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Manöver im Herbst

Manöver im Herbst

Titel: Manöver im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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›Zimmer‹ und richtete es in Gedanken schon ein.
    »Aber einen großen Keller müssen wir haben«, meldete sich Giselher von der ›Terrasse‹ her. Schütze sah von dem Plan hoch.
    »Warum?«
    »Wo soll denn sonst dein Sandkasten stehen?«
    Amelia fand diese Bemerkung unpassend. Sie sah, wie sich Heinrich Emanuels Miene verfinsterte. Er war so glücklich über sein Haus, seine Erfolge, die sichere Zukunft. Giselher schien zu merken, daß er sich vergriffen hatte. Er steckte verlegen die Hände in die Hosentaschen.
    »War doch nur ein Scherz, Papa«, sagte er entschuldigend.
    »Aber ein dummer. Und wenn du's genau wissen willst: Der Sandkasten kommt in mein Arbeitszimmer. Damit auch du Gelegenheit hast, im Umgang mit Divisionen nüchtern und leidenschaftslos zu denken.«
    Giselher schwieg. Er hätte so viel antworten können. Er hätte sagen können: Alter, laß das doch sein. Hast du aus fünfunddreißig Jahren noch immer nichts gelernt? Haben zwei Kriege, zwei Zusammenbrüche, zwei Inflationen noch immer nicht genügt, dir zu beweisen, wie dumm es ist, mit Divisionen statt mit Heeren von fleißigen Arbeitern und Bauern zu rechnen? Kannst du immer noch nicht begreifen, daß ein Pflug wichtiger ist als ein Gewehr, und eine Hand, die Korn aussäht, für Jahrhunderte mehr tut als eine Hand, die am Abzugbügel eines MGs liegt? Er hätte so manches sagen können aus dem Blick einer Generation heraus, der man die Jugend gestohlen hatte und auf deren Schultern jetzt ein zerstörtes Deutschland lag, ein Erbe der Väter, die noch immer im Gestern lebten.
    Aber er schwieg. Warum das alles sagen? Der Alte baute ein Haus für seine Kinder, er hatte ein Vermögen zusammengekratzt, angefangen mit einem geliehenen Hemd des Werkmeisters Schwarz in Detmold. Das alles war so wunderbar, so väterlich, daß man die Augen schließen mußte vor den Eigenheiten, die fünfunddreißig Jahre das Leben getragen hatten und die man nicht abwerfen kann wie eine sich häutende Schlange den Schuppenpanzer.
    Die Familie blieb auf ihrer Wiese, bis es dunkelte. Mit einem Omnibus fuhren sie dann zurück nach Bad Soden und von dort nach Frankfurt. Fritzchen nieste, er hatte sich einen Schnupfen geholt.
    »In drei Wochen ist Baubeginn.« Heinrich Emanuel aß mit großem Appetit einen Schinkenauflauf. Die frische Luft tat gut. Sie trieb den Großstadtmief aus den Lungen. »Wenn noch Wünsche zu äußern sind … sie können noch im Plan berücksichtigt werden.«
    »Ich möchte ein lila gekacheltes Bad«, sagte Amelia sofort. Schütze legte verblüfft seine Gabel hin.
    »Ein lila gekacheltes Bad? Kinder – unsere Mutter wird ja mondän.«
    Man lachte schallend und klatschte in die Hände, und Amelia wurde sogar rot wie ein junges Mädchen.
    Sie sieht immer noch süß aus, dachte Schütze. Und Rührung überkam ihn bei dem Gedanken, wie sehr er sie liebte.
    *
    Eine Hauseinweihung ist ein feierlicher Akt.
    Der Architekt redet, der Bauunternehmer, der Hausherr. Und die übrigen Handwerker schicken Rechnungen und Blumensträuße.
    Besonders überraschend war es, daß Giselher jemand mitgebracht hatte, der die Einweihung miterleben sollte. Dieser Gast war weiblichen Geschlechts, vierundzwanzig Jahre alt, Studentin der Medizin wie Giselher, hieß Ellen und sah entzückend aus.
    Sie kam auf Heinrich Emanuel zu, streckte die Hand aus und sagte mit einer hellen, klaren Stimme:
    »How do you do?!«
    Schütze erstarrte. Er warf den Kopf zu Giselher herum und sah in dessen bettelnde Augen.
    »Bitte«, sagte Heinrich Emanuel hart. »In Deutschland spricht man deutsch.«
    »Ellen Vickers, Papa.« Giselher überbrückte die Spannung und nahm Ellens Hand. »Sie kann noch nicht so gut deutsch, um sich zu unterhalten.«
    Das Mädchen verneigte sich. »I am glad, to see you …«
    »Sie ist froh, dich zu sehen, Papa«, dolmetschte Uta. Heinrich Emanuel Schütze bekam ein steifes Kreuz.
    »Ich war in englischer Gefangenschaft«, sagte er laut. »Man hat mir die Hosenträger abgenommen, mit dem Gesicht gegen die Wand gestellt. Dann wurde ich von jungen Schnöseln in Uniform getreten und mit den Gewehrkolben in das Camp getrieben. Ich, der Stabsoffizier. Wie den letzten Dreck hat man uns behandelt. Wenn Haß hätte damals töten können, gäbe es überhaupt keinen Deutschen mehr. Auch euch nicht. Und jetzt … jetzt …«
    Er wandte sich ab. Giselher hielt seinen Vater am Ärmel fest.
    »Wir müssen vergessen können, Vater. Das war vor vier Jahren. Damals war das Unrecht

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