaßen lächerlich vor, als sie sich an den Abendbrottisch setzte.
    »Na, aber die Ballerinas wirst du doch hoffentlich nicht anlassen? Für die Oper muss es schon etwas richtig Elegantes sein.« Lydia schien empört.
    Unwillkürlich guckte Alex zu Lydias Füßen hinunter. Dunkelblaue Lackpumps, denen man schon ansah, wie sie drückten.
    Lydia war ihren Augen gefolgt und verzog den Mund zu einem herablassenden Grinsen. »Ich habe mir gedacht, dass du sowieso nichts wirklich Passendes im Schrank hast und dir deshalb heute in der Stadt diese hier gekauft.« Lydia griff hinter sich und präsentierte mit triumphierendem Blick ein Paar silberne Sandaletten mit Strasssteinchen.
    »Die haben zweihundert Euro gekostet. Aber Qualität hat nun einmal ihren Preis.«
    Alex stöhnte innerlich auf. Die Absätze waren bestimmt zwölf Zentimeter hoch. Dagegen waren die Schuhe, die sie für das Konzert mit Lang Lang erstanden hatte, die reinsten Pantoffeln. Aber wie war das noch? Gelassenheit! Also nahm sie die Schuhe, bedankte sich und zog sie an. Vorsichtig ging sie ein paar Schritte und konnte kaum das Gleichgewicht halten. Sofort begannen ihre Füße wehzutun.
    Lydia hingegen betrachtete ihr Geschenk wohlgefällig. Amadeus erhob sich watschelnd von seinem Hundesofa und schnüffelte an dem noch neu riechenden Leder. Erst jetzt sah Alex, dass er ein dunkelblaues Tuch um den Hals trug, an dem er schier zu ersticken drohte.
    Inzwischen war der Tee nur noch lauwarm, aber das störte Lydia ausnahmsweise überhaupt nicht.
    Machtvoll dröhnten die Klänge von Verdis Schicksalsoper durch den Raum. Alex und Lydia saßen nebeneinander auf dem Sofa und starrten auf den Bildschirm. Alex versuchte, unauffällig die Schuhe abzustreifen, aber ohnedie Hände zu Hilfe zu nehmen, gelang es ihr nicht. Ihre Fußballen schmerzten. Außerdem machte Verdi sie heute irgendwie nervös, um nicht zu sagen aggressiv.
    Sie war froh, als zur Pause die Musik verklang, stand auf, murmelte eine Entschuldigung und ging in ihr Schlafzimmer. Sie riss die Sandaletten von den Füßen und rieb die gemarterten Zehen. Um Verdi, die Macht des Schicksals, ihre geschwollenen Füße und die ganze skurrile Situation aus dem Kopf zu bekommen, griff sie nach einer von Huberts naturwissenschaftlichen Zeitschriften, die in einem Regal über den Betten lagen, und versuchte, Huberts Regenwürmern etwas abzugewinnen. Aber so recht wollte es ihr nicht gelingen. Stattdessen spukten Windisch, seine Frau, Jenny Lehmann und Elfie durch ihr Gehirn, ja selbst Rüdiger Hünlein machte sich in ihren Gedanken breit.
    »Alexandra, kommst du? Es geht weiter.« Lydias Stimme rief sie nach unten.
    Alex stöhnte auf, zwängte sich erneut in die Schuhe und brachte irgendwie den Rest dieses Opernabends hinter sich.
    Sie war froh, als sie endlich zu Bett gehen konnte. Aber statt des erhofften erholsamen Schlafs stellten sich wirre Träume ein. Elfie Ruhland, die in silbernen Sandaletten auf dem Friedhof einen Blumenkasten mit Geranien auf ein Grab stellte, Jenny Lehmann, die ihre Sommersprossen weiß übermalte, Lydia mit blonder Lockenperücke und George Clooney mit Kopfverband, der Huberts Tante anschmachtete: »Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau’n.«
    Seit Stunden wälzte sich Elfie im Bett hin und her. Die Kommissarin hatte ihr einen Heidenschreck eingejagt mit der Nachricht von Windischs Erwachen. Und bei dem Gespräch hatte sie Elfie immer wieder so komisch angeschaut,als ob sie sie verdächtigte. Empörend! Wo sie doch dieses Mal wirklich unschuldig war.
    Jetzt musste dringend eine Lösung für das Projekt Windisch her. Elfie sah zum wiederholten Mal auf ihren Wecker. Gleich halb vier. Um diese Uhrzeit waren die Krankenhausflure bestimmt verwaist. Ob sie noch einmal zum Marienhospital gehen sollte?
    Aber was täte sie, wenn der schreckliche Polizist noch dasaß?

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