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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Aber nein, der Herr kauft ja prinzipiell nur Bücher und CD s bei Amazon. Alles andere muss man beim Fachhändler bestellen, sagt er. Und dann muss es ja selbstverständlich teure Markenware sein, völlig egal, wie der Verbraucher bewertet. Ich las auf der Rückseite der Verpackung:
    Der Finder Pro ist der kleine Bruder des Finder L6. Er besticht durch einfache Bedienung und die ebenso ausgefeilte und hochempfindliche Elektronik. Wenn auch manche Sonderfunktionen wie der Bewegungsmelder fehlen, ist es dennoch möglich, das Gerät für die Personensuche oder Tierrettung einzusetzen.
    Tierrettung, alles klar. Die Mini-Peilsender kamen in den Aluminiumschrank. Ich hatte kein Interesse daran, sie auszuprobieren oder auch nur auszupacken. Stattdessen bemühte ich die Suchmaschinen zur Causa Holger Edelstein. Ich muss dazusagen: Es gab meinerseits nicht den geringsten Impuls, mich in irgendeiner Form an der Mordaufklärung zu beteiligen. Außer dem Ärger, dass unsere Zigtausend Euro von der Malleck weg waren und die Malleck jetzt wegen dem Trauerfall außerhalb meiner Reichweite, betraf es mich ja nicht, wer den Tilmann in zwei Teile gemäht hatte. Aber dieser Edelstein und seine »Kulturfreunde des Nordens« gingen mir nicht aus dem Kopf. Weil er schließlich ja der Hausfreund und Anwalt der Malleck war. Schon kurios, wenn man bedenkt, dass die Malleck gar nichts mit Rechtsextremen zu tun hatte und sogar mit einem Mann verheiratet war, der sich stets als antifaschistischer Künstler verstanden hatte. Und dann der bizarre Zufall, dass die Malleck gerade als Eva Braun vor der Kamera stand. Ich fand, das rechtfertigte meine Neugier, auch wenn ich wirklich keinen Mordfall untersuchen wollte. Sondern eher das Privatleben der Malleck. Schließlich war ich ein Privatdetektiv.
    Der Zusammenhang zwischen dem Edelstein und den Rechtsekzemen – mein Lieblingswortspiel – ging im Detail so: Vor drei Jahren gab es in der Stadt eine Mai-Demonstration, bei der eine Gruppe linker Demonstranten einen Aufmarsch der Rechten verhindern hatte wollen und ein rechter Demonstrant, in dem Artikel nur Torsten G. genannt, einen Stein geworfen hatte, der den linken Demonstranten Johann F. so ungünstig am Kopf traf, dass der tot umgefallen war. Jetzt hat der Anwalt Edelstein offensichtlich Torsten G. verteidigt, aber es ging nicht aus dem Bericht hervor, ob es nur eine Pflichtverteidigung gewesen ist. Auf jeden Fall hat der Edelstein herausgefunden, dass der linke Demonstrant im Moment des Steineintreffens vor Schreck einen Herzinfarkt erlitten und deshalb nicht, wie zunächst angenommen, wegen der Kopfverletzung das Zeitliche gesegnet hatte. Damit war Torsten G. in Sachen Totschlag aus dem Schneider, und dann fand der Edelstein sogar noch einen Zeugen, der aussagte, dass auch ein Linker vorher etwas auf die Rechten geworfen hatte. Dass es sich dabei nur um eine Plastikflasche gehandelt hatte, tat wohl nichts zur Sache, weil der Wurf als solcher offensichtlich eine Affekthandlung von Torsten G. provoziert habe. Für mich klang das alles ziemlich hanebüchen, aber ich bin ja auch kein Anwalt.
    So ein Mord ist eine ziemliche Grausamkeit, und obwohl er die Malleck wie eine Geisha behandelt hatte, hab ich ihm keine Ermordung gewünscht, dem Tilmann, geschweige denn eine Zerstückelung. Aber gleichzeitig war mit dem Mord endlich diese Ödnis vorbei. Das war ein Erwachen. Aus diesen Monaten, ja Jahren, in denen nichts passiert war. In denen der Mandel die immer gleichen alten Witzfiguren interviewt hat und ich die immer gleichen Musiknews ins Netz schrieb. Immer und immer wieder. Die einen haben eine neue Platte aufgenommen, und die anderen sagen, sie werden nie wieder eine aufnehmen, während wiederum andere nach fünfzehn Jahren jetzt doch wieder neue Platten aufnehmen. Dann sind die einen schon beim Soundcheck so betrunken, dass die Tour abgebrochen und ein halbes Jahr später nachgeholt wird, weil der Veranstalter dem Label Druck macht, das Label dem Management und das Management der Band. Die anderen machen noch schnell eine Abschiedstour, spielen aber nur Lieder der ungeliebten letzten Platte, wegen der sie sich eigentlich aufgelöst haben. Wieder andere gehen nochmal auf große Welttournee, aber trinken mittlerweile nur noch Erkältungstee auf der Bühne. Dann kommen die Open Airs im Sommer, dann wieder die ganzen Neuerscheinungen im Herbst, dann ist Weihnachten, und es gibt nur noch Greatest-Hits-Alben von Bands, die gerade mal drei Platten

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