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Mann mit Anhang

Mann mit Anhang

Titel: Mann mit Anhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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Veranda und führte sie zu ihrem
Geburtstagstisch. Rund um die Torte brannten die einundzwanzig Kerzen und in
der Mitte das dicke Lebenslicht. Die Flammen flackerten schläfrig in der
Morgenluft. Draußen lag der Garten. Ein feines Gespinst von silbrigem Tau lag
auf dem Rasen.
    Ronald legte seinen Arm mit
großer Feierlichkeit um die Schultern seiner Tochter, Er streichelte ihr rotes
Haar, das sie heute lang und glatt trug. Es fühlte sich an wie frisches Heu im
Juni.
    »Du sollst immer glücklich
sein, Goggi, ich will nur das eine und nie etwas anderes. Wirst du immer daran
denken, auch wenn manchmal...«
    Er war gerührt und brach mitten
im Satz ab, um sich zu räuspern. Das Tremolo in seiner Stimme mißfiel ihm. »Na
ja, du weißt schon, was ich meine.«
    »O ja, Papa.«
    Sie wußten es beide. Es drehte
sich um Nico Orlano, den Ronald für einen Windhund und Goggi für den
begehrenswertesten Mann auf Erden hielt.
    »Wir werden uns über mein Glück
schon einig werden«, sagte sie zuversichtlich.
    Arm in Arm gingen sie zum
Frühstückstisch. Jacky saß bereits zwischen den beiden Stühlen und machte
schön. Die rosa Schleife war verrutscht. Er trug sie jetzt vorn wie eine
mächtige Krawatte und hatte auf diese Weise etwas von einem
Universitätsprofessor. Goggi nahm ihn auf den Arm. »Dank dir für dein
wunderbares Männchen. Ihr seid so gut zu mir, du und Papa.« Sie streckte die
Hand mit dem goldenen Armreif aus, den ihr Ronald über das Gelenk gestreift
hatte, und lächelte ihn glücklich an. »Gott, hat der ein Gewicht! Ich weiß gar
nicht, ob ich mich für die wundervolle Panamajacke und die riesige Flasche
>Miß Dior< schon bedankt habe. Und für die Strümpfe. Endlich kann ich
wieder in Stachelzäune treten.«
    Sie ging zurück zu dem
Geburtstagstisch und hielt den feinen Draht mit den sich verspielt bewegenden
Fischen hoch. »Ein Mobile. Hast du es hier bekommen?«
    »Nein. Ich habe es aus
Kopenhagen mitgebracht.«
    »Du bist wunderbar, Papa.«
    »Na«, sagte er und war froh,
daß Fräulein Muhr plötzlich aus dem Hinterhalt hervortrat, um ihre Glückwünsche
anzubringen. Sie mußte von irgendeinem versteckten Winkel aus abgewartet haben,
bis die Wogen der Rührung sich etwas gelegt hatten. »Glück und Segen
allerwegen«, sagte sie und richtete ihre Augen fest auf Goggi. Ihr Mund zuckte.
»Ich habe da ‘ne Kleinigkeit. Besser als Sicherheitsnadeln, wie Sie sie sonst
immer mitnehmen.«
    Goggi blickte auf das hübsche,
rote Reisenähzeug. »Danke, Fräulein Muhr, das ist lieb von Ihnen. Ab heute
werde ich mein Leben ändern und Knöpfe annähen.«
    »Der Kaffee wird kalt«, mahnte
die Muhr.
    »Oh, das soll er nicht.«
    Goggi nahm mit dem Vater an dem
buntgedeckten Frühstückstisch auf der Veranda Platz. Goggi schob die
Weißbrotscheiben in den Toaster. Sie entdeckte den Kaviar. »Hast du dir das
ausgedacht, Papa? Du kannst so herrlich schenken und so wunderbar verwöhnen.
Wie ein richtiger Mann!«
    »Was heißt, wie ein richtiger
Mann?«
    Sie schenkte ihm den Kaffee ein
und goß Sahne in seine Tasse. »Wie ein Mann eben eine Frau beschenkt. Mama muß
sehr glücklich mit dir gewesen sein.«
    Ronald Gutting faltete die
Serviette umständlich auseinander und legte eine Scheibe Toast auf den Teller.
Sie zerbrach unter dem heftigen Druck des Messers, als er sie mit Butter
bestrich.
    »Die Jacke, die Bluse und die
Handschuhe kannst du Umtauschen, wenn du willst. Und — was ich noch sagen
wollte...« Er holte aus der Tasche ein Stück Papier und schob es über den Tisch
Goggi hin. »Ich habe dir ein kleines Konto eingerichtet. Du sollst nicht wegen
jeder Kleinigkeit zu mir kommen müssen. Es ist so umständlich für uns beide.
Und es bekommt vielleicht unserer Freundschaft nicht ganz, wenn du dich so
abhängig fühlst. Ich stelle es mir nicht sehr schön vor, immer jemand um Geld
bitten zu müssen.«
    »Du bist nicht jemand, Papa.«
    »Na ja, aber ich kann eben doch
den Daumen draufhalten. Ich kann dich zum Beispiel zappeln lassen, wenn du gern
eine Reise machen willst. Oder eine Dummheit!«
    Das Schriftstück lag weiß und
aufreizend vor ihr auf der mohnroten Leinendecke. Aber sie rührte es nicht an.
    »Papa!«
    »Ja?«
    »Ich habe Nico gebeten, ganz
förmlich, wie vor hundert Jahren, bei dir um meine Hand anzuhalten.«
    »Du hast ihn darum gebeten? Auf
den Knien?«
    »Nein, du willst mich nicht
verstehen. Ich habe es ihm erlaubt. Was wirst du ihm sagen?«
    Gutting nahm einen kräftigen
Schluck Kaffee. Er

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