Mantel, Hilary
Untergebenen,
von Butlern und Tranchierern, Ärzten, Köchen, Küchenjungen, Mälzern,
Harfenisten, Lautenspielern, Geflügelhütern, Gärtnern, Wäscherinnen, Apothekern
und einem Gefolge von Damen für ihre Garderobe, Damen für ihr Schlafgemach und
deren Dienstmädchen. Aber als er hineingeführt wird, bedeutet sie ihren Damen
durch ein Kopfnicken, sich zurückzuziehen. Keiner hat ihr gesagt, dass er
kommen würde, sie muss also Spione auf der Straße haben. Daher der nonchalante
Anschein von Beschäftigung: ein Gebetbuch in ihrem Schoß und eine Näharbeit.
Er kniet vor ihr nieder und weist mit einem Nicken auf diese Gegenstände.
»Sicher doch nur das eine oder das andere, Madam?«
»Soll es heute Englisch sein?
Stehen Sie auf, Cromwell. Wir werden unsere Zeit nicht wie bei unserem letzten
Gespräch durch die Wahl einer Sprache verschwenden. Inzwischen sind Sie ja ein
dermaßen vielbeschäftigter Mann.«
Nach Beendigung der
Formalitäten sagt sie: »Zunächst einmal. Ich erscheine nicht vor Ihrem Gericht
in Dunstable. Sie sind gekommen, um das herauszufinden, so ist es doch? Ich
erkenne dieses Gericht nicht an. Mein Fall liegt in Rom und wartet darauf, vom
Heiligen Vater behandelt zu werden.«
»Er nimmt sich Zeit, nicht
wahr?« Er schenkt ihr ein verwirrtes Lächeln.
»Ich werde warten.«
»Aber der König möchte seine
Angelegenheiten regeln.«
»Er hat einen Mann, der das
tun wird. Ich nenne ihn nicht Erzbischof.«
»Clemens hat die Bullen ausgestellt.«
»Clemens wurde getäuscht. Dr Cranmer ist ein
Häretiker.«
»Vielleicht glauben Sie, dass der König ein Häretiker
ist?«
»Nein. Nur ein Schismatiker.«
»Wenn ein allgemeiner
Kirchenrat einberufen werden sollte, würde sich Seine Majestät seinem Urteil
unterwerfen.«
»Es wird zu spät sein, wenn er
exkommuniziert ist und von der Kirche ausgeschlossen wurde.«
»Wir alle hoffen - ich bin
sicher, auch Sie, Madam -, dass dieser Tag nie kommen wird.«
»Nulla salus extra ecclesiam. Außerhalb der Kirche gibt es
kein Heil. Selbst Könige werden gerichtet. Henry weiß das, und er hat Angst.«
»Madam, geben Sie ihm nach.
Für den Augenblick. Wer weiß, was morgen ist? Zerstören Sie nicht jede
Möglichkeit einer Annäherung.«
»Ich höre, dass Thomas Boleyns
Tochter ein Kind erwartet.«
»In der Tat, aber ...«
Katherine müsste vor allen
anderen wissen, dass dadurch nichts garantiert wird. Sie versteht, was er
meint, denkt darüber nach, nickt. »Ich sehe Umstände, unter denen er vielleicht
zu mir zurückkehrt. Ich hatte reichlich Gelegenheit, den Charakter dieser Dame
zu studieren, und sie ist weder geduldig noch freundlich.«
Das tut nichts zur Sache, sie
muss nur Glück haben. »Für den Fall, dass die beiden keine Nachkommen haben,
sollten Sie an Ihre Tochter denken. Besänftigen Sie ihn, Madam. Vielleicht
bestätigt er Lady Mary als Thronerbin. Wenn Sie nachgeben, wird er Ihnen jede
Ehre erweisen und ein großes Anwesen anbieten.«
»Ein großes Anwesen!«
Katherine steht auf. Ihre Näharbeit gleitet von ihren Röcken, das Gebetbuch
prallt mit einem dicken ledernen Knall auf den Boden, und ihr silberner
Fingerhut hüpft über die Dielen und rollt in eine Ecke. »Bevor Sie mir noch
weitere absurde Angebote machen, Master Cromwell, möchte ich Ihnen ein Kapitel
aus meiner Geschichte anbieten. Nachdem Mylord Arthur starb, verbrachte ich
fünf Jahre in Armut. Ich konnte meine Bediensteten nicht bezahlen. Wir kauften
die billigsten Lebensmittel ein, die wir finden konnten, einfachste Lebensmittel,
schale Lebensmittel, den Fisch von gestern - jeder kleine Kaufmann servierte
besseres Essen als die Tochter Spaniens. Der verstorbene König Henry ließ mich
nicht zu meinem Vater zurückkehren, weil er sagte, man schulde ihm Geld - er
feilschte wie eine der Frauen an der Türschwelle, die uns schlechte Eier
verkauften. Ich habe auf Gott vertraut und verzweifelte nicht, aber ich erfuhr
die ganze Tiefe der Demütigung.«
»Und warum sollten Sie das
noch einmal erfahren wollen?«
Sie stehen sich gegenüber. Sie
funkeln sich wütend an. »Vorausgesetzt«, sagt er, »dass Demütigung alles ist,
was der König beabsichtigt.«
»Sagen Sie es geradeheraus.«
»Wenn Sie des Verrats
überfuhrt werden, wird das Gesetz seinen Lauf nehmen, bei Ihnen wie bei jedem
anderen Untertan. Ihr Neffe droht damit, in Ihrem Namen in unser Land
einzufallen.«
»Das wird nicht geschehen.
Nicht in meinem Namen.«
»Das sage ich ja immer,
Madam.« Er mildert
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