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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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ich vor, dass Sie sich in der Besuchertoilette ein wenig frisch machen und nach Hause gehen.«
    Mit hängenden Schultern verließ Jenny Lehmann die Schwesternkanzel. Bevor sich die Tür zur Toilette hinter ihr schloss, war noch ein letztes »Hicks« zu hören.
    Alex wandte sich um. »Ich möchte den Toten sehen.«
    Die Schwester nickte und ging voran zu Zimmer 403.
    Stefan Windisch lag noch in seinem Bett. Seine Augen waren geschlossen. Auf den ersten Blick war ihm nichts Auffälliges anzusehen. Vielleicht, dass sein Mund etwas verzerrt war. Aber Sterben war ja auch nicht immer einfach. Unvorstellbar, dass er heute Vormittag noch mit Alex herumgeschäkert hatte.
    »Ist der Totenschein schon ausgestellt?«
    »Ja, vor einer guten halben Stunde war Doktor Maurer da. Als Todesursache hat er Komplikation durch Schädel-Hirn-Trauma vermerkt. Aber letztlich ist Herr Windisch an Herzversagen gestorben.«
    »Ist das nicht letztlich immer so?« Alex konnte eine gewisse Bitterkeit in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte die Schwester pikiert.
    »Ja, wie meine ich das wohl? Ist jedwede Fremdeinwirkung von vornherein auszuschließen?«
    »Na, hören Sie mal, das ist hier ein Krankenhaus, in dem Patienten behandelt werden, damit sie wieder gesund werden.«
    »Was bei Herrn Windisch allerdings nicht gelungen ist. Und jetzt stellt sich die Frage: Ist er wirklich an den Folgen der Kopfverletzungen gestorben, oder hat jemand in irgendeiner Form nachgeholfen? Schließlich haben wir ein seltsames Kissen, für das es keinerlei Erklärung gibt. Außerdem ist möglicherweise schon die Kopfverletzung nicht durch einen Unfall entstanden. Vielleicht hat jemand Stefan Windisch nach dem Leben getrachtet und nun sein Ziel erreicht.«
    Die Krankenschwester warf Alex einen ungläubigen Blick zu, wirkte jedoch verunsichert.
    »Haben Sie in den letzten Stunden jemanden gesehen, der hier auf der Station nichts verloren hat?«, setzte Alex nach.
    Die Schwester schüttelte den Kopf. »Außer der jungen Frau habe ich niemanden bemerkt. Andererseits habe ich mich auch mit der Dokumentation beschäftigt, und darauf muss man sich schon konzentrieren. Und ich sage Ihnen ehrlich: Wenn jemand um jeden Preis ungesehen auf die Station will, dann schafft er das auch. Schließlich sind wir keine geschlossene.«
    »Ja, und mein Gefühl sagt mir, dass es jemand geschafft hat. Haben Sie eigentlich die Ehefrau schon benachrichtigt?«
    »Wir haben es mehrfach versucht, aber sie ist weder im Büro noch zu Hause noch auf dem Handy zu erreichen. Wir haben ihr eine Nachricht auf Band gesprochen und um Rückruf gebeten, aber bis jetzt hat sie sich noch nicht gemeldet.«
    »Danke, Schwester  …«, Alex sah auf das Namensschild am Kittel, »Schwester Katja. Es kann sein, dass wir Ihnen noch ein paar Fragen stellen müssen.«
    Schwester Katja nickte. »Ich habe in den nächsten vier Tagen Nachmittagsschicht. Da bin ich hier auf der Station.«
    Alex machte sich auf den Weg zu den Fahrstühlen. War es wirklich Zufall, dass Jenny Lehmann den Toten gefunden hatte, oder war er noch gar nicht tot gewesen, als sie kam? Dann wäre sie gar keine schlechte Schauspielerin, denn ihr Kummer wirkte echt.
    »Das ist ein Bettenaufzug«, dröhnte ihr die Stimme eines Pflegers entgegen, als sie gerade in den Lift steigen wollte. Also nahm sie die Treppe.
    In der Eingangshalle sah sie Jenny Lehmann auf einem der Plastikstühle sitzen. Ihre Blicke huschten zwischen Treppenhaus und Aufzugtrakt hin und her. Sie schien auf Alex gewartet zu haben und sprang sofort auf, als sie sie entdeckte.
    »Geht es Ihnen inzwischen besser?«, fragte Alex.
    »Ja, es wird schon wieder. Aber Steve ist der erste Tote, den ich in meinem Leben gesehen habe. Ein seltsames Gefühl.«
    Alex nickte. »Aber Sie haben doch nicht auf mich gewartet, um mir das zu sagen.«
    »Nein … Ach, wissen Sie, ich möchte keine Petze sein«, Jenny Lehmanns Stimme klang ausgesprochen kläglich.
    »Sagen Sie mir bitte, was Sie mir sagen möchten, und redenSie nicht lange um den heißen Brei herum.« Inzwischen fiel es Alex schwer, ihre Ungeduld zu zügeln.
    »Also, es ist wegen des Kissens. Es könnte sein, dass es Frau Ruhland gehört. Sie hat nämlich ein Brillenetui, das genauso bestickt ist, natürlich nicht mit Ruhe sanft . Da steht Nasenfahrrad drauf. Ich habe es schon öfter bei ihr gesehen und mich jedes Mal gewundert, wie sie es geschafft hat, dieses lange Wort auf das schmale Etui zu

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