Manta 02 - Orn
Schnäbel, dazu gedacht, Palmenholz zu durchschneiden, konnten mit Leichtigkeit eins seiner Beine amputieren. Und die Hörner. Aber er hatte keine Wahl. Tyrann verringerte den Abstand wieder, und es gab keine andere Deckung. Er rannte auf den Abwehrkreis der Kolosse zu.
Der nächste Bulle mochte das gar nicht. Er ließ wieder sein Herausforderungszischen hören und löste sich aus der Gruppe. Sonnenlicht glänzte auf seinen polierten Hörnern. Die benachbarten Bullen rückten auf, um die Lücke aufzufüllen und den Kreis geschlossen zu halten.
Notgedrungen mußte Cal haltmachen. Kein lebendes Tier hatte jemals einem Tank mehr geähnelt als Trice- ratops. Dann benutzte er denselben Trick wie vorhin bei Tyrann und sprang zur Seite.
Fast acht Tonnen von gepanzertem Fleisch wuchteten vorbei. Der Tricer war nicht so groß wie Tyrann, jedoch massiger gebaut. Sein Körper, abgesehen vom Schwanz, war sieben Meter lang, wovon der Schädel ein Drittel einnahm. Zwei zerstörerische Hörner sprossen oberhalb der Augen und ein drittes, kürzer, aber dicker, saß auf dem breiten Schnabel. Hinter dem Kopf befand sich ein mächtiger Knochenschild, der groß genug war, um einen Mann darauf reiten zu lassen. Die erstaunlichen Kiefermuskeln, die damit verbunden waren, ließen selbst Tyranns Gesicht vergleichsweise schlaff aussehen. An Tricers Kopf befanden sich mehr Muskeln und Knochen als am gesamten Körper der meisten anderen Kreaturen. Die Haut des restlichen Torsos, obgleich im Prinzip ungepanzert, war gerippt wie die Haut eines Krokodils und mit Sicherheit genauso hart.
Nun stand Tricer Tyrann gegenüber - eine Situation, die keiner von beiden gewollt hatte. Tyrann versuchte, den Bullen zu umgehen, um an Cal heranzukommen, aber Tricer wollte keine Annäherung an die Herde erlauben. Für ihn war der kleine Säuger ein Ärgernis, der Karnosaurier jedoch eine Drohung.
Und so gerieten sie in einen unfreiwilligen Kampf, diese beiden Giganten des Reptilienzeitalters. Der eine wollte seine Jagd nicht aufgeben, der andere den Weg nicht freigeben.
Tyrann, zur Weißglut gereizt durch die unvernünftige Beharrlichkeit des Bullen, brüllte und gestikulierte: ein eindrucksvolles Spektakel. Tricer wartete bloß, die drei tückischen Hörner auf den Gegner gerichtet. Tyrann machte eine Seitenbewegung, auf der Suche nach einem verwundbaren Punkt zwischen Hörnern und Schild. Tricer wirbelte mit erstaunlicher Finesse herum, wobei sich die Nackenmuskeln mächtig dehnten, und erwischte ihn am Schenkel.
Tyrann brüllte und biß in den kurz entblößten Rumpf; seine Zähne sanken ein, aber Tricer wirbelte abermals herum, schwenkte die drei Hörner wie den Maschinengewehrturm des Panzers, dem er ähnelte, und die Umklammerung war gebrochen. Cal stellte fest, daß der breite Knochenschild eine doppelte Aufgabe zu erfüllen hatte: Die Nackenmuskulatur war ebenfalls daran verankert. Genau wie ein fliegender Vogel ein starkes Rückgrat brauchte, um die Flugmuskeln zu stützen, brauchte der Tricer den Schild, um seinen massigen Schädel herumzureißen. Was für eine Verteidigungsmaschine!
Blut befleckte beide Kämpfer, behinderte aber keinen. Tyrann schätzte es gar nicht, blockiert zu werden, aber Tricer wollte nicht weichen.
Dann kam ein zweiter Bulle heraus, und Tyrann wich hastig zurück. Zwei Hörnertrios konnten ihn vernichten. Aber er war hinter Cal her, und der Mensch mußte jetzt noch dringlicher flüchten. Offenbar waren die Herbivo- ren zu der Ansicht gelangt, daß er ihnen zu viel Ärger bereitete, um geduldet zu werden. Oder sie hatten begriffen, daß Tyrann sie nicht verlassen würde, bevor es der Säuger tat.
Die beiden Bullen waren zwischen Cal und Tyrann, jeder bewachte sein Objekt. Cal war nachgiebig. Das erlaubte es ihm, die Distanz zu dem Karnosaurier zu vergrößern. Er entdeckte eine kleine Wasserbucht und steuerte, sich zu seiner siegreichen Taktik gratulierend, darauf zu.
Tyrann befreite sich schließlich von den Belästigungen der Bullen und stürmte in Cals Richtung. Cal warf sich einen kurzen Abhang hinunter und in die Bai hinein.
Es war seicht. Er war über und über mit Schlamm bedeckt, wußte aber, daß ein halber Meter Wasser Tyrann kaum lange aufhalten konnte. Vermutlich jagte der Karnosaurier auch Wasserreptile bis zu einer Tiefe von drei Metern oder so. Er hatte einen taktischen Fehler gemacht.
Tyrann klatschte hinein und ließ den Schlamm fliegen. Und sank ein bis zu seinen großen Knien. Statt festen Bodens
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