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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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vielleicht sogar auf Männer mit Pistolen. Ich will nur, dass du das im Kopf behältst.«
    »Du bist also einverstanden, dass ich ausziehe?«
    »Junge, ich weiß, was dir das Mädchen bedeutet. Wenn ich sie ansehe, steigt sogar mein Blutdruck bedrohlich. Hab bloß Verständnis, dass eine Mutter nur tun kann, was eine Mutter tun kann, genauso wie du tust, was du tun musst.«
    »Und du verstehst auch, warum ich mein Studium für eine Weile unterbrochen habe?«
    »Für sie ist dieses Programm an der Columbia eine große Chance. Und als Mann hilfst du ihr, es zu schaffen. Du darfst nur nicht vergessen, D , es ist ein Geschenk und keine Investition. Tatyana ist kein Konto.«
    Diese letzte Weisheit zeichnete eine neue Falte auf die brütende Stirn meines Sohnes. Es war eines der längsten Gespräche, das wir seit Jahren gehabt hatten, und bedeutungsvoller als alles, was wir besprochen hatten, seit er die Pubertät hinter sich hatte. Hinter seiner gerunzelten Stirn braute sich eine Frage zusammen. Er holte sogar Luft, um die Worte auszustoßen.
    »Hey, Bulldog«, sagte Twill genau im falschen Moment.
    »Was?«
    »Komm und hilf uns, die Kartons runterzutragen.«
    Twill, Mardi und Shelly kamen mit Kartons beladen aus dem Zimmer. Aus langer Erfahrung wussten sie, wie heikel das Verhältnis zwischen mir und Dimitri war. Ich bin sicher, sie wollten ihm helfen und ihn ans Arbeiten bringen, damit ich nicht die Beherrschung verlor und ihn mit einem Schlag zu Boden schickte.
    »Okay«, sagte der Mann/Junge. Er stapfte in sein Zimmer, schnappte sich drei Kartons und folgte seinen Geschwistern und Mardi den Flur entlang.
    Ich betrat das Zimmer, wo Tatyana bequem auf dem Boden saß und sich um Ds Kleidung und anderen Kleinkram kümmerte. Sie trug eine korallenfarbene dünne Baumwollhose und eine weite himmelblaue Bluse, die ihrer Figur trotzdem schmeichelte. Ich ging locker in die Hocke, als Boxer Teil meines täglichen Trainings, und sah sie an.
    »Keine besonders angenehme Einführung in die Familie«, sagte ich.
    »Sie liebt ihn«, erklärte Tatyana Baranovich und zuckte mit der linken Schulter.
    »Trotzdem fühlt es sich bestimmt nicht besonders gut an.«
    »Was zwischen einem Sohn und seiner Mutter passiert, geht mich nichts an. Ich kann nur für ihn da sein, wenn er mich will.«
    Sie sortierte die Socken, Uhren und Manschettenknöpfe, die D nie getragen hatte, dazu die Blätter, auf denen er immer Notizen und kleine Zeichnungen machte.
    »Diese Kritzeleien hat er schon als kleiner Junge gemacht«, sagte ich.
    »Er hat großes Talent.« Sie hielt inne und sah mich direkt an. In ihren Worten schien ein unausgesprochener Vorwurf zu liegen. Wieder wurde ich daran erinnert, was für einen eindrucksvollen Charakter Dimitris Freundin hatte.
    »Hast du meinen Freund Mr. Arnold gesehen?«, fragte ich.
    Hinter der Frage steckte mehr als nur eine Absicht. Zunächst wollte ich ihre Andeutung beiseitewischen, ich hätte die Talente und Fähigkeiten meines Sohnes missachtet. Ich glaubte an D, doch er hatte mich vorsätzlich aus seinem Leben ausgeschlossen. Zum anderen wollte ich nicht nur wissen, was Hush über Tatyana dachte, es interessierte mich auch, wie sie den Ex-Killer sah.
    »Ja«, sagte sie und schüttelte ein Paar Socken mit einem schwarz-gelb-grünen Argyle-Muster aus.
    »Und was hältst du von ihm?«
    Sie rollte die Socken zusammen, stopfte sie in einen Karton und wählte ein neues Paar aus dem Haufen auf dem Boden.
    »Nun?«, half ich ihr auf die Sprünge.
    »Er hat tote Augen«, sagte sie zum Fußboden.
    »Was meinst du damit?«
    »Er ist einer von diesen Männern, von denen meine Babuschka mir immer erzählt hat.«
    »Was für Männer?«
    »Die Seiltänzer. Auf der einen Seite wartet ihr eigener Tod, auf der anderen Seite deiner.«

9
    Katrinas Schnarchen war in der ganzen Wohnung zu hören. Sie sägte eine Weile vor sich hin, während die Kids packten und schleppten, Sandwiches aßen und putzten. Dimitri zog sich mit Tatyana eine halbe Stunde flüsternd in eine Ecke der Küche zurück. Danach hatte er sich beruhigt. Er hörte auf, über seine Mutter zu jammern, und konzentrierte sich auf sein neues Leben mit der Mata Hari der Upper West Side. Nachdem alle weg waren, von Hush zu der neuen Unterkunft chauffiert, hörte man nur noch Katrinas Atem.
    Ich blieb aus Pflichtgefühl gegenüber meiner Frau zu Hause. Sie litt Schmerzen, schlimmer als jemals zuvor in den langen Jahren unseres Zusammen- und unseres Getrenntseins. Aber aus

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