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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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niemand erzählte uns, ob die Polizei jemanden verdächtigte und ob am Tatort noch weitere Spuren gefunden wurden. DNA , Fingerabdrücke, Stofffasern, was es da eben so gab. Braucht niemand zu glauben, dass man als Privatdetektiv plötzlich mehr weiß als das, was in der Zeitung steht.
    rockstar zerstückelt
    Der letzte Auftritt des DEMO -Sängers
    Leo Tilmann, der 41-jährige Sänger der bekannten Rockband DEMO, wurde am Samstag gegen null Uhr tot in einer Transportkiste im Berliner Kunstpalast aufgefunden. Die Band hatte dort einen Auftritt vor Journalisten und ausgewählten Fans gegeben. Nach ersten Erkenntnissen wurde das Opfer erschlagen und nach Eintritt des Todes zerstückelt. Aus Kreisen der Mordkommission gingen noch keine Informationen bezüglich Tatverdächtiger ein. Es gilt jedoch als sicher, dass sowohl die Band als auch die bei dem Konzert anwesende Ehefrau des Toten – die bekannte Schauspielerin Veronika Malleck – zur Stunde verhört werden.
    Zusammen mit seiner Band DEMO verkaufte Leo Tilmann bis heute etwa 20 Millionen Tonträger. Tilmann und DEMO veröffentlichen nächsten Freitag ihr 13. Album Lauthals und Halbstärke .
    Das war schon hochinteressant, dass in wenigen Tagen das neue Album von DEMO erschien, das war mir gar nicht bewusst gewesen. Das klang nach dem besten Promotion-Stunt der Musikgeschichte. Und dann noch die Malleck als trauernde Witwe, statt als geprellte Ehefrau. Auf eine gewisse Art und Weise war das für alle ein Happy End. Außer für den Tilmann. Und natürlich den Mandel und mich. Wir hatten keinen Auftrag mehr, weder von der Malleck noch vom Urbaniak, und saßen blöd in unserem Ermittlungsbüro am Nordufer herum. Und warteten auf die Lieferung der Mini-Peilsender. Und sind wir mal ehrlich: Welcher Auftrag hätte besser zu uns passen können als dieser? Wer sollte uns denn sonst engagieren? Spätestens jetzt bereuten wir unsere Geschäftsidee. Und die Bestellung der Mini-Peilsender. Und die Anmeldung zu dem sündhaft teuren Kurs von der Industrie- und Handelskammer. Und überhaupt.
    Der Mandel und ich, wir saßen am Sonntagabend im Deichgraf und teilten uns einen Teller Grünkohlauflauf. Es waren immer noch Grünkohlwochen, und die Kreationen vom Koch des Deichgraf wurden immer fantasievoller. Sogar ein Grünkohlfrühstück war neuerdings im Angebot. Und dabei war es Mitte März, die Grünkohlsaison war längst vorbei. Das hätte uns eigentlich zu denken geben sollen. Ich kratzte lustlos auf dem Teller herum, und keiner sagte etwas. Ich fing dann doch an, weil im Gegensatz zum Mandel war mir so eine Stille unangenehm.
    »Und jetzt?«
    »Wie jetzt?«
    »Na, was jetzt?«
    »Wie was jetzt?
    »Na, was jetzt dann?«
    »Wann?«
    »Na jetzt.«
    »Was soll denn jetzt sein beziehungsweise dann«, fragte der Mandel, der ewig so weitermachen konnte.
    »Na, wie geht’s denn jetzt dann weiter?«
    »Mit was denn?«, fragte der Mandel, und langsam wurde ich sauer.
    »Jetzt frag halt noch blöder. Mit uns. Mit der Detektei. Mit dem Mord. Mit der Malleck.«
    »Woher soll ich denn das alles wissen?«
    »Eine Meinung wirst du ja wohl dazu haben.«
    »Was ist denn deine Meinung?«
    »Ich hab zuerst gefragt.«
    »Ich hab keine Meinung«, sagte der Mandel und kratzte mit seinem Messer zwischen den Grünkohlauflaufresten auf dem Teller herum, ein furchtbares Geräusch.
    »Mensch, wach auf, Mandel! Da ist vor deinen Augen ein Mord passiert, und du stehst zudem vor dem finanziellen Nichts! Irgendeine Meinung wirst du doch wohl haben«, herrschte ich ihn an.
    Der Mandel schaute auf den Teller und hörte auf zu kratzen. Irgendwie tat er mir leid. Vielleicht hatte ihn der Tod vom Tilmann ja mehr mitgenommen, als ich dachte.
    »Sorry, Mandel, ich bin auch ein bisschen durch den Wind.«
    »Ich frag mich nur, wer so was macht? Ich meine, den muss ja jemand zerhackt haben und vorher auch noch umgebracht. Umbringen ist ja die eine Sache, aber dann musst du auch noch jemand zerhacken. Wer macht denn so was?«
    »Vielleicht irgendein verrückter Fan.«
    »Ich weiß nicht«, sagte der Mandel. »Vielleicht sollten wir das Büro ein paar Tage zumachen.«
    »Ja, vielleicht. Oder gleich ganz«, sagte ich.
    Am Montagmorgen saß ich im Büro, und ein Kurier von der Post brachte die Peilsender vorbei. Drei Stück à dreihundert Euro. Das wäre auch billiger gegangen, ich hatte entsprechende Angebote bei Amazon gesehen. Für hundert Euro bekommt man schon was Vernünftiges, das hatte ich dem Mandel auch gesagt.

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