Manipulationstechniken. So wehren Sie sich. (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
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Viele Machtmenschen (Politiker) setzen eine besondere Version des Sündenbock-Prinzips ein. In dieser Variante sind dann nicht einzelne Personen oder Personengruppen die Sündenböcke, sondern die ganze Welt. Diese Version wird benutzt, wenn es um die Zuschreibung von Erfolg oder Misserfolg geht. Erfolge schreibt man sich immer selbst zu, seinem persönlichen Einsatz und dem seiner Verbündeter; Misserfolge schreibt man einer veränderten Welt zu („Die Weltwirtschaft steckt in einer Krise …“; „Die Globalisierung hat zu deutlichen Veränderungen geführt“ … usw.)
Divide et impera
„Divide et impera“ ist lateinisch und bedeutet „Entzweie und herrsche“. Es ist nicht genau verbürgt, von wem dieser Ausspruch genau stammt. Eine historische Wurzel geht auf den französischen König Louis XI zurück, der gesagt haben soll: „Diviser pour régner“. Bei wem das Copyright für diesen Ausspruch auch immer liegen mag, entscheidend ist das Prinzip, das er verkörpert: nämlich Zweitracht zu säen, also Vertrauen zu unterminieren, um auf Basis dieser Misstrauenssituation, die eigenen Ziele zu verfolgen.
Vielleicht wird es Sie überraschen, aber wir sehen dieses Machtprinzip als ein zentrales Element in vielen unserer Organisationen und Unternehmen. In welcher Form tritt es dort in Erscheinung?
Unsere Unternehmen sind in Funktionssilos aufgeteilt, die erbitterte Kämpfe um Budgets und Ressourcen führen.
Anreizsysteme (incentives,) sollen zu mehr Motivation führen, untergraben aber letztendlich das Vertrauen der Mitarbeiter untereinander. („Wieso hat der und nicht ich …?“)
Anonyme Beurteilungssysteme sollen die interne Zusammenarbeit verbessern, schaffen aber nur weiteres Misstrauen und stromlinienförmiges Anpassungsverhalten.
Teamarbeit soll gefördert werden, gleichzeitig benutzt man individuelle Bonussysteme.
Zur Unterstützung des „Divide et impera“ werden an die Mitarbeiter mehrdeutige oder paradoxe Botschaften ausgesandt. Diese Botschaften halten die Organisation auf einem hohen Unsicherheitsniveau, was für Machtstabilität sorgt. Solche Botschaften lauten: „Gehen Sie Risiken ein, aber seien Sie sich dessen bewusst, dass Sie das Geld unserer Shareholder ausgeben“; „Vertrauen ist mir sehr wichtig und bitte schicken Sie mir jede Woche einen ausführlichen Bericht.“ „Seien Sie kreativ und übernehmen Sie Verantwortung; vergessen Sie dabei nicht sich an die bestehenden Prozesse und Verfahrensweisen zu halten.“
Wir werden Ihnen nun keine Tipps dafür geben, wie man solche strukturellen Machtgefüge aufbrechen kann. Entscheidend ist, ein bisschen sensibel dafür zu werden, in welchen Formen Macht uns begegnen kann.
Womit wir uns allerdings noch beschäftigen wollen, ist mit der Frage, wie man sich vor individuellem unfairen Machteinsatz schützen kann.
Wir sehen folgende Möglichkeiten:
Setzen Sie sich ein klares Ziel vor und verfolgen Sie dies beharrlich (auf kooperative Weise).
Bauen Sie Begründungs- und Verhandlungsmacht auf. Das heißt: Begründen Sie Ihre Standpunkte präzise; verlangen Sie Begründungen von der anderen Seite und verteidigen Sie Ihre Anliegen (entsprechend unserem Verhandlungsmodell aus dem ersten Kapitel).
Entwickeln Sie selbst Macht. Dazu müssen Sie sich fragen, welche Machtquellen Sie selbst anzapfen können, um Ihre Position zu stärken.
Welche Möglichkeiten Sie hier haben, das können Sie herausfinden, wenn Sie folgende Checkliste mal durcharbeiten:
Machtquellen nutzen
Über welche Mittel verfüge ich? Wer über Ressourcen verfügt, der hat in der Regel Macht. Ressourcen können Geld, Freunde, Manpower usw. sein. Stellen Sie sich folgende Fragen
Über welche Ressourcen verfüge ich? (Geld, Manpower …)
Wer ist aufgrund meiner Ressourcen-Macht von meinen Entscheidungen abhängig?
Von wem bin ich abhängig?
Wer verteilt die für mich relevanten Ressourcen?
Wie ist mein Verhältnis zu dieser Person oder Personengruppe?
Wie kann ich den Verteilungsprozess von Ressourcen beeinflussen?
Wie kann ich mir größere Ressourcen verschaffen?
Wie kann ich bestehende Ressourcen stärker anzapfen?
Welche Möglichkeiten gibt es, Ressourcen aus dem Nichts zu schaffen?
Kann ich beispielsweise spezielle Projekte initiieren, die von anerkanntem Nutzen sind und die wichtige Ressourcen benötigen?
Wen (und damit wessen Ressourcen) kann ich als Verbündete gewinnen?
Wie ist meine Position im Informationsnetz? Personen, bei denen viele Informationen
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