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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Schnupperpraktikum als Kaufhausdetektiv machen. Das wär der Hammer, oder?«, sagte ich und fand das alles sehr komisch.
    »Hm. Warum nicht?«, sagte der Mandel, und ich war mir gar nicht sicher, ob er mir zugehört hatte.
    »Weißt du was, Sigi, ich nehm die Sender mit nach Hause und lerne ein bisschen damit umzugehen. Ich komm dann morgen wieder ins Büro.«
    Der Mandel kam nicht am nächsten Tag und auch nicht am übernächsten. Ich saß alleine im Büro herum, spielte das Zweite-Weltkrieg-Spiel und blätterte in den Unterlagen aus der Einführungsveranstaltung. Es gab tatsächlich so etwas wie eine Leseliste zur Vorbereitung, aber da ich das jetzt erst sah, war es viel zu spät, die Bücher noch rechtzeitig zu bestellen, geschweige denn zu lesen. Zwischenzeitlich wurde der teure neue Rechner geliefert, und ich brachte Stunden damit zu, bis die ganze notwendige Software installiert war. Der Mandel hatte unbedingt auf dem neuesten Photoshop bestanden. Und zwar samt der teuren Lizenz, weil man bei der Raubkopie keinen Kundendienst hat, sagte er. Auf meine Frage nach dem »Warum überhaupt Photoshop?« hat er etwas davon gefaselt, damit gefälschte Fotografien besser entlarven zu können, was heutzutage unerlässlich sei bei der ungebremsten Bildbearbeiterei.
    Gegen Mittag rief ich den Mandel an, ob er denn jetzt mit zu dem Kurs käme, aber er ging nicht ans Telefon. Ich rief die Malleck an, aber sie ging auch nicht ans Telefon, wobei ich sie auch nicht zu dem Kurs mitgenommen hätte. Am Abend kam der Mandel aber dann doch zu dem Vortrag an der Sicherheitsakademie. Tief, tief im Osten der Stadt, ich war eine Ewigkeit in der S-Bahn gesessen und der Mandel sicher eine Ewigkeit in seinem Audi A4. Trotzdem schien er bester Dinge zu sein.
    »Wir sind wieder im Geschäft«, sagte er leise zu mir und erntete einen harschen Blick vom Ronny Novack, dem Dozenten. In der Raucherpause im Innenhof erzählte mir der Mandel dann Folgendes:
    Gestern war der Mandel noch auf seinem Balkon gesessen und hatte sich einen Beefeater-Tonic nach dem anderen gegönnt. Weil – und das hat er dann doch zugegeben – ihn das schon ein bisschen mitgenommen hatte mit dem Tilmann seiner Zerstückelung. Irgendwann so gegen zweiundzwanzig Uhr, als der Mandel sich schon am Geländer festhalten musste, weil Stuhl hatte er keinen auf dem Balkon, klingelte es an der Haustür. Der Mandel wohnte ja in diesem neumodisch restaurierten Altbau, wo jemand ganz Schlaues an der Haustür eine Videokamera installiert hat, und so konnte er über einen kleinen Schwarz-Weiß-Monitor beobachten, wie der Urbaniak sich nervös durch die Fettlocken strich, während er sagte: »Ich bin’s, der Karsten.« Und das »S« von Karsten deutlich gelispelt, das hörte man selbst durch die Gegensprechanlage. Und dann kam er hoch, und obwohl beim Mandel im Haus alles so neumodisch ist, war im Altbau scheinbar kein Platz mehr für einen Fahrstuhl gewesen, und als der Urbaniak oben ankam, lief ihm der Schweiß von der Stirn, und er roch nach altem Rost. Sag ich jetzt. Der Mandel hat das nicht so en detail geschildert.
    »Setz dich doch, Karsten«, bot der Mandel dem Urbaniak einen Stuhl im Wohnzimmer an. An dem länglichen weißen Tisch, der eher wie ein Konferenztisch als ein Esstisch aussah. Der Urbaniak setzte sich auf einen von den Pseudo-Art-Déco-Stühlen, und beide ächzten. Also der Stuhl und der Urbaniak. Der Mandel holte seinem Gast ein Bier aus der Küche, er selbst hatte ja noch seinen Beefeater-Tonic.
    »Grässlich, oder?«, sagte der Urbaniak.
    »Furchtbar«, sagte der Mandel.
    »Wer macht denn so was?«, sagte der Urbaniak.
    »Keine Ahnung«, sagte der Mandel.
    Dann schwiegen sie eine Minute lang, was beiden ganz angenehm war. Dem Urbaniak, weil er immer noch völlig außer Atem von den Stockwerken war, und dem Mandel, weil er tranquilophil war. Dann sagte der Urbaniak:
    »Du hast in der kurzen Zeit vermutlich nichts über die Vorproduktion von Leos Soloalbum rausfinden können, oder?«
    Der Mandel schüttelte den Kopf.
    »Hier ist das Ding, Max: Vertraglich ist für das Album ja alles unter Dach und Fach. Leo hat den Vorschuss bekommen, das Studio ist gebucht, und die Tour wird vorbereitet. Und es wäre schade, wenn ausgerechnet das letzte musikalische Vermächtnis vom Leo jetzt nicht mehr das Licht des Tages erblickt. Oder, Max? Say something.«
    »Ja, wär schade drum«, sagte der Mandel.
    »Und deshalb brauche ich Demos vom Leo. Und wenn es das dreckigste

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