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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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...«
    »Essen Sie Ihr Mittagessen.«
    »Mein Frühstück. Nein, es ist
egal. Komm mit.«
    »Der glückliche Bräutigam«,
spottet Gregory.
    »Du«, droht ihm sein Vater,
»gehst mit Rowland Lee in den Norden. Wenn du glaubst, ich bin ein strenger
Mann, warte ab, bis du Rowland kennenlernst.«
    In seinem Büro sagt er: »Was
macht dein Training auf dem Turnierplatz?«
    »Es macht sich gut. Die
Cromwells werden alle Konkurrenten abwerfen.«
    Er hat Angst um seinen Sohn -
dass er fallen könnte, dass er verstümmelt, getötet wird. Er hat auch Angst um
Richard; diese Jungen sind die Hoffnung seines Hauses. Richard sagt: »Bin ich
es? Der glückliche Bräutigam?«
    »Der König sagt nein. Es ist
nicht wegen meiner Familie oder deiner Familie - er nennt dich seinen Vetter.
Er ist... im Augenblick ist seine Einstellung uns gegenüber hervorragend, würde
ich sagen. Aber er braucht Mary für sich selbst. Das Kind wird im Spätsommer
kommen, und er hat Angst, Anne anzurühren. Er möchte jedoch sein enthaltsames
Leben nicht wieder aufnehmen.«
    Richard sieht auf. »Das hat er
gesagt?«
    »Er gab es mir zu verstehen.
Und so, wie ich es verstehe, übermittle ich es dir, und wir sind beide
erstaunt, kommen aber darüber hinweg.«
    »Ich vermute, wenn sich die
Schwestern ähnlicher wären, könnte man beginnen, es zu verstehen.«
    »Ich vermute«, sagt er, »das
könnte man.«
    »Und er ist das Oberhaupt
unserer Kirche. Kein Wunder, dass die Ausländer lachen.«
    »Würde er in seinem
Privatleben ein vorbildliches Verhalten zeigen, wäre man ... überrascht... aber
was mich betrifft, verstehst du, so kann ich mich nur mit seinem Königtum
befassen. Wenn er das Land unterdrücken würde, sich über das Parlament
hinwegsetzen würde, wenn er dem Unterhaus keine Beachtung schenken und ganz
allein herrschen würde ... Aber das tut er nicht... und deshalb darf es mich
nichts angehen, wie er seine Frauen behandelt.«
    »Aber wenn er nicht König wäre
...«
    »Oh, da stimme ich dir zu. Man
würde ihn einsperren. Aber andererseits, Richard, lass Mary beiseite, und er
hat sich einigermaßen gut benommen. Er hat keine ganze Kinderstube mit
Bastarden gefüllt, wie es die schottischen Könige tun. Es hat Frauen gegeben,
aber wer kennt ihre Namen? Man weiß nur von Richmonds Mutter und den Boleyns.
Er war diskret.«
    »Ich wage zu behaupten, dass
Katherine ihre Namen kannte.«
    »Wer kann von sich selbst
sagen, ob er ein treuer Ehemann sein wird? Und du, wirst du es sein?«
    »Ich bekomme vielleicht gar
nicht die Gelegenheit.«
    »Im Gegenteil, ich habe eine
Frau für dich. Thomas Murfyns Mädchen? Die Tochter eines Bürgermeisters ist
keine schlechte Partie. Und dein Vermögen wird ihrem mehr als gleichkommen,
dafür sorge ich. Und Frances mag dich. Ich weiß das, weil ich sie gefragt
habe.«
    »Sie haben meine Frau gefragt,
ob sie mich heiraten will?«
    »Ich war gestern zum Essen
dort - hat keinen Sinn, es rauszuzögern, richtig?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
Richard lacht. Er streckt sich auf seinem Stuhl. Seinen Körper - den tüchtigen,
bewundernswerten Körper, der den König so beeindruckt hat - durchflutet
Erleichterung. »Frances. Gut. Ich mag Frances.«
    Mercy heißt es gut. Nicht
auszudenken, wie sie Lady Carey aufgenommen hätte; er hat das Thema bei den
Frauen nicht angeschnitten. Sie sagt: »Du solltest auch recht bald eine Ehe für
Gregory arrangieren. Er ist sehr jung, ich weiß. Aber einige Männer werden nie
erwachsen, bis sie nicht einen eigenen Sohn haben.«
    Daran hat er noch nicht
gedacht, aber es könnte wahr sein. Wenn es stimmt, besteht Hoffnung für das
Königreich England.
    Zwei Tage später ist er wieder
beim Tower. Die Zeit vergeht schnell zwischen Ostern und Pfingsten, und dann
wird Anne gekrönt werden. Er besichtigt ihre neuen Gemächer und lässt
Kohlebecken bringen, damit der Putz schneller trocknet. Er möchte mit den
Fresken vorankommen - er wünschte, Hans würde kommen, aber Hans malt de
Dinteville und sagt, er muss sich sputen, weil der Botschafter König Francois
ersucht, ihn zurückzurufen; mit jedem Boot geht ein jammernder Brief ab. Für
die neue Königin wollen wir nicht diese Jagdszenen, die man überall sieht, und
auch keine grimmigen heiligen Jungfrauen mit den Instrumenten ihrer Folter,
sondern Göttinnen, Tauben, weiße Falken, grüne Blätterdächer. In der Ferne
Städte auf Hügeln: im Vordergrund Tempel, Haine, gefallene Säulen und heiße
blaue Himmel, wie durch einen Rahmen begrenzt

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