Manipulationstechniken. So wehren Sie sich. (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
Meier
nimmt sich das größte Rederecht
erklärt die Welt
nimmt sich das Recht nicht zuzuhören und zu unterbrechen
nimmt bestimmte Themen aus der Diskussion heraus
Das sind hübsche Machtdemonstrationen, die die Position des einen stärken und die des anderen schwächen können. Es sei dahingestellt ob absichtlich oder unabsichtlich.
Um ein Missverständnis zu vermeiden: Wir sind keine Romantiker. Wir halten Macht für ein „natürliches“ Phänomen in unserer Welt und unserer Gesellschaft. Und Macht ist für sich betrachtet weder schlecht noch verdammenswert. Sie ist allerdings ein Tabuthema und sie kann zum Schlechten, das heißt unfair, eingesetzt werden. Ein Beispiel unfairen Einsatzes ist die typische Machtdemonstration, die dem Gesprächspartner klar machen soll, wer in jedem Fall am längeren Hebel sitzt.
47. Übung: Machtdemonstrationen
Welche typischen Machtdemonstrationen kennen Sie aus Ihrem Alltag? Sammeln Sie ein paar Beispiele.
Machtspielvariationen
Wir wollen uns noch einige weitere Varianten von Machtspielen ansehen, die Formen der Manipulation darstellen. Dabei lohnt es sich, einen Blick darauf zu werfen, was Machtmenschen üblicher Weise tun, um Macht zu entwickeln und auszubauen. Der Machtmensch greift häufig zu folgenden Taktiken:
Erstens: Er weckt Hoffnungen in den Menschen. Hoffnungen sind ein wichtiger Antriebsfaktor. Diese Erkenntnis setzt der Manipulator ein. („Hier ist jemand, der uns helfen kann, das zu erreichen, was wir erhoffen.“) Hoffnungen haben den Vorteil, normalerweise ziemlich weit in die Zukunft zu verweisen und relativ vage zu sein. Diese Umstände sind hilfreich, wenn schließlich eingesehen werden muss, dass die Hoffnungen wahrscheinlich enttäuscht werden. Aber neue Hoffnungen stehen schon bereit. Und wer erinnert sich heute noch darin, was vor ein paar Jahren einmal gesagt wurde. (War da nicht einmal von blühenden Landschaften in Ostdeutschland die Rede?) Der Hoffnungshunger der Menschen lässt sich gut mit leeren Versprechungen stillen. Wenn die Versprechungen eingelöst werden sollen, nun ja: Man hat es damals sowieso anders gemeint (Man ist systematisch missverstanden worden.), und außerdem hat sich die Welt einfach geändert. So was kommt vor.
Zweitens: Der Machtmensch sucht sich Hilfssheriffs. Er identifiziert loyale Gruppen, die ein paar Privilegien erhalten. Diese Gruppen sorgen für die nötige Unterstützung in der Gemeinschaft. Die erhaltenen Privilegien werden sie als Auszeichnung als Ehre verstehen. Außerdem schafft man dadurch moralische Mittäter. Wer wird schon zugeben, dass er aus bloßem Eigeninteresse, das herrschende Machtgefüge unterstützt hat. Nein, da werden schon übergeordnete Ziele und Ideale herhalten müssen. Und die wird man nicht von heute auf morgen aufgeben können. Das erzeugt Stabilität im System, was den Machtmenschen freut.
Drittens: Der Machtmensch sucht und propagiert einen inneren oder äußeren Feind. Dieser Feind fungiert fortan als Projektionsfläche für alle Dinge, die schlecht laufen oder mit denen man nicht zufrieden ist. (Ein guter Feinderzeugungs-Mechanismus ist übrigens Neid.) Das bedeutet, der Machtmensch wird ganz gezielt Ängste schüren, dabei wird er gleichzeitig die moralische Rechtmäßigkeit oder gar Überlegenheit seiner Position und der seiner Anhänger heraus streichen.
Wer diese Prinzipien beherzigt, wird gute Chancen haben, seine Macht auf- und auszubauen. Auf zwei besondere Formen wollen wir dabei noch etwas spezieller eingehen: das Sündenbock-Prinzip und das Prinzip „Divide et impera“.
Das Sündenbock-Prinzip
Dieses Prinzip kann man in die Frage kleiden: Wem kann man die Schuld aufladen?
Eine uns bekannte Führungskraft eines großen Unternehmens hat im Gespräch uns gegenüber einmal erläutert: „Wissen Sie, ich habe mir folgende Taktik zurechtgelegt: Schiebe die Schuld auf nicht anwesende Dritte. Das funktioniert hervorragend, die können sich nämlich nicht wehren.“ Diese Äußerung beschreibt sehr klar die Vorgehensweise des Manipulators: sollte etwas nicht klappen, sollte ein Fehler auftauchen, dann hat er einen Sündenbock parat, dem dieser Fehler angelastet werden kann. („Der frühere Projektleiter hat da …“ „Die Forschungsabteilung hat geschludert“, etc.) Das Sündenbock-Prinzip erfordert, dass der Nachweis der tatsächlichen Schuld oder des tatsächlichen Fehler nur schwer oder gar nicht geführt werden kann. Sonst könnte nämlich der Bumerang
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