Manta 02 - Orn
war es morastiger Boden, und das größere Gewicht des Dinosauriers ließ ihn tief einsinken, relativ gesehen genauso tief wie den Fuß eines Menschen. Sie waren gleich. Cal tadelte sich dafür, daß er dies nicht vorher bedacht hatte. Bisher hatte er mehr durch Zufall und weniger auf Grund seines Verstands überlebt, und das war nicht so, wie es sein sollte, wenn er etwas beweisen wollte.
Abermals in grotesker Zeitlupe schwankten Mann und Reptil durch den Sumpf. Und wieder holte der Verfolger auf. Cal hatte angenommen, daß Tyrann im Grunde genommen ein Verstecken-und-Anspringen- Jäger oder ein Von-Anderen-Jägern-Nehmen-Räuber war. Beide Beschäftigungen erforderten nicht viel Ausdauer. Aber die Jagd war längst über dieses Stadium hinaus. Cal hielt nach tieferem Wasser Ausschau und hoffte, Tyrann aus seiner sicheren Tiefe hinauslocken zu können. Er war sich sicher, daß der Dinosaurier nicht schwimmen konnte. Beide riskierten die Angriffe schwimmender Räuber, aber dann würde Tyrann das bevorzugte Ziel sein.
Aber es stellte sich heraus, daß es sich nur um einen schmalen Sumpfstreifen handelte, der sich wie eine Zunge in höheres Gelände hineinschob. Tiefes Wasser war zu weit entfernt. Er würde anderthalb Kilometer oder mehr waten müssen, und das stand außerhalb jeder Diskussion.
Er hörte Tyrann hinter sich keuchen. Wenigstens mußte sich der Karnosaurier jetzt genauso anstrengen wie der Mensch. Die Kreatur mußte viel mehr Masse mit sich herumschleppen, und gegenwärtig mußten seine Energieerfordernisse phänomenal sein.
Cal kreuzte zur gegenüberliegenden Bank hinüber und krabbelte an Land. Er gewann einen Vorsprung, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Einer weiteren verspäteten Inspiration folgend, rannte er nicht vom Wasser weg, sondern am Ufer entlang und brachte den Dinosaurier in Versuchung, ihn unmittelbar zu verfolgen. Tyrann verstand nichts von Vektoren. Für ihn war der direkte Weg der schnellste und sicherste, wie das Terrain auch beschaffen sein mochte. So watete er hinter Cal her, statt erst die Bank zu betreten und festen Boden zu gewinnen. Cals Vorsprung vergrößerte sich drastisch.
Tyrann war schon fast außer Sicht, als sich das Gelände wieder zu seinen Gunsten veränderte. Die Natur setzte nicht auf Favoriten! Cal war hügelabwärts gelaufen, dem Hauptsumpf entgegen, und das Land wurde allgemein niedriger und flacher. Bald würde er keinen festen Boden mehr haben und wieder waten oder schwimmen müssen. Das mochte ihn Tyrann entkommen lassen, aber ohne den nahen Verfolger würde es nichts mehr geben, was die Aufmerksamkeit der anderen Wasserräuber von ihm ablenken konnte. Sie waren in ihrem Medium so gefährlich wie Tyrann in seinem, und Cals Wettstreit betraf dieses Reptil und nicht irgendein Wassermonster. Wenn er schon gefressen werden sollte, dann war es nur gerecht, daß Tyrann diese Ehre hatte. Cal drehte sich um und rannte geradewegs den Weg zurück, den er gekommen war, wobei er sich duckte, um Tyranns Blick zu entgehen. Es funktionierte. Zu dem Zeitpunkt, an dem Tyrann merkte, was geschehen war, hatte er einen Vorsprung von achthundert Metern.
Die brauchte er auch, um die Ebene überqueren und neue Deckung finden zu können, Tyrann kam wieder in Sicht und holte mächtig auf, offenbar angetrieben durch wachsenden Hunger. Es gab nichts Besseres als einen Spaziergang vor dem Abendessen! Aber die Ausdauer des Reptils war erstaunlich. Die Hetzjagd dauerte jetzt schon ein paar Stunden und war noch längst nicht vorbei.
Und doch war dies natürlich die Art und Weise, in der Tyrann zu seinen Mahlzeiten kam. Er war kein so schneller Läufer wie Struthiomimus, der Straußensau- rier, oder ein so behender Jäger wie selbst die primitiven Karnivoren unter den Säugetieren. Er war weitgehend aufs Land beschränkt, was bedeutete, daß er selten Brachiosaurus in befriedigender Quantität verzehren konnte. Die jungen Brachs waren natürlich vorhanden, aber sie waren flink und klein. Und die hurtigen amphibischen Schnabeltiere waren ähnlich schwer faßbar. Hinterrücksangriffe waren nicht, wie sich herausstellte, seine Methode, und er war auch nicht besonders clever. Vermutlich ernährte er sich des öfteren von Aas, indem er die verrottenden Leichname von Kreaturen, die auf irgendeine Weise umgekommen waren, erschnüffelte und dann andere Räuber vertrieb. Aber dies würde ein recht unsicheres Leben sein, und lebendiges Fleisch war ein Ziel, für das es sich zu
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