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Manipulationen abwehren(TaschenGuide)

Manipulationen abwehren(TaschenGuide)

Titel: Manipulationen abwehren(TaschenGuide) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Edmüller , Thomas Wilhelm , Monika Radecki
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Plan.“
    Max bezieht sich auf den Finanzchef als jemanden, der den Plan, nach China zu gehen, unterstützt. Es ist alles andere als klar, inwiefern dadurch die Position von Max, dass es sinnvoll sei, in China zu investieren, gestärkt wird. Sicher kann es wichtig sein, den Finanzchef auf seiner Seite zu wissen, immerhin ist er für die Fragen der Finanzierung zuständig. Fragwürdig bleibt trotzdem, ob dadurch auch die Sinnhaftigkeit des Projekts gezeigt wird. Das Argument wäre stärker, wenn der Finanzleiter ein ausgewiesener China-Experte wäre; aber das wissen wir nicht. Im Moment sieht es eher nach einem Manipulationsmanöver von Max aus. Denn, wenn Klaus gegen den Standpunkt von Max opponieren möchte, so hat er – scheinbar – automatisch auch den Finanzchef gegen sich, obwohl der im Gespräch gar nicht anwesend ist.
Möglichkeit 2
    Bei der zweiten Vorgehensweise der Autoritätstaktik ist der Bezug auf den Experten so vage, dass er entweder ganz unbekannt bleibt oder dass das Feld der Expertise unklar ist.
    Beispiel
    Dr. Hanauer äußert sich auf einer Podiumsdiskussion zur Frage: „War der Euro eine Fehlentscheidung?“
    Dr. Hanauer: „Die Einführung des Euro war und ist eine der wichtigsten und fruchtbarsten Entscheidungen, die je getroffen wurden. Mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da, eine ganze Reihe namhafter Wissenschaftler bestätigt diese Ansicht.“
    Dr. Hanauer bezieht sich hier auf namhafte Wissenschaftler. Es bleibt nicht nur ungenannt, um welche Wissenschaftler es sich handelt, es wird auch nicht geklärt, auf welchem Gebiet diese Wissenschaftler tätig sind.
    Ein Bezug auf Experten oder Autoritäten kann ein hohes Maß an Überzeugungskraft entfalten. Denn wer gegenteiliger Meinung ist, muss im Grunde nicht nur dem Manipulator entgegentreten, sondern auch der Phalanx vermeintlicher Experten, die angeblich auf der anderen Seite stehen.
    Abwehr
    Testen Sie Autoritätsargumente durch folgende Fragen:
Ist der zitierte Experte wirklich ein Experte auf dem Gebiet, um das es geht?
Um welche Experten handelt es sich?
    Fordern Sie eine zusätzliche Begründung ein, geben Sie sich nicht mit einem Bezug auf Experten als einzige Begründungsbasis zufrieden.
    Beispiel
    Klaus ist nicht in die Autoritätsfalle getappt. Er erwidert auf die Äußerung von Max: „Ich finde es gut, dass auch unser Finanzchef hier eine klare Position zu beziehen scheint und den Plan, nach China zu gehen, unterstützt. Aber welche davon unabhängigen Gründe sind für Dich ausschlaggebend, eine Investition in China zu empfehlen?“

Die Brunnenvergiftung
    Diese radikale, manchmal auch plumpe Taktik benutzt der Manipulator, um die gegnerische Position von vornherein aus dem Rennen zu werfen und sich auf diese Weise einen Argumentationsvorsprung zu verschaffen. Dabei wird der Gesprächspartner in einer möglichen Gegenposition erschüttert, noch bevor er überhaupt ein Wort geäußert hat. Sollte jemand nun doch diese Position einnehmen, trinkt er aus einem vergifteten Brunnen – und das ist auch im besten Fall schon unangenehm.
    Beispiele
    „Wer wirklich ehrlich zu sich selbst ist, der wird sofort einsehen, dass die Behauptung, unser Anliegen sei nur profitorientiert, jeder Grundlage entbehrt.“
    „Niemand mit gesundem Menschenverstand wird ernsthaft den Standpunkt vertreten, dass wir unsere Firmenpolitik ändern sollten.“
    „Wem es wirklich um gemeinsame Ziele geht, der wird uns bei diesem Antrag unterstützen.“
    Sollten Sie gegen diese Meinungen opponieren wollen, riskieren Sie, als jemand dazustehen, der nicht ehrlich zu sich selbst ist, dem gesunder Menschenverstand fehlt oder der die gemeinsamen Ziele verrät.
    Beispiel
    Lothar zu seinen Mitarbeitern: „Nun lassen Sie mal die Kirche im Dorf. Halbwegs vernünftige Menschen werden doch aus dieser Sache keinen großen Konflikt machen …“
    Wer jetzt aufsteht und gegenteiliger Meinung ist, der scheint zu jenen Individuen zu gehören, denen Vernunft abgeht. Wer wird sich da noch trauen!
    Das Faszinierende an dieser Taktik ist, dass der Gesprächspartner oder Opponent in seiner Position erschüttert wird, bevor er überhaupt das Wort ergriffen hat. Die gegnerische Position wird so „vergiftet“, dass jeder, der diese Position einnimmt, sich selbst diffamiert.
    Eine besonders geschickte Variante der Brunnenvergiftung finden wir bei folgender Vorgehensweise: Der Manipulator macht zuerst klar, dass alle anderen Standpunkte von Vertretern bestimmter

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