Manipulationen abwehren(TaschenGuide)
etwas zu sein, was anscheinend jedem – außer ihm selbst – klar ist. Er bringt sich somit automatisch in eine „Minderheitenposition“, und Minderheiten haben es bekanntlich schwerer, ihren Standpunkt zu vertreten.
Abwehr
Lassen Sie sich von schützenden Formulierungen und Redewendungen nicht beeindrucken. Behalten Sie Ihre kritischen Zweifel, falls Sie welche haben. Äußern Sie vorsichtig, aber bestimmt Ihre Bedenken und Zweifel.
Beispiel
Karin: „Es ist sicher ein naheliegender Gedanke, das Team aufzustocken, um dadurch das Projekt planmäßig beenden zu können. Ich habe jedoch vor kurzem eine Untersuchung gelesen, die gezeigt hat, dass die Hereinnahme von neuen Mitgliedern in ein Team überraschenderweise den gegenteiligen Effekt hat, nämlich eine Projektverzögerung. Was haltet Ihr davon, wenn wir uns diese Untersuchung noch einmal ansehen, bevor wir eine Entscheidung treffen?“
Möglich wäre auch, dem Manipulator eine Begründungsfrage zu stellen, um ihm so die Beweislast, die er ja loswerden wollte, wieder zuzuschanzen.
Beispiel
Karin: „Du sagst das so sicher, Ruth. Was sind denn die wichtigsten Gründe aus deiner Sicht, dass dies so klappen könnte, wie Du vorgeschlagen hast?“
Die Garantietaktik
Bei der Garantietaktik verbürgt der Manipulator die Richtigkeit seines Standpunkts. Er wirft sich mit seiner ganzen Glaubwürdigkeit ins Feld und benutzt Redewendungen wie:
Ich kann Ihnen versichern, dass …
Sie können mir glauben, dass …
Ich bin absolut überzeugt, dass …
Für mich gibt es nicht den geringsten Zweifel, dass …
Benutzt der Manipulator solche Redewendungen, gibt er gewissermaßen sein Ehrenwort. Er bürgt für die Richtigkeit der aufgestellten Behauptung. Auch die Garantietaktik wird eingesetzt, um einer Diskussion zu entgehen und sich der Beweislast zu entledigen. In diesem Fall gibt der Manipulator seine persönliche Garantie für eine Sache. Wer nach diesem Schachzug noch Zweifel oder Kritik anmeldet, der könnte den Eindruck erwecken, er wolle die Glaubwürdigkeit des Sprechers in Frage stellen. Die Taktik funktioniert besonders gut, wenn der Manipulator hohes Ansehen genießt oder eine Machtposition einnimmt. Vorgesetzte können diese Taktik in aller Regel sehr gut gegenüber ihren Mitarbeitern einsetzen.
Beispiel
Bei BetaCom geht es um die Einführung eines neuen Zielsystems.
Inge: „Ich finde, das Arbeiten mit Zielen hilft uns nicht weiter, solange die Führung nicht dahintersteht.“
Helmut: „Eines ist doch völlig klar: Wir müssen uns verändern, und da ist jeder einzelne von uns gefragt. Ich versichere Ihnen, dass wir besonders unsere Zusammenarbeit durch dieses neue Zielsystem nachhaltig stärken werden.“
Helmut benutzt im ersten Schritt die Evidenztaktik, um dann im zweiten Teil seiner Äußerung gleich die Garantietaktik nachzuschieben.
Abwehr
Am besten überlegen Sie sich eine geschickte Frage, durch die Sie dem Manipulator wieder die Beweislast zuweisen.
Beispiel
Paul ist neu bei Xworld. Er hat das Gefühl, von seinen Kollegen geschnitten zu werden. Immer wieder kommt es zu kleinen Streitereien. Paul sucht Unterstützung bei seiner Vorgesetzten Nina, die zu beschwichtigen versucht.
Nina: „Ich versichere Ihnen, dass die Schwierigkeiten, die Sie im Moment mit Ihren Kollegen haben, nur die typischen Startprobleme sind.“
Paul: „Das freut mich, dass Sie die Angelegenheit noch positiv sehen können. Aber was macht Sie denn da so sicher?“
Durch seine Frage zielt Paul auf eine Begründung und Präzisierung. Er stellt die Glaubwürdigkeit von Nina nicht in Frage, sondern er gibt ihr das Signal: Erzähl mir mehr.
Die Traditionstaktik
Wer kennt ihn nicht, den berühmten Satz: „Das haben wir schon immer so gemacht und damit basta!“ Nicht selten wird ein Sachverhalt als positiv oder richtig hingestellt, nur weil er schon lange Zeit Bestand hat. Etwas ist gut, eben weil es schon sehr alt ist.
Beispiele
Claudia argumentiert gegen die Einführung eines Konfliktmanagementsystems in ihrem Unternehmen: „Ich finde, wir sind bisher sehr gut ohne Konfliktmanagement ausgekommen. Wir haben unsere Probleme noch immer auf die eine oder andere Weise gelöst.“
Klaus wehrt sich gegen eine neue Produktpolitik: „Wir haben immer diese Produktpolitik verfolgt und sind doch ziemlich erfolgreich damit gewesen, nicht wahr?“
Christoph ist gegen die Einführung eines neuen EDV-Systems: „Wir haben bisher nie mehr als 10.000 Euro pro Jahr für unser
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