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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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dann aber dagegen. Sie ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Ich hörte die Tür ihres eigenen Zimmers klappernd ins Schloss fallen. Sie musste repariert werden. Die Schra u ben waren rostig, und eins der Scharniere hatte sich g e löst. Das Türblatt würde bald einfach aus dem Rahmen fallen. Ich hätte es repariert, aber es war schwer, Scha r niere zu bekommen, wenn in den Fabriken lediglich K u geln hergestellt wurden.
    Ich wartete einen Moment, bevor ich mich hinkniete und unter dem Bett nach dem Buch tastete. Ich berührte eine Ecke und bekam es zu fassen. Aber es war ein ganz anderes Buch, das ich hervorzog. Größer – und älter. So leise ich konnte, blies ich den Staub vom Einband. Er kitzelte mich in der Nase. Das hier musste wirklich schon sehr lange Zeit dort gelegen haben.
    Plötzlich erinnerte ich mich wieder, was es war. Es war schon Jahre her, seit ich es dort versteckt hatte. Me i ne Großmutter wäre durchgedreht, wenn sie gewusst hä t te, dass ich noch immer ein Exemplar hatte.
    Die Goldene Regentschaft von Harald North. Ein g e bundenes Buch mit Ledereinband. Ein Bestseller. Hu n derttausende von Menschen hatten es gelesen, bevor es verboten worden war. Sie hatten die komplette zweite Auflage verbrannt. Mein Vater war damals schon weit weg gewesen. Es war seltsam, dass meine Großmutter ihn eben erst erwähnt hatte, und jetzt hielt ich plötzlich sein vergessenes Werk in der Hand.
    Ich ließ die Finger über den Einband gleiten. Er war der Beste gewesen, mein Vater. Der beste Schriftsteller seiner Zeit. Doch sieben Jahre waren mittlerweile ve r gangen, und ich erinnerte mich kaum noch an sein G e sicht. Ich war damals acht gewesen, so alt wie Stirling heute. Vielleicht hätte mein Vater mich inzwischen auch nicht mehr erkannt.
    Nur widerwillig löste sich der Buchdeckel vom Tite l blatt. Unterhalb des gedruckten Titels stach in vergilbten Buchstaben noch immer die Unterschrift meines Vaters hervor. Ich erinnere mich, dass ich ihn darum gebeten hatte, es für mich zu signieren. Ich hatte gesagt, dass ich ein Schriftsteller werden wollte, so wie er.
    Ich schlug den Deckel zu und schob das Buch zurück unters Bett, bevor ich mich zur Lampe umdrehte, um sie auszublasen. Aber das war nicht nötig. Das Öl war zu Ende. Die Lampe flackerte einmal … Dann noch einmal … und ging aus.
     
    Als ich erwachte, dämmerte kalt und weiß der Morgen. Weiß, nicht grau, wegen des seltsamen Lichtschimmers des Schnees. Das war es, was ich sah, als ich die Augen öffnete – den Schnee auf der Straße, der wie in einem Eiskanal zu puren, weißen Wellen erstarrt war, und den Schnee, der über den schmutzigen Häusern schwer in der Luft hing.
    Da erinnerte ich mich, dass ich die Straße von meinem Bett aus gar nicht sehen konnte. Jeden Morgen sah ich beim Aufwachen nur den Himmel, aber jetzt blickte ich auf die Straße hinunter.
    Ich saß auf der Fensterbank. Mein Kopf war fest g e gen das frierende Fenster gedrückt, und es tat weh, ihn wegzuziehen. Warum war ich hier? Ich erinnerte mich nur daran, in der letzten Nacht ins Bett gegangen zu sein, nachdem die Öllampe erloschen war. Ich stand auf.
    Das Buch lag neben der eiskalten Lampe auf der Fen s te rb ank. Das Buch, das ich im Schnee gefunden hatte. Es war seltsam, denn ich war mir sicher, dass es unter me i nem Bett hätte liegen müssen, wo ich es am Vo r abend achtlos hingeschoben hatte. Ich hob es auf und blätterte benommen und blinzelnd darin herum. Es war noch früh, und ich war müde. Es konnte nicht viel später als sechs Uhr gewesen sein. Da zuckte ich zusammen. In das Buch war hineingeschrieben worden!
    Ich knallte es zu. Es war noch am Abend zuvor leer gewesen – ich hatte jede einzelne Seite überprüft. Ich öffnete es wieder. Ja, jemand hatte tatsächlich etwas h i neingeschrieben. In einer engen, schwarzen Handschrift, die ich nicht kannte. Also war das Buch ganz bestimmt mehr, als es zu sein schien. Es konnte nur etwas Böses sein. Ich legte es schnell auf das Fensterbrett zurück, weil ich nicht den Mut hatte, es noch länger in der Hand zu halten, und starrte es lange an.
    Mir war bereits klar, dass ich es lesen würde. Ich wol l te wissen, was drinstand. Vielleicht war es dumm von mir, mich zu fürchten – ein Buch konnte mir nichts a n haben. Ich versuchte noch einmal, es mit bloßer Willen s kraft zu öffnen, konzentrierte meine Gedanken so fest darauf, wie ich konnte. Mir schmerzte der Kopf von der Anstrengung, aber es

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