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Mann Mit Grill Sucht Frau Mit Kohle

Mann Mit Grill Sucht Frau Mit Kohle

Titel: Mann Mit Grill Sucht Frau Mit Kohle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milosz Matuschek , Alexandra Kilian
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verloren. Wie angenehm! Lustlos wende ich mich dem fünften Date am Abend zu.
    Big-John nennt der sich. Trägt weißes Polo-Shirt von Ralph Lauren und arbeitet als Vermögensverwalter. Und leider unterstreicht der bereits seinen ersten Satz mit einem lässigen: »I don’t know.« Ich schon. Das mit den Anglizismen geht einfach nicht. Für den Rest des Gesprächs versuche ich mit halbem Ohr meinem kom­menden sechsten Date zuzuhören, dem Mann mit den Stahlaugen. Funktioniert halt nicht so richtig, von wegen Multitasking, ich verstehe kein Wort von seiner Unter­haltung mit meiner Nachbarin – und mein »You don’t know«-Mann fragt schon drei Sätze später, ob ich ihm eigentlich überhaupt zuhören würde, das ginge ja gar nicht, wenn nicht und so. Ätzend!
    Und dann kommt sie endlich. Die Ansage, wieder die Plätze zu tauschen. Der Mann mit den Stahlaugen steht endlich an meinem Tisch. Ob er sich setzen dürfe? Ja, aber natürlich, gerne doch. Gott, bin ich oberflächlich. Und meinen Freundinnen erzähle ich immer, dass mir ein hübsches Gesicht überhaupt nicht wichtig sei. Ist klar. Das hübsche Gesicht fängt jedenfalls an zu reden – und scheint ziemlich aufgeregt zu sein. Extrem weit reißt »James77« seine Augen auf und beginnt, auf mich einzuquatschen. Er komme aus Mönchengladbach, ja, und er sei Ingenieur, ja. Und dass er Triathlon mache, ja, und dass er Berlin ja schon so gut kenne, ja. Ja, ja, ja. Sieben Minuten lerne ich ihn kennen. Und er mich null. Weil es ihn wohl nicht zu interessieren scheint. Oder er zu aufgeregt ist. Gut, aber darum muss ich mich ja nicht weiter kümmern.
    Dachte ich. Exakt zwölf Stunden später ändert sich das.
    Jeden Morgen laufe ich durch den Schlosspark. So auch an diesem Morgen am Tag nach Speed Dating und Love-Angel-Überdruss. Und wer kommt mir entgegen? Richtig, der Typ mit den Stahlaugen. Berlin ist ja auch nicht zufällig 892 Quadratkilometer groß. Mein erster Gedanke: Oh, nee. Bitte lass mich unerkannt weiterlaufen. Ungeschminkt dürfte das doch problemlos möglich sein. Ist es leider nicht. »Ach!«, sagt James77 und verlangsamt ­seinen Schritt. Und da ich unhöfliches Benehmen ganz furchtbar finde, tue ich das auch. Und wende auch nichts ein, als er wie selbstverständlich in meine Richtung umdreht und »spontan« seinen Laufplan ändert. Nett sieht er ja nach wie vor schon aus. Komplett durchdefiniert, ein Triathletenkörper vor dem Herrn. Meine Freundin Marie würde mich für verrückt erklären. Und mir noch einmal einbläuen, dass es mit dem Prinzessinnenschlaf nun langsam mal gut ist. Also steige ich auf sein Gespräch ein und versuche, mich thematisch voll auf ihn zu konzentrieren. Schließlich geht er nach wie vor davon aus, ich hieße Eva und stünde kurz vor dem zweiten Staatsexamen.
    Und je länger wir laufen, desto größer wird mein schlechtes Gewissen wegen besagten Schwindels. Ich bin schlecht. So schlecht. Ein richtig schlechter Mensch. Da gibt sich einer wirklich Mühe, hört zu, sieht nett aus und bringt verzweifelt ein Thema nach dem anderen auf den Kennenlernplan, und was mache ich? Ihm nach wie vor erzählen, wie viel ich Arme nicht lernen müsse. Ich beschließe, ihm direkt nach dem Lauf zu sagen, dass ich gelogen habe, dass ich Alexandra heiße, dass ich Journalistin bin und verdammt kompliziert und böse und so. Doch als er Richtung Lietzensee abbiegt und fragt, ob ich ihn auf dem Bewertungsbogen ankreuzen und damit meine Kontaktdaten offenbaren würde, sage ich Ja. Falls er wirklich auch mich ankreuzen sollte, kann ich ihm das ja immer noch erklären. Und da er von meinem Sportdress bestehend aus Badeshorts und Polo-Zelt und den wortkargen Antworten wohl kaum überzeugt gewesen sein kann, denke ich, hat sich das Thema erledigt.
    Hat es nicht. Abends schreibt James77 alias Ben das erste Mal. »Hallo Eva. Ich habe gerade deine Kontakt­daten erhalten. Das war ja ein schöner Zufall heute Morgen im Schlosspark. Ich würde dir gern ein paar Restaurants in der Stadt zeigen. Hast du diese Woche Zeit? Wie wäre Donnerstag? Gruß, Ben.« Okay, ich kann das nicht. Das mit dem Lügen. Ich heiße nicht Eva. Verdammt. Und der Ben ist so nett. Also lege ich die Karten auf den Tisch und antworte: »Lieber Ben, Zeit hätte ich morgen, Lust auch. Bevor wir uns jedoch

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