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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Homerecording ist, selbst wenn er es in seiner Küche aufgenommen hat, Hauptsache, da ist ein Song und seine Stimme. Alles andere machen wir am Computer. Bis jetzt hab ich keine einzige Textzeile oder auch nur eine Sekunde Ton vom Leo, aber der Mann hat angeblich das letzte Jahr dreißig Songs geschrieben. Selbst wenn er nicht die Songs verwendet hat, die ich ihm habe schreiben lassen, brauchen wir Material von ihm. Irgendwo muss es was geben. Die Band hat nichts, die weiß ja noch nicht einmal von dem Soloalbum, und jetzt ist auch nicht gerade der günstigste Zeitpunkt, denen zu erzählen, dass der Leo seinen Absprung vorbereitet hat. Die stellt man lieber vor vollendete Tatsachen, sprich einen konkreten Release, denn wenn die Geld wittern, machen die freiwillig als Gäste auf dem Album mit. Leo Tilmann featuring DEMO nennt sich das dann.«
    An der Stelle lachte der Urbaniak befreit auf, als hätte er gerade gemerkt, dass so ein Mord an seinem Hauptkünstler gar nicht der Weltuntergang ist. Dann fing er sich wieder.
    »Aber ich brauche diese Aufnahmen. Irgendwelche Aufnahmen. Hauptsache mit der Stimme vom Leo drauf.«
    »Hat die Veronika denn nichts? Oder der Danny? Hatte der Leo nicht ein eigenes Studio daheim?«, fragte der Mandel.
    »Der Danny ist nicht ansprechbar wegen seiner Nierenkolik, und die Malleck kann ich natürlich jetzt nicht fragen, ob ich nach dem Tod ihres Mannes sein Studio durchsuchen kann. Und ich bin mir sicher, wenn die was findet, dann veröffentlicht die das auf eigene Faust.«
    »Kommt ihr nicht gut aus, du und die Veronika?«
    »Na ja, sagen wir mal, bei uns im Haus nennen wir sie Yoko Ono. Aber ihr, du und der Singer, euch mag sie doch. Ich weiß, dass sie euch beauftragt hat. Ich weiß, dass ihr den Leo hättet observieren sollen. Ich weiß, dass die Reportage nur ein Vorwand war. Ich weiß das alles und hab aber nichts den Bullen erzählt, das hätte die Dinge nur verkompliziert, und wir sind doch alte Buddys, du und ich. Hilf mir, Max, das lohnt sich big time für euch.«
    »Hmm«, machte der Mandel, weil ihm das gar nicht recht war, dass scheinbar jeder von dem Ermittlungsbüro wusste.
    »Die Malleck kann doch die Demos gar nicht selbst rausbringen. Der Leo hat doch den Vertrag mit dir und der Plattenfirma«, analysierte der Mandel.
    »Schon, aber nach dem Tod vom Leo ist sie ja die Rechtsvertreterin und kann alles blockieren, und dann müsste ich beweisen, dass die Aufnahmen im Zuge des von uns geplanten Soloalbums entstanden sind. Wenn das Zeug aber ohnehin in meinem Besitz ist, stehe ich nicht in der Beweispflicht, wenn die Malleck einen auf Schwarze Witwe macht. Ich behaupte einfach, der Leo hätte mir als seinem A&R die Aufnahmen bereits vor seinem Tod zukommen lassen.«
    Der Mandel nickte einsichtig.
    »Was ist denn der Finderlohn für ein paar brauchbare Songs?«
    »Zehntausend bucks bei mindestens acht Songs. Bei allem drunter müssen wir verhandeln. Das ist doch ein brauchbares Geschäft, oder?«
    »Klingt so«, sagte der Mandel.
    »Hast du für mich auch so einen Gin Tonic?«
    »War leider der Letzte«, sagte der Mandel.
    Die Raucherpause war vorbei, und wir mussten in den kleinen sterilen Unterrichtsraum zurück, wo Dozent Ronny Novack bereits zum nächsten Tagesordnungspunkt übergesächselt war und uns strafend anschaute, als wir zu spät in die Klasse kamen.
    »Wenn wir uns dann alle eingefunden haben, zeig ich Ihnen in der nächsten Stunde, wie man einen Mini-Peilsender an einem Personenkraftwagen anbringt.«
    Der Mandel schaute den Dozenten Ronny Novack verträumt an.

Zehn

    Am nächsten Tag stand in der Zeitung, dass der Tilmann in der Backstage-Küche vom Kunstpalast zerhackt worden war. Mit einer Feueraxt. Das hatte wohl angeblich nur fünf Minuten gedauert und deutete vielleicht auf einen geübten Axtanwender hin, meine Meinung. In der Zeitung war auch ein Foto der blutverschmierten Küche. Da würde mich mal interessieren, wie so ein Foto in die Zeitung gerät. Das musste ja von Samstag sein, vor oder während der Spurensicherung, konnte ergo nur von der Polizei sein. Darf die Polizei ihre Fotos einfach so an die Presse geben, oder verdient sich da jemand was extra? Ich fragte mich außerdem, woher eine Feueraxt kommt, wenn man sie grade braucht, quasi Deus Axt Machina . Wenn man übrigens »Leiche zerhackt« im Internet eingibt, kommt man auf eine ganze Menge deutscher Zerstückelungsfälle. Von Augsburg bis Chemnitz, überall wird zerstückelt. Scheint eine

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