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Manta 02 - Orn

Manta 02 - Orn

Titel: Manta 02 - Orn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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siebzig ausgelassen oder doppelt gezählt hatte. Das Wasser um ihn herum war konturlos. Selbst Sam, der Fisch, wäre ihm als Begleiter willkommen gewesen. Stieg er wirklich nach oben, oder bediente er nur eine Tretmühle im Nichts?
    Schließlich war er oben. Der Ballon schwamm inmitten einer kabbeligen See. Weiße Wolken schmückten den blauen Himmel, der sich über dem Meer dehnte.
    Veg blickte über die Wellen hinweg. Mit den Füßen stand er auf der obersten Leitersprosse und hatte den Arm um den tanzenden Ballon geschlungen. Er sah. weitere Wellen. Er drehte den Kopf.
    Hinter ihm, vielleicht anderthalb Kilometer entfernt, vielleicht auch viel weniger, war ein Berg.
    Veg lächelte, ließ den Ballon los und sank dem Grund des Ozeans entgegen.
    Mission erfüllt.

 
     
V Orn
     
    Es war eine fremde Welt, die er durchstreifte. Die vertrauten Palmen und Nadelbäume waren selten. Ihren Platz harten knospende und blühende, flachblättrige Bäume und Büsche eingenommen. Er kannte diese neueren Pflanzen, aber sie gediehen hier in unvergleichlicher Fülle und dominierten die Landschaft, statt gelegentliche Lücken auszufüllen, und das war für ihn schwer zu akzeptieren. Seine Reflexe waren darauf nicht eingestellt, seine Erwartungen wurden fortwährend getäuscht, und das regte ihn auf. Die mächtigen Tannen bildeten noch immer dichte Wälder, aber diese Wälder waren kleiner, als sie früher gewesen waren. Farne waren noch immer da, wurden jedoch in ihrem Wachstum behindert. Wenn sich ihre Form von der aus seinen zwanzig Millionen Jahre alten Erinnerungen gewohnten kaum unterschied, dann war das nur ein schwacher Trost.
    Orn stellte keine Spekulationen über die Bedeutung dieser Veränderungen an. Ihn interessierte das, was gewesen war und was jetzt existierte. Jedes Objekt, das er sah, erzählte seine ureigenste Geschichte aus der Sicht von zahllosen, aufmerksam beobachtenden Generationen seiner Vorfahren. Veränderung war tatsächlich unbequem für ihn, aber sein Status als Waise und der Druck unabwendbarer Ereignisse hatten ihn gezwungen, sich bereitwilliger anzupassen als seine Ahnen. Vielleicht hatte die Isolation sein Überleben gewährleistet, denn wenn er in üblicher Weise von treusorgenden Eltern trainiert worden wäre, hätte er möglicherweise nicht die Initiative ergriffen, von der Insel zu fliehen, als dies erforderlich wurde.
    Er war vertraut mit dem Festland, wie es vor vielen Millionen Jahren existiert hatte, und hungerte jetzt nach frischen Informationen. Normalerweise hätten diese leichte Veränderungen der Geographie, der Flora und der Fauna angezeigt, nicht jedoch diesen katastrophalen Wandel auf allen drei Gebieten, den er nun tatsächlich feststellen mußte. Diese blühenden Pflanzen - niemals zuvor war irgend etwas so explosionsartig in den Vordergrund gesprungen.
    Auch physisch war Orn hungrig. Er war nicht spezialisiert, sondern ein Allesfresser. Blätter, Früchte, Säuge- tiere, Gliederfüßer, gelegentlich ein paar Schluck Wasser, kleine Steine, um die Verdauung anzuregen - alles, was Nahrungswert besaß, konnte seine Mahlzeit sein, vorausgesetzt, es war nicht giftig. Aber es mangelte ihm an Vorstellungskraft, gezielt nach spezieller Nahrung zu suchen. Er aß alles, was sich gerade anbot.
    Er kratzte die vertrockneten, verrotteten Blätter unter seinen Füßen weg. Seine beiden Vorderzehen hatten lange, scharfe Krallen, während die Hinterzehen, die den größten Teil seines Gewichts trugen, stumpf und kräftig ausgebildet waren und mehr Hufen als Krallen ähnelten.
    Ja, die kleinen Gliederfüßer waren da, genau wie auf der Insel. Das Land hatte sich verändert, die Erde jedoch nicht. Einige fliegende Vögel ernährten sich ausschließlich von den „schmackhaften Insekten, und das konnte er auch, wenn er nur genug finden würde. Aber sie verschwanden bereits, während er sie noch ausgrub. Für seine Reisen brauchte er gehaltvollere Nahrung. Und er mußte reisen, denn er wußte, daß das Stocken der vulkanischen Tätigkeit nur vorübergehend war.
    Orns Schnabel war nicht dazu geschaffen, die schnell hin und her huschenden Kreaturen zu fangen, aber er scharrte abermals und ließ seine klebrige Zunge hervorschnellen, um einige aufzuspießen, bevor sie Deckung fanden. Sie waren köstlich, als sie in seinen Kröpf wanderten, aber ein so spärliches Mahl machte seinen Hunger nur noch größer.
    Er richtete sich auf und hielt Ausschau nach Beute, die ihn für viele Stunden sättigen konnte.

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