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Manta 02 - Orn

Manta 02 - Orn

Titel: Manta 02 - Orn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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wie Cals Arme, und ihre Krallen waren lang und scharf. Sicherlich nützlich, um das langsam sterbende Fleisch fest gegen den Rachen zu pressen, etwa so wie ein viel beschäftigter Manager das Telefon gegen das Ohr drückte, indem er die Schulter anhob. Kaum leistungsfähig, aber nützlich bei Gelegenheit.
    Ein Zahn war abgebrochen und ließ eine Lücke offen. Das Zahnfleisch dort war schwarz. Tyranns Laune war durch diesen jüngsten Unfall bestimmt nicht verbessert worden! Aber der Ersatzzahn schob sich schon nach oben.
    Dies war eine eigenartige Situation: Er war im Begriff, in zwei Hälften zerbissen zu werden - in Zeitlupe. Wenn er davonrannte, würde Tyrann ihn packen. Er konnte die Anspannung der mächtigen Beinmuskeln sehen, bereit zum Angriff um den Baum herum. Und wenn er blieb.
    Näher.
    Tyranns Nasenloch, unscheinbar aus der Entfernung, schien jetzt so groß zu sein, daß Cal seine Faust hineinschieben konnte. Aber das Auge, obwohl in Reichweite, wurde durch einen schweren, überhängenden Kamm aus Haut und Knochen geschützt. Wenn er dagegenschlug, würde sich das Auge wohl schließen, so daß er seine Hand nur schmerzhaft gegen diesen Schutz schmettern konnte. Die Ohröffnung reichte nicht einmal bis in den Schädel hinein. Haut bedeckte den Kanal unmittelbar hinter der Vertiefung. Ja, der Dinosaurier war gut geschützt.
    Dennoch konnte Tyrann immer noch gut genug hören. Cal beugte sich dem Schädel entgegen, bis sein Gesicht nur noch durch Zentimeter von der Haut des Monsters getrennt wurde. Der ranzige Geruch ließ Brechreiz in ihm aufsteigen, und er konnte die Körperparasiten in den Falten sehen.
    »Buh!« brüllte er.
    Der Dinosaurier sprang zurück.
    Cal war auf und davon und sprintete erneut zu dem Tannengehölz hinüber. Tyrann fing sich augenblicklich wieder, durch den unerwarteten Lärm nur überrascht, aber zu spät. Ein Sprung dauerte bei einer Kreatur dieser Größe vom Anfang bis zum Ende mehrere Sekunden. Die Beute hatte eine weitere Runde gewonnen.
    Die Tannen waren nicht groß, standen aber dicht beieinander und waren mit Stacheln gespickt. Die Nähe der Bäume förderte das Abbrechen nutzloser niedriger Äste, aber viele der Stummel bohrten sich in benachbarte Stämme und bildeten Sprossen. Cal zerkratzte sich beim Hindurchwinden, war aber froh über ihren Schutz. Tyrann mußte voll durchbrechen, und das war geräuschvoll, schmerzhaft und zeitraubend.
    Cal konnte wieder zu Atem kommen, als er zum Gehen und Kriechen überging, wobei er dem Schlimmsten des Irrgartens auswich.
    Aber es war wieder nur eine kurze Erholungspause. Tyrann konnte diese schmalen Stämme wie ein Bulldozer, zur Seite befördern und tat dies auch. Der Hain war nicht so ausgedehnt, wie Cal gehofft hatte. In ein paar Minuten würden nur noch ein paar Klafter Holz zu sehen sein. Und der Dinosaurier, immer wieder von den Tannenästen gestochen, fing an wütend zu werden.
    Dahinter lag eine mit Palmen gepünktelte Prärie. Das war der sichere Sieg für Tyrann.
    Es sei denn.
    Es war eine Herde von Triceratops, die im Schatten der Bäume faulenzten und sich an den Wedeln gütlich taten.
    Wenn es ihm gelang, die eine Spezies gegen die andere auszuspielen.
    Cal rannte auf die Herde zu. Ein Bulle witterte ihn und blickte hoch. Ein Palmstengel hing aus seinem mächtigen Schnabel heraus. Dann entdeckten die Tricer den Karno- saurier hinter ihm. Wieso die Herde das Eindringen nicht früher bemerkt hatte, wußte Cal nicht zu sagen. Vielleicht waren sie sich der Nähe Tyranns doch bewußt gewesen, hatten aber gewußt, daß er hinter einer anderen Beute her war und deshalb keine unmittelbare Gefahr für die Herde bedeutete. Dies und die Unannehmlichkeit, durch die Sonne wandern zu müssen, um anderen Schatten zu finden, mochte sie an Ort und Stelle gehalten haben. Es war eine Bequemlichkeit, die sich gepanzerte Brocken ihrer Größenordnung leisten konnten, aber keine kleineren Kreaturen.
    Indem Cal auf die Herde zurannte, lockte er Tyrann zu nahe heran. Der Bulle gab ein eigenartiges Zischen von sich, und plötzlich entstand überall Bewegung. Die ausgewachsenen Tricers drängten ihre Jungen zu einer Stelle neben der größten Palme, drehten sich dann um und formten einen Ring, unmittelbar an der Grenze des Schattens. Mit ihren ausgestreckten gepanzerten Schädeln bildeten sie eine formidable Phalanx, die geradezu militärisch ausgerichtet war.
    Cal war selbst eingeschüchtert. Dies waren gewaltige Tiere, und gefährlich. Die

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