Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
Vom Netzwerk:
Edelstein ist bei Regen auf seinem Segelboot ausgerutscht, mit dem Kopf auf der Bootskante aufgeschlagen, ohnmächtig ins Wasser gefallen und ertrunken. Und das nur ein paar Meter von Ihrem … Schwindelanfall entfernt.«
    »Gibt’s doch nicht«, sagte ich. »Wie unnötig.«
    »Das entscheiden nicht wir, ob nötig oder nicht«, sagte der Winter mystisch, aber ich glaube, er machte sich nur lustig. Er sah mir nicht wie der religiöse Typ aus.
    »Jetzt muss ich aber wirklich los. Ich habe einen guten Platz in der VIP -Loge«, sagte der Winter und ging.
    »Der war aber gut drauf für seine Verhältnisse«, sagte ich zum Mandel.
    »Kann sein«, sagte der Mandel.
    »Wahnsinn, das mit dem Edelstein. Haut der sich den Kopf an und ertrinkt. Da wird man ja fast lieber ermordet«, sagte ich.
    Der Mandel schien angestrengt über etwas nachzudenken.
    »Was denn?«, fragte ich.
    »Ich glaube, die verhaften den Schredder.«
    »Den Schredder?«
    »Ich glaube, der hat das gewusst mit Leo und Lana. Dass sie gar nicht seine Tochter ist. Wer weiß denn, ob es ihm die Münster nicht doch erzählt hat? Der Danny schien es ja auch zu wissen. Und vielleicht hat es auch der Winter längst herausgefunden. Und schon hast du ein Motiv. Ein besseres findest du nicht mehr. Der entmachtete Papa und gehörnte Ex-Mann streitet sich mit dem, der quasi sein Leben in eine Farce verwandelt hat. Nach so einem Live-Konzert liegen die Nerven doch eh oft blank. Da kann einem schon mal die Hand ausrutschen.«
    »Oder die Axt«, fügte ich hinzu.
    »Sehr witzig, Sigi«, sagte der Mandel völlig unamüsiert.
    »Na ja, noch besser ist das Motiv, wenn er geglaubt hat, der Tilmann fickt seine Tochter. Und wer weiß, was mit dem Bartels los ist? Der ist doch immer schon neidisch auf den Tilmann gewesen. Vielleicht haben sie sich über die Zugaben gestritten, und der Bartels hat dem Tilmann mit seinem Fender-Jazz-Bass den Schädel eingeschlagen. Und in dem Hirn vom Tilmann hat der Winter dann die Splitter vom Bass vom Bartels gefunden. Oder es war der Kretschmann mit einer Flying V. Jeder Gitarrist aus den Achtzigern hat doch eine Flying V.«
    »Ach, geh, Sigi«, sagte der Mandel.
    »Glaubst du denn, der Schredder war’s?«, fragte ich.
    »Na ja, es muss schon jemand mit viel Kraft gewesen sein, denn er hatte ja nur knapp zehn Minuten, um den Leo umzubringen und ihn dann in zwei Teile zu zerhacken. Und schau dir den Schredder an.«
    »Hm«, machte ich.
    »Was denkst du denn, wer’s war?«, fragte ich den Mandel.
    »Willst du jetzt auch wetten?«
    »Nein, deine Meinung interessiert mich halt«, sagte ich.
    »Ich denke, dass man schon ziemlich außer sich sein muss, wenn man jemand so zerlegt. Und ich denke, dass der Tilmann in der Kiste zugedeckt lag, ist auch kein Zufall. Das spricht doch für eine gewisse Fürsorge und Reue von jemandem, der ihn gekannt hat. Wenn ich dich jetzt im Affekt umbringen würde, täte es mir sicher auch gleich danach leid. Dann würde ich dich auch zudecken. Weil ich dich ja im Prinzip mag.«
    »Du würdest mich zudecken, weil dir der Mord peinlich ist und du die Schweinerei nicht sehen willst, die du angerichtet hast«, sagte ich, und der Mandel lachte, obwohl ich es ernst gemeint hatte. Er hatte schon lange nicht mehr über einen Kommentar von mir gelacht. Er lachte weiter.
    »Es deutet schon vieles auf den Schredder hin. Aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen. So ein Bär«, sagte er, nachdem er sich beruhigt hatte.
    »Eigentlich ist es ja nicht unser Problem, oder?«
    »Eigentlich nicht, aber irgendwie hängen wir da doch schon zu tief drin. Und was ist mit Lana? Ein Papa tot, der nächste im Gefängnis.«
    »Stimmt. Das ist Mist. Aber sag mal, du hast doch den Tilmann in der Kiste gefunden. Was war denn dein erster Verdacht, ganz instinktiv aus dem Bauch heraus?«
    »Ach, Instinkt. Instinkt ist Unsinn.«
    »Nicht grundsätzlich.«
    »Aber meistens. Du gehst ja auch nicht nach Instinkt über die Straße, sondern wenn Grün ist.
    »Aber vielleicht würde es auch mit Instinkt funktionieren. Wenn ich zum Beispiel die Augen zumache und dann … «
    »Lass es, Sigi.«
    »Ja, ja«, sagte ich und sah mich in der VIP -Bar nach der Malleck um, aber keine Spur. Weintheke, Schnittchenschaufenster, Nachspeisenbuffet und Brezelständer, mediokres Kantinenessen auf Edelrestaurant getrimmt. In Schlangen standen sie an: die Männer mit ihren T-Shirts mit V-Ausschnitten und teuren Jacketts darüber. Oder wahlweise in sportlich: in ihren

Weitere Kostenlose Bücher