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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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über einer Woche nicht mehr besucht, und auch heute zögerte sie das Treffen hinaus. Sie  wusste nicht recht, wie sie sich verhalten sollte. Wenn sie ganz ehrlich war, hatte Ludwig sie enttäuscht. Bei Windisch war er ihr überhaupt keine Hilfe gewesen. Ganz im Gegenteil konnte Elfie nicht umhin, ihm eine gewisse Schuld an den ungewohnten Schwierigkeiten zuzuschreiben. Ja, er hatte sie im Stich gelassen – und das nach all den Jahren.
    Auch wenn sich nun letztlich alles gefügt hatte, wollte bei Elfie keine rechte Freude über den Abschluss des Projekts aufkommen. Und stolz war sie darauf schon gar nicht. Vielmehr fühlte sie sich ausgelaugt und antriebslos.
    So ging das wirklich nicht weiter! Allein hatte sie nicht die Kraft für solch anspruchsvolle Aufgaben. Entschlossen kehrte Elfie um und ging direkt zu Ludwigs Grab. Eine Chance würde sie ihm noch geben.
    Zuerst erneuerte sie das Grablicht, dann stellte sie ihre Tasche auf der Bank ab. Eigentlich war ihr diesmal nicht nach Feiern zumute. Aber sie wollte Ludwig nicht vor denKopf stoßen. Deswegen packte sie das Glas und den Piccolo aus, öffnete die Flasche und goss den Sekt ein. Dann trat sie ans Grab.
    »Mein Lieber, das Problem Windisch ist gelöst. Freust du dich?«
    Das Grablicht brannte seelenruhig weiter.
    »So, du sprichst also nicht mehr mit mir. Oder bist du beleidigt, weil ich so lange nicht hier war?«
    Keine Reaktion.
    »Was glaubst du eigentlich, was ich die letzten Tage durchgemacht habe, während du hier gemütlich  …« Sie bückte sich, um ein vorwitziges Unkraut auszureißen, das direkt am Grabstein aus der Erde hervorlugte.
    Nun flackerte das Grablicht.
    »Ach, Ludwig, entschuldige bitte. So habe ich es nicht gemeint. Aber wenn du wüsstest, was ich mit diesem Windisch ausgestanden habe. Na egal, jetzt lass uns erst mal darauf trinken.«
    Sie nahm einen kleinen Schluck, der ihr jedoch sofort sauer aufstieß. Sie mochte dieses süße Zeug gar nicht, sondern bevorzugte trockenen Champagner. Aber »Söhnlein Brillant« war damals nun einmal Ludwigs Lieblingsmarke gewesen.
    Dann sollte er ihn auch trinken. Mit einer raschen Handbewegung leerte Elfie das Glas über dem Grab aus. »Wohl bekomm’s.«
    Wieder flackerte das Grablicht. Mit Alkohol wurde Ludwig immer schnell gesprächig.
    »Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Du warst in letzter Zeit so wortkarg und hast mich kaum beachtet.«
    Im Gegensatz zu Paul-Friedrich, fügte sie in Gedanken hinzu. Bei der Erinnerung an den wundervollen Abend mitder Lesung ging ihr das Herz auf. Warum hatte Ludwig eigentlich nie ein Gedicht für sie geschrieben?
    »Ludwig, ich muss das jetzt wissen. Wirst du mir künftig bei Projekten wieder zur Seite stehen?«
    Gebannt starrte sie auf die Flamme. Doch die bewegte sich kein bisschen.
    »Ist das wirklich dein letztes Wort?«, hakte Elfie nach.
    Das Licht brannte ungerührt weiter.
    Elfie wandte sich ab. Neben Enttäuschung fühlte sie auch so etwas wie Erleichterung. Ihr Blick fiel auf die Sektflasche. Jetzt könnte sie gut einen Schluck vertragen  – aber nicht von diesem Zeug. Das würde sie sich nie wieder antun. Aber man sollte ja nichts verkommen lassen. Sie nahm die Flasche und goss den Rest über das Grab.
    Ein wenig wehmütig war ihr schon zumute, als sie daran dachte, wie oft sie im Laufe der Jahre mit Ludwig den Abschluss eines Projekts gefeiert hatte. Und stets hatten sie sich den Piccolo genau halbe-halbe geteilt.
    Als Elfie Schritte auf dem Kiesweg hörte, verstaute sie schnell Flasche und Glas in ihrer Tasche. Schon stand die Kommissarin neben ihr.
    »Hallo Frau Ruhland.« Sie wirkte sehr zurückhaltend.
    »Meine Lieblingskommissarin. Wie schön, Sie zu sehen«, sagte Elfie und entlockte Alex damit wenigstens ein kleines Lächeln.
    Aber das war nur von kurzer Dauer.
    »Sicher haben Sie schon gehört, dass Herr Windisch tot ist«, sagte Alex und sah Elfie forschend an.
    »Ja, das habe ich«, entgegnete Elfie. »Und Jenny Lehmann hat ihn gefunden, das arme Ding. Ich habe heute Nachmittag mit ihr telefoniert, weil sie nicht zur Arbeit gekommen ist und ich mir Sorgen um sie gemacht habe. Sie ist am Bodenzerstört.« Und macht sich Vorwürfe, weil sie mich wegen des Kissens belastet hat, fügte Elfie in Gedanken hinzu.
    »Sticken Sie eigentlich, Frau Ruhland?«, fragte Alex unvermittelt. Ihre Stimme klang ängstlich.
    Elfie unterdrückte ein Lächeln. »O ja, sehr gerne. Und wenn Sie von dem Kissen sprechen, es ist tatsächlich von mir. Ich

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