Manta 02 - Orn
maschineller Perversität. Veg hatte die Runde gewonnen, der Weg war frei. Er wischte sich über die Augen und griff nach der Platte. Sie drehte sich um eine vertikale Säule, in deren Zentrum die Wählscheibe angebracht war. Auf beiden Seiten blieb eine etwa dreißig Zentimeter breite Öffnung. Von der Rückseite liefen Drähte in den Rumpf des Bohrers.
»Ich muß zugeben, daß du deine nützlichen Seiten hast«, sagte Cal, der jetzt herantrat. »Dies hier sollte jetzt herausgleiten.«
Der Innenraum des Bohrers war ungefähr zweieinhalb Meter lang. An der gegenüberliegenden Wand gab es eine Kontrolltafel. Dahinter, erklärte Cal, lag der Motor und dahinter wiederum der Bohrer selbst, der jetzt harmlos ins Wasser ragte. An den Seiten des Raums befanden sich die Einschnitte für die Raupengehäuse, die den vorhandenen Platz stark einschränkten.
»Wir müssen unsere Vorräte zu diesem Ort schleppen und dann durch die Schleuse transportieren«, sagte Cal. »Der Mann draußen wird einen Taucheranzug tragen müssen. Nach den Lotungen und den Fotografien der Rakete befinden wir uns nur sechzig Meter unter der Wasseroberfläche, so daß es nicht allzu schwierig werden dürfte. Immerhin, es ist vielleicht klug, nach oben zu klettern und sich umzusehen, bevor" wir uns zu weit vorwagen.«
»Klettern?« erkundigte sich Aquilon, die hinter dem Manta stand. »Meinst du nicht, nach oben schwimmen?«
»Solange wir nicht mehr über die örtlichen Strömungen wissen, dürfte Schwimmen zu riskant sein«, erklärte Cal. »Und außerdem sind die Anzüge beschwert. Wir schicken einen Ballon nach oben und klettern die Leiter hoch, die ihn mit dem Bohrer verbindet. Wenn wir Land sichten, gehen wir dahin über den Meeresboden.«
Aquilon schwieg, und Veg verstand den Grund dafür. Auf Nacre war Cal dem Tod nahe gewesen, und die beiden anderen hatten die Führung übernommen und den Marsch vom Wrack ihres Fahrzeugs zurück zum Camp organisiert. Jetzt war Cal gesund, und es trat augenscheinlich zutage, daß er der natürliche Führer des Trios war. Man mußte sich nur erst daran gewöhnen.
Im Bohrer gab es eine Winde mit einem elektrischen Antrieb. Sie holten sie hervor und stellten sich auf wie auf einer Montagerampe. Cal verband das Seil in der richtigen Reihenfolge mit den Objekten, Aquilon bediente die Winde von einer Stelle unmittelbar unter dem Bohrer aus, und Veg war der Mann draußen. Das Seil war tatsächlich ein Doppelseil, das durch eine Öse in der Basis des Tunnels lief, so daß es nicht erforderlich war, es nach jedem Transport per Hand zu richten. Aber wegen der Enge und der Kurven des Gangs hatten sie sich entschlossen, gleichzeitig nur eine Ladung abzuwickeln. Ein Zerreißen oder Verklemmen würde sonst nur sehr schwer wieder in Ordnung zu bringen sein.
Der Taucheranzug war mehr wie ein Raumanzug, aber so gefertigt, daß er an den kritischen Stellen dem Druck widerstand, statt ihn zu bewahren. Er war ziemlich schwer. Veg zog ihn an, mußte sich dann im Inneren des Bohrers in eine unkomfortable Position quetschen und mit einem Stoß die Wandplatte schließen. Sie versiegelte sich, als Aquilon den Kontrollknopf bediente. Dann strömte das Wasser durch eine Öffnung im Fußboden. Es drang mit ziemlicher Kraft ein, klatschte gegen ihn und sammelte sich unter ihm in einer Pfütze, so als ob er in einer vollaufenden Badewanne lag. Als das Wasser bis zu seiner Gesichtsmaske anstieg, begann er die Klaustrophobie zu empfinden, von der er geglaubt hatte, daß er nicht daran leiden würde. Er wußte, daß er in dem versiegelten Anzug nicht ertrinken konnte, aber die Vorstellung war übermächtig. Er konnte sich nicht bewegen, er konnte nicht entfliehen. Er mußte hier liegen und sich der Flüssigkeit ausliefern. Ein Leck.
Als die Kammer ganz gefüllt war, verschwand der Effekt. Es war der Anblick des herankommenden Wasserspiegels, der ihn verursacht hatte, machte er sich klar. Nun schwamm er und fühlte sich wohl.
Er versuchte es am seitlichen Tor. Zuerst wollte es sich nicht öffnen, und er begriff, daß sich der Druck noch nicht ausgeglichen hatte. Eine kurze Weile später versuchte er es erneut, und jetzt gab es bereitwillig nach. Es schwang auf, eine Blase aus Metall, und er starrte in die Dunkelheit hinaus.
Er aktivierte das Helmlicht des Anzugs und blickte abermals hinaus. Der Strahl drang durch das trübe Wasser und verblaßte in einiger Entfernung. Wie auf dem nebligen Nacre, dachte er. Und genauso mußte es um die
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