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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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aufgenommen haben. Im Frühjahr trennen sich die einen, und die anderen vereinigen sich wieder, und die ganz anderen nehmen eine Platte mit einem Sinfonie-Orchester auf, und dann kommen die Open Airs im Sommer, und irgendwann ist wieder Weihnachten und Greatest-Hits-Zeit. Und ich im Büro und der Mandel mit dem Goethe-Institut in Shanghai und mit der Plattenfirma in London und mit der Pressepraktikantin im Kino.
    Gott, war ich froh, dass das alles vorbei war. Glücklich war ich, dass ich nicht mehr den ganzen Tag gezwungen war, Musik zu hören und darüber zu schreiben. Unter uns – und ich weiß, dass das keine populäre Meinung ist –, ich fand populäre Musik von Tag zu Tag obsoleter, und über sie zu schreiben war zusehends zur Qual geworden. So dass der Beruf sich immer mehr zur Agonie entwickelt hatte. Am Ende habe ich mich für meinen Beruf fast geschämt. Ich wollte nicht mehr dahin zurück.
    Scheiß aufs Geld, Sigi, dachte ich. Hab keine Angst. Angst macht nur spießig. Man muss sich das mal vor Augen führen: Wir hatten das Absurde in die Tat umgesetzt und ein Detektivbüro eröffnet. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Aber das war ja bei weitem nicht alles: Die Malleck hat mit mir geschmust, und den Tilmann haben sie zersägt. Und dazwischen hat es zehn Minuten lang gehagelt wie beim Jüngsten Gericht. Blut, Sex, Unwetter – und wir mittendrin. Endlich, endlich, endlich. Ein Leben jenseits von Musiknews und Redaktionssystemen, jenseits von hysterischen Ex-Freundinnen und der Erhöhung der Mietnebenkosten. Ein Sturm der Ereignisse. Und jetzt erst recht, dachte ich. Jetzt rufst du die Malleck erst recht an. Vielleicht nicht direkt am Tag nach der Abschlachtung ihres Ehemannes, aber bald. Nur nicht lockerlassen, jetzt wo alles so schön im Fluss war. Im reißenden Fluss.
    Gegen vierzehn Uhr kam der Mandel ins Büro.
    »Die Peilsender sind da«, sagte ich.
    »Wo?«, fragte der Mandel.
    »Im Schrank«, sagte ich.
    Der Mandel ging zum Schrank und holte die noch verpackten Peilsender heraus. Er hockte sich an seine Seite unseres Doppelschreibtisches und setzte den mitgelieferten Akku in eins der Geräte ein.
    »Ich hab übrigens vergessen, dir zu sagen, dass bei dem Kurs von der IHK Anwesenheitspflicht ist. Dreimal nicht da, und du wirst nicht zur Sachprüfung zugelassen«, sagte ich.
    Der Mandel schaute von seinen Peilsendern auf.
    »Da gibt es eine Prüfung?«
    »Klar gibt es da eine Prüfung. Ist nicht wie damals in deinem Politologiestudium, alles nur Sitzscheine.«
    »Das waren keine Sitzscheine«, sagte der Mandel bierernst.
    »Außerdem sind wir blöd, wir hätten uns die Umschulung eventuell vom Arbeitsamt bezahlen lassen können.«
    »Schön blöd«, sagte der Mandel, als wäre das nur mein Versäumnis, und schaltete einen der Sender ein. Es fiepte.
    »Kommst du zum ersten Kurs mit, oder? Am Mittwochabend«, wollte ich wissen.
    »Diesen Mittwoch? Das ist doch nur einmal im Monat, und den ersten hab ich verpasst.«
    Aber so leicht kam mir der Mandel nicht davon.
    »Letzten Mittwoch war nur die Einführungsveranstaltung. Ab dieser Woche fängt das Kursprogramm an. Es ist wichtig, dass du mitkommst. Mir wär’s wichtig.«
    »Ja, ja«, sagte der Mandel. Einer der Sender erzeugte eine Rückkopplung mit einem unserer Telefone.
    »Hast du dir eigentlich mal die Agenda angeschaut von dem Kurs?«, fragte ich.
    »Mensch, Sigi, wann denn? Ich war ja unterwegs mit dem Leo.«
    Wie er Leo sagte. Das klang fast liebevoll.
    »Okay, ich les dir mal ein bisschen was aus dem Inhaltsverzeichnis vor. Klingt gar nicht so uninteressant: ›Rechtskunde für Sicherheitsdienstleister, demokratische Grundordnung und staatliches Rechtssystem, Grundlagen des Zivilrechts, Grundlagen des Strafrechts mit ausgewählten Straftatbeständen, Gewerberecht, Datenschutz, Waffenrecht, Unfallverhütungsvorschriften, Kriminalistik und Kriminologie, Psychologie, Umgang mit Menschen‹ … das ist doch interessant, oder? Dann dein Fachgebiet: ›Technikeinsatz im Detektivgewerbe‹ … und meine Lieblingsdisziplin: ›Erkennen von Angriffen mit und Verhalten bei Auffinden von unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen‹. Nicht zu vergessen: ›Grundlagen der Observationsarbeit und Einsatz als Doorman‹ und … «
    »Ist gut, Sigi. Ich komm ja mit«, sagte der Mandel und nahm den Akku wieder aus dem Peilsender.
    »Ich bin gespannt, wie sie einem das praktische Wissen vermitteln wollen. Vielleicht dürfen wir ein

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