Manipulationstechniken. So wehren Sie sich. (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
einen Analogietrick, um die Absurdität der gegnerischen Position zu zeigen. Seine Argumentation beruht auf einer vermeintlichen Analogie zwischen - ja zwischen was eigentlich? Hier ist es gar nicht so leicht festzustellen, in welcher Form eigentlich ein Vergleich angestellt wird. Die eine Seite des Vergleichs ist das Nicht-mehr-Tragen-von-Kleidungsstücken. Aber was genau ist die andere Seite? Wenn man die Äußerung des Gegners anschaut, dann müsste es seine These sein: Müll so weit wie möglich reduzieren. Aber besteht hier tatsächlich eine Analogie zwischen diesen beiden Situationen, so dass dadurch die Argumentation des Anlagengegners tatsächlich ad absurdum geführt wird?
Doch warum ist man mit Analogien so leicht irrezuführen? Einen Grund sehen wir darin, dass man das Analogieargument oft gar nicht als solches erkennt und somit gar nicht auf die Idee kommt, Stärke oder Schwachpunkte der Argumentation zu prüfen. Besonders undurchsichtig wird es, wenn der Manipulator eine versteckte Analogietaktik benutzt. Betrachten wir dazu folgendes Beispiel:
Beispiel
Regina wirft Helmut vor, dass es nicht richtig war, Konrad, einem langjährigen Mitarbeiter, zu kündigen. Helmut verteidigt sich: „Es gibt eben Situationen, wo man nicht anders kann und so handeln muss. Da gibst du mir sicher Recht?“
Wo steckt hier die Analogietaktik? Helmut sagt, dass Situationen existieren, wo man eben so handeln muss, wie er es tut, in unserem Fall heißt das, einen Mitarbeiter zu entlassen. Dieser Aussage würden bestimmt die meisten Menschen zustimmen. Helmut benutzt diese Aussage zur Rechtfertigung seiner Handlung. Um sie jedoch wirklich rechtfertigen zu können, müsste er zeigen, dass seine Situation tatsächlich mit Situationen vergleichbar ist, die zur fraglichen Handlung der Mitarbeiterentlassung zwingt. Das aber bleibt Helmut schuldig. Erstens müsste er dann nämlich die Situationen, in denen es gerechtfertigt ist, einen Mitarbeiter zu entlassen, genauer beschreiben und zweitens müsste er zeigen, dass er in einer solchen Situation stand. Er rettet sich also durch eine vage allgemeine Regel und eine versteckte Analogie.
Wie schützt man sich vor der Analogiefalle?
Am besten wehren Sie sich gegen eine Analogiefalle, indem Sie die behauptete Analogie bestreiten oder Sie zumindest in Frage stellen. Folgende Fragen können dabei helfen:
Sind die genannten Dinge oder Situationen wirklich in einer relevanten Hinsicht einander ähnlich? Oder gibt es wichtige Unterschiede?
Der Müllverbrennungsgegner hätte zum Beispiel so reagieren können:
Beispiel Teil 2
„Ihr Vergleich hinkt natürlich. Keine Kleider mehr zu tragen ist nicht vergleichbar mit meiner Position, Müll nach Möglichkeit zu reduzieren. Insbesondere hat der Vergleich auch nichts mit meiner Überlegung zu tun. Ich möchte Sie noch einmal dazu fragen: Müssen Sie als gewinnorientiertesUnternehmen nicht darauf achten, eine genügende Kapazitätsauslastung zu haben? Und heißt das nicht einfach, dass Sie immer genügend Müll benötigen und somit auch Müll in ausreichender Menge produziert werden muss?“
Am Rande bemerkt: Natürlich ist auch die Überlegung des Anlagengegners nicht ganz wasserdicht. Er unterstellt nämlich, dass eine genügende Kapazitätsauslastung nur erreicht werden kann, wenn kein Müll reduziert wird. Doch ist dieser Zusammenhang ja nicht zwingend. Schließlich besteht ja die Möglichkeit, dass die Kapazitätsauslastung gewährleistet ist, auch wenn Müll reduziert wird. Eine Möglichkeit könnte zum Beispiel auch sein, dass andere, Umwelt belastendere Müllverbrennungsanlagen abgeschaltet werden.
23. Übung: Die Analogiefalle kontern (siehe Lösungsteil)
In einer Podiumsdiskussion geht es um die Frage, wie ethisch sich Unternehmen verhalten müssen. Der Vorstandsvorsitzende einer Bank argumentiert, dass man Unternehmen nicht jede ihrer Handlungen vorwerfen können. „Man kann“, so fährt er fort, „als Unternehmen nicht immer überblicken, zu welchen Zwecken die Teile, die man herstellt, benutzt werden. Man kann nicht immer wissen, dass die produzierten Teile beispielsweise zum Bau von Waffen genutzt werden.“ Ein pfiffiger Student steht darauf hin auf und argumentiert: „Das bedeutet ja auch, dass man den Kokabauern in Kolumbien nicht vorwerfen kann, dass sie Koka anbauen. Denn immerhin können sie ja auch nicht wissen, zu welchen Zwecken das Koka schließlich benutzt würde.“ Der Student benutzt ein Analogieargument.
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