Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Vorstellung, mich für meine Belustigung zu entschuldigen, löste einen weiteren Heiterkeitsanfall aus.
Schließlich trat ich selbst auf die Straße und winkte ein Yellow Cab heran. Die Avenues waren nicht sicher für junge Frauen und Dichter – nicht solange eine lachende Hyäne wie ich auf der Pirsch war.
Ich ließ mich zu einem Haus in der Upper West Side fahren, knapp einen Block vom Riverside Drive entfernt. Davor parkte ein kleiner Umzugslaster. Der Mann auf dem Fahrersitz war ein Mörder, und ich war sein einziger Freund.
Ich trat an das Autofenster, um Hush zu begrüßen, doch er war mitten in einem Satz.
»… glaube ich nicht, dass es eine Rolle spielt, was man tut«, sagte er. »Ich meine, es spielt schon eine Rolle, aber es kommt mehr darauf an, wie du es tust, auf deinen Blick für Details …«
»Hey, Mann«, sagte ich. Es war nicht ratsam, Hush zu lange zu belauschen. Was seine Privatsphäre anging, war er sehr empfindlich.
»Leonid«, sagte er.
Ich ging um den Wagen und sah, dass er sich mit Twill unterhielt, meinem jüngsten und liebsten Kind. Wir waren vielleicht nicht blutsverwandt, aber im zarten Alter von achtzehn hatte Twilliam schon mehr und lukrativere Verbrechen begangen als die meisten Diebe und Gauner in ihrem ganzen Leben. Ich hatte ihn als Detektiv-Lehrling in mein Büro geholt, doch ob ich ihn vor seiner eigenen betrügerischen Brillanz bewahren konnte, war noch offen.
»Hey, Pops«, sagte Twill.
Er trug verwaschene Jeans und ein leicht angegrautes, aber immer noch weißes T-Shirt, die angemessene Garderobe für einen jungen Mann, der seinem älteren Bruder beim Umzug half. Twill war für jeden Anlass angemessen gekleidet.
»Wie läuft’s, Junge?«, fragte ich.
»Alle sind oben am Arbeiten«, sagte er. »Bulldog und Taty, Shelly, sogar Mardi ist vorbeigekommen. Mom ist allerdings nicht allzu glücklich.«
»Ihr Baby zieht aus«, erklärte ich.
»Ich glaube, es ist mehr als das.«
»Was meinst du damit?«
»Sie trinkt ziemlich heftig.«
Ich seufzte. Das war schon seit geraumer Zeit Katrinas Dauerzustand. Zunächst war es nur passiert, wenn sie heimlich mit einem ihrer Freunde ausgegangen war – ein oder zwei Mal die Woche. Sie war dann leicht beschwipst nach Hause gekommen, fröhlich, aber nicht torkelnd. Aber in letzter Zeit trank sie jeden Tag.
»Warum gehst du nicht hoch und hilfst deinem Bruder, Twill? Ich komme sofort nach.«
»Wird gemacht«, sagte der junge Mann, sprang vom Beifahrersitz und ging zur Haustür.
»Das ist ein echter Prachtjunge«, sagte Hush.
»Er wird ein verdammt guter Mann werden, wenn er sein kriminelles Genie überlebt.«
»Ich wär ungern derjenige, der sich ihm in den Weg stellt.«
Twill hatte Hush angerufen, um ihn zu fragen, ob er bei dem Umzug helfen könne. Er hatte die Nummer von einer Notfallliste, die ich ihm gegeben hatte, weil er trotz seiner verbrecherischen Neigungen das verlässlichste Mitglied der Familie war.
Hush hatte Twill erklärt, er müsse erst seinen Einsatzplan überprüfen, und dann mich angerufen, um zu fragen, ob es okay wäre. Er wusste, dass mir bei der Vorstellung, der erfolgreichste Killer New Yorks (wenn auch im Ruhestand) schleppt die Kartons meines Sohnes aus dem elften Stock in einen Umzugslaster, unbehaglich sein könnte. Ich hätte sowieso Ja gesagt. Twills Freundlichkeit und Großzügigkeit konnte man sich nicht entziehen. Außerdem hatte ich eigene Beweggründe.
»Und?«, fragte ich den Killer.
»Sie ist die Art Frau, die dir das Leben nehmen könnte, und du würdest trotzdem noch lächeln.« Er sprach von Tatyana Baranovich, der Frau, mit der Dimitri zusammenziehen wollte. Sie stammte aus Weißrussland und konnte es locker mit Twill aufnehmen, wenn es darum ging, das System zu melken und gleichzeitig die Konsequenzen zu meiden.
»Erzähl mir was, was ich noch nicht weiß«, sagte ich.
»Bis zum Ende der Jahreszeit werden alle Blattläuse weiblich und schwanger geboren.«
»Wie wär’s mit was Sachdienlichem?«
»Sie mag deinen Jungen.«
»Glaubst du, sie ist in irgendwas verwickelt?«, fragte ich.
Hush war gewandt und aufmerksam, das musste er sein. Ein Killer hat es mit dem Absoluten hinter den Grautönen zu tun. Ein winziger Fehler könnte sein Ableben bedeuten.
»Ich weiß nicht, ob jetzt gerade«, sagte er, »aber früher oder später bestimmt. Keine Frage.«
»Ja«, sagte ich mit einem weiteren lebensüberdrüssigen Seufzer. »Ich weiß.«
»Soll ich sie umbringen?« Es war ein
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