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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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durchficken, bis unser Fickschweiß die hässliche alte Tapete im Büro von der Wand löste. Ich musste nur noch den Mandel loswerden.
    Die Malleck schaute auf ihre Füße, die in flachen lila Schuhen steckten.
    »Es war nur kurz. Und ich wollte nicht weitermachen. Der Holger hat ja Familie. Wenn auch auseinandergelebt.«
    »Verstehe«, sagte der Mandel.
    »Sigi, bist du so lieb und machst uns drei einen Kaffee?«, sagte er zu mir.
    Ich weiß gar nicht, warum ich immer noch der Büßer war, nachdem der Mandel mich fast im Scharmützelsee hatte ertrinken lassen. Ich ging in die kleine Küche und schüttete lustlos italienisches Espressopulver in die Maschine, die nur jeweils zwei Tassen schaffte. Also verzichtete ich freiwillig auf meinen Kaffee, weil jede weitere Tasse mit dieser Maschine eine Sauerei war.
    »Hast du den Edelstein ertränkt?«, fragte mich der Mandel, nachdem die Malleck weg war.
    »Klar. Mein Fight-Club-Alter-Ego hat ihn über die Reling gehängt und so lange unter Wasser gehalten, bis er hin war.«
    »Jetzt beruhige dich. Ich frag ja nur, weil der Winter das auch fragen wird. Vielleicht hat er ja mittlerweile dein Portemonnaie gefunden.«
    »Der ist doch gar nicht zuständig für das Kaff da draußen.«
    »Aber für dich ist er zuständig.«
    »Was sollte eigentlich das arrogante Getue, von wegen die Malleck so einsam und allein, da kann sie ja auch mit meinem Adjutanten Sigi Singer pennen?«
    »Jetzt hör auf. Das bildest du dir ein. Du bist doch nicht mein Assistent. Du bist mein Partner.«
    »Adjutant hab ich gesagt.«
    »Adjutant bist du?«, fragte der Mandel.
    »Nein, eben nicht, aber du hast Assistent gesagt und ich Adjutant.«
    Der Mandel sah mich verständnislos an.
    Abends stand der Winter bei mir vor der Haustür. Er war mit einem Kollegen in Zivil und einem Uniformierten da und fragte, ob ich kurz Zeit für ein paar Fragen auf dem Revier hätte.
    »Nein«, sagte ich.
    »Dürfen wir reinkommen?«, fragte der Winter.
    »Ist gerade schlecht.«
    »Dann kommen wir mit einem Durchsuchungsbefehl wieder«, sagte der Winter.
    »Wieso Durchsuchungsbefehl?«
    »Dringender Mordverdacht, Verdunklungsgefahr und blablabla«, sagte der Winter.
    »Und wie lange dauert das?«, fragte ich.
    »Wie lange dauert was?«, fragte der Winter.
    »Bis ihr mit einem Durchsuchungsbefehl wiederkommt«, sagte ich.
    »Dauert nicht lang«, sagte der Winter, winkte seinem Kollegen in Zivil. Ich zog die Tür zu, aber keine zehn Sekunden später klingelte es wieder. Ich öffnete.
    »Wieder da.« Der Winter zog mich am Genick aus dem Hauseingang raus. Wie einen Hund.
    »Ziehen Sie sich Schuhe an, Singer, oder ich nehme Sie barfuß mit aufs Revier.«
    »Das dürfen Sie doch gar nicht«, sagte ich, war mir aber natürlich nicht sicher.
    Der Winter zückte einen Gegenstand aus der Innentasche seines Jacketts. Es war mein Portemonnaie. Und das, wo ich schon alle Karten gesperrt hatte.
    Auf dem Revier dann wieder das Gefrage. Warum waren Sie in Diensdorf-Radlow an dem Tag? Wieso liegt Ihr Portemonnaie am Ufer? Wie war Ihr Verhältnis zu dem Ermordeten? Haben Sie den Ermordeten ermordet? Im Nachhinein ist mir schleierhaft, wie der Mandel die Gespräche mit dem Winter so über sich ergehen lassen konnte und dabei auch noch das eine oder andere interessante Detail verschwieg. Mir setzte die strenge Behördlichkeit und das Damoklesschwert der Strafverfolgung so sehr zu, dass ich eigentlich nur die Wahrheit sagen konnte. Zudem gab mir der Winter das Gefühl, dass er mich nicht nur für den Tod vom Edelstein, sondern auch für den Zerfall der gesamten westlichen Welt verantwortlich machen wollte. Und wenn es für den Mordkommissar Winter etwas gab, das noch schlimmer war als Leute aus der Medienbranche, dann waren es Leute aus der Medienbranche, die sich jetzt als Privatdetektive versuchten. Ich erzählte und erzählte, bis auf die Anbahnungen mit der Malleck, versteht sich, aber der Winter wurde immer wütender, weil er nicht verstand, warum der Mandel und ich so handelten, wie wir handelten. Und da konnte ich ihn fast verstehen.
    »Warum haben Sie sich mit dem Neumann getroffen? Das habe ich immer noch nicht verstanden. Sie sind doch beauftragt, die verschwundenen Aufnahmen zu suchen, und nicht, bei solchen Leuten zu spionieren. Erklären Sie mir das, weil ich sonst wütend werde.«
    Der arme Winter. Da rennst du dir die Füße blutig wegen einem Spektakelmord im Prominentenmilieu und stehst unter riesigem Erfolgsdruck wegen der

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