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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Papa Ariella
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wie jetzt. Quälend langsam hole ich die Einladungen heraus. Chris, einer der Redakteure, imitiert irgendeine spannende Filmmusik. Alle lachen, sogar Herb. Ich genieße diesen kurzen Moment, den es dauert, bis ich die Einladungen aus dem Umschlag gezogen habe. Dann klappe ich eine auf und inspiziere sie. Es ist ein Hologramm, zuerst liest man „Weihnachtsfeier“ und dann verwandelt es sich in Prescotts Porträt. Ein echtes Sammlerstück.
    Meine Mom hatte Recht, die Feier ist unten am Fluss an der 15. Straße. Woher weiß sie solche Sachen immer? Niemand außer Lacey kennt diesen Ort. Ein Freund von ihr, der „im Business ist“, hat dort ein Video gedreht.
    Als jeder die Karte gesehen hat (aber nicht angefasst hat!), lege ich die Einladungen in meine Schublade. Ich bin dazu verpflichtet, sie noch zwei weitere Tage bei mir zu behalten. Fragen Sie mich nicht warum. Und ich muss sogar die Schublade abschließen, sobald ich meinen Schreibtisch verlasse. Ich brauche den ganzen Vormittag, um den Schlüssel für die Schublade zu finden, dabei muss ich so dringend auf die Toilette, dass ich mir schon überlege, eine Prescott-Nelson-Tasse zu benutzen.
    Um ein Uhr treffe ich Tabitha vor der Kantine. Sie hat ernsthafte Klamottenprobleme. Bevor ich die Chance habe, etwas zu sagen, zeigt mir Tabitha ein paar Polaroids, die sie in verschiedenen Kleidern zeigen, und ein Foto aus einer Zeitschrift, auf dem ein Model ein
Badgley Mischka
-Kleid trägt.
    „Ich glaube, du bist ein bisschen verrückt“, sage ich.
    „Damit würde ich Aufmerksamkeit erregen.“
    „Niemand wird den Designer erkennen, außer vielleicht ein paar alte Damen und schwule Männer. Außerdem wirst du garantiert dein Bier darauf verschütten.“ Ich esse heute Salat, weil ich mein Bäuchlein heute nicht ganz so sehr liebe.
    „Und was hältst du davon?“ Tabitha hält mir eines von ihren Polaroids hin. Die meisten Leute würden in so einem Kleid mit Federn aussehen, wie eine
Drag Queen
, aber Tabitha steht es gut.
    „Sieht ziemlich verrückt aus, aber cool. Warte mal, was ist denn das für ein Fuß?“ Hinter Tabitha kann man gerade noch einen nackten Männerfuß erkennen. „Wer ist das?“
    „Niemand.“ Sie nimmt mir das Bild aus der Hand. „Das muss jemand von der Boutique sein.“
    Nur, dass auf dem Foto auch ihr Bett und der Schreibtisch zu erkennen ist. Wie auch immer, Tabitha. Wir wählen unseren üblichen Tisch in der Mitte der Kantine und sie erklärt mir ihren Plan für die Weihnachtsfeier. Die ist erst in einer Woche, und ich weiß genau, dass sowohl der Plan als auch das Kleid sich noch mindestens achtzig Mal ändern werden.
    Tabitha, Roseanne (ja, ich habe ihr eine Einladung besorgt, die von Lacey) und ich fahren mit dem Taxi zur Weihnachtsfeier. Wie abgesprochen zeigen Roseanne und ich an der Tür jeweils unsere Einladung aber nicht den Firmenausweis. Eigentlich braucht man beides. Mein Ausweis befindet sich ganz unten in meiner Tasche, nur für den Fall, dass ich wirklich nicht reingelassen werde. Die Frau winkt mich und Roseanne durch, und sofort werden wir alle fotografiert. Tabitha ziert sich eine Weile, während Roseanne vorschlägt, wir sollten ein „Vorher“- und „Nachher“-Bild machen lassen, als Beweis dafür, wie sich der Alkohol ausgewirkt hat. Ich aber will mir einfach die Örtlichkeiten ansehen.
    Es ist toll hier – die Räume sind riesig mit hohen Decken. Das Beste ist die lange Fensterfront, durch die man einen genialen Blick auf den Hudson River hat. Tabitha drückt mir, bevor ich mich zu sehr über die Schönheit dieses Ortes begeistern kann, ein Glas in die Hand.
    Es gibt jede Menge Sushi, das ungeheuer lecker aussieht, aber Tabitha und ich haben schon im Voraus beschlossen, erst nach einer Dreiviertelstunde zu essen. Wir haben uns geschworen, stark zu bleiben. Wir überreden auch Roseanne, die den messerschwingenden japanischen Küchenchef vermutlich am liebsten zur Seite stoßen und sich selbst eine riesige Rolle abschneiden würde.
    Roseanne trägt Schwarz, Tabitha ein hellbraunes Kleid mit Federboa (genau das, in dem die meisten wie eine
Drag-Queen
aussehen würden), während ich damit beschäftigt bin, meinen Bauch einzuziehen und zu hoffen, dass die Perlen nicht von meinem Kleid springen.
    Joe und Adam entdecken uns sofort. Sie sind mit zwei Freunden hier, Anthony und Kristen. Alle vier scheinen bereits betrunken zu sein. Wenn ich betrunken wäre, wäre ich bestimmt auch lockerer, allerdings könnte mich das

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