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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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gedacht, dass ich Michelle diese Worte noch einmal zu ihrer Mutter würde sagen hören. Als Katrina mich wegen eines österreichischen oder argentinischen Bankers verließ, schrieb Shelly sie endgültig ab. Es musste wirklich schlimm um sie stehen, wenn ihre Tochter jetzt zur Vergebung bereit war.
    »Blödsinn«, sagte Katrina. »Blödsinn. Du bist genau wie dein Vater. Er hat dieses Monster geschickt, damit niemand mein Baby davon abhalten kann auszuziehen.«
    »Twill hat Mr. Arnold angerufen, nicht Daddy.«
    Arnold war nicht Hushs richtiger Name, sondern einer seiner vielen Aliasse. Was ist schon ein Name?
    »Er ist ein beschissener Killer, und dein Vater auch.«
    »Daddy hat nichts getan, Mom.«
    In diesem Moment schritt ich ein. Egal, welcher Groll zwischen Katrina und mir herrschte, ich wollte nicht, dass Shelly mit Anschuldigungen konfrontiert wurde, die der Wahrheit näher kamen, als eine liebende Tochter sich vorstellen konnte.
    Katrina saß am großen Esstisch aus Walnussholz, meine persönliche Kristallkaraffe mit fünfzig Jahre altem Cognac stand ohne Verschluss vor ihr. Ein Glas konnte ich nicht entdecken.
    Obwohl meine mir seit vierundzwanzig Jahren angetraute Ehefrau das halbe Jahrhundert überschritten hatte, hatte sie sich einen Gutteil ihrer skandinavischen Jugend bewahrt. Ihre Schönheit wurde nur durch das verbittert höhnische Grinsen in ihrem Gesicht verunstaltet. Ihr Haar war so blond wie das eines jungen Mädchens, und ihre Augen waren so blau wie die Nordsee. Kein Wunder, dass Katrina so viele junge Liebhaber hatte.
    Shelly war so dunkelhäutig wie Menschen aus Südostasien. Auch ihre Augen waren asiatisch, aber abgemildert durch die Blutlinie ihrer Mutter. Ihr Vater war bei einer Naturkatastrophe ums Leben gekommen, bevor Katrina die Chance bekommen hatte, mich seinetwegen zu verlassen.
    Meine Tochter kniete neben ihrer Mutter.
    »Was ist hier los?«, fragte ich streng.
    Beide Frauen blickten erschreckt auf. Shelly lächelte und stand auf. Katrina zog ihren linken Nasenflügel hoch.
    »Du kannst mich mal.«
    »Mo-om«, klagte Shelly.
    »Warum gehst du nicht und hilfst deinem Bruder, Baby«, sagte ich zu meiner Tochter. »Ich übernehme hier.«
    »Ja, du kleines Flittchen. Am besten ziehst du gleich mit ihm aus. Ist mir doch egal.«
    Den Tränen nahe stürzte mein kleines Mädchen aus dem Zimmer. Das Fieber flammte wieder auf, und ich ballte die Fäuste.
    »Willst du mich schlagen?«, fragte Katrina und hob in gespielter Angst die Hände.
    Sie war überrascht, als ich zwei Schritte auf sie zu machte und sie an beiden Handgelenken packte.
    »Was?«, rief sie.
    »Beruhig dich, Katrina. Du weißt, ich bin auch nicht glücklich darüber, dass D auszieht und sein Studium abbricht. Aber er ist jetzt erwachsen, und wir können ihn nicht aufhalten.«
    »Als ob dir das was ausmachen würde«, sagte sie, ein wenig eingeschüchtert von meiner Schnelligkeit, meinerKraft und meiner ungewohnten Bereitschaft, sie einzusetzen.
    Ich ließ sie los und zog mir einen Stuhl heran. Dann hielt ich ihr die Hände hin, damit sie sie fassen konnte. Sie nahm das Angebot nicht an, aber zumindest ihre Streitlust flaute ein wenig ab.
    »Was ist los, Baby?«, fragte ich.
    Nach jahrzehntelanger Ehe wogen ein paar Worte eine ganze Predigt auf. Ich nannte Katrina nie Baby. Die Tatsache, dass ich es jetzt tat, bedeutete, dass ich bereit war zu tun, was ich konnte, um ihren Schmerz zu lindern. Aber sie war immer noch wütend.
    »Was soll ich sagen?«, fauchte sie mich an. »Dass kein einziger meiner Träume wahr geworden ist? Dass alle meine Kinder eine einzige Enttäuschung sind und du nie da warst, wenn ich dich brauchte? Und nach alldem verrät mich auch noch mein eigener Körper, und es bleibt nichts und niemand mehr übrig.«
    »D zieht nur sechs Straßen weiter«, sagte ich. »Und Shelly ist ein gutes Mädchen.«
    »Ha«, grunzte Katrina. »Frag mal Seldon Arvinil.«
    »Wen?«
    In diesem Moment brach der Damm, und sie ergriff meine dargebotenen Hände.
    »Oh Leonid.«
    Ich beugte mich vor und hob sie auf meinen Schoß. Sie schlang die Arme um meinen Hals und drückte sich an mich.
    »Ich habe alles verloren«, flüsterte sie. »Alles.«
    »Mich nicht. Du hast immer noch deinen falschen Fuffziger.«
    Sie tätschelte meinen kahlen Kopf und summte. Ich konnte den Cognac in ihrem Atem riechen – es war das teure Zeug. Sie schmiegte ihre Wange an meine und atmete auf eine Weise aus, die mir sagte, dass sie bald einschlafen

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