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Mantelkinder

Mantelkinder

Titel: Mantelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Geller
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Susanne sich in die Wohnung führen. Er zog ihr im Flur den Mantel aus, ließ ihn zu Boden fallen und warf seinen eigenen dazu. Nachdem er Susanne ins Bad geschoben hatte, fummelte er am obersten Knopf ihrer Hose herum und ließ die Hände gleich wieder sinken. Verdammt! So ging das nicht. Er konnte doch nicht einfach eine völlig hilflose Frau ausziehen. Sicher, sie waren befreundet, aber das „Intimste“, was sich zwischen ihnen je abgespielt hatte, war Susanne im Morgenrock. Und nun sollte er sie nackt …?
    „Notfall, Sprenger“, murmelte er. „Es ist ein Notfall.“
    Er fasst sich ein Herz und schälte sie aus den nassen Sachen. Sie wehrte sich nicht, half sogar ein wenig mit, aber ihre Bewegungen hatten etwas von einem Automaten. Das Gesicht blieb starr, der Blick war weit, weit weg.
    Chris nahm ein großes Badetuch und rubbelte den mageren Körper so lange, bis die Haut rot wurde. Aus Susannes Kleidung liefen kleine Rinnsale über die weißen Kacheln, vermischten sich mit dem Schmutz unter den Schuhen zu hässlichen Schlammspuren.
    Ein Schlüssel drehte sich in der Wohnungstür und dreißig Sekunden später steckte Karin den Kopf zur Badezimmertür rein. Sie sah abgehetzt aus. Über ihrer linken Schulter hing eine prall gefüllte Einkaufstasche.
    „Kommst du klar?“, fragte sie. „Ich leg schnell das Bettzeug raus. Zieh ihr meinen gestreiften Pyjama an, das ist der wärmste.“
    Natürlich versank Susanne darin und ganz automatisch hielt sie den Gummizug am Hosenbund fest, als Chris sie durch den schmalen Flur in Karins Arbeitszimmer führte. Neben dem riesigen Schreibtisch, auf dem sich großformatige Fotos und gelbe Negativmappen stapelten, hatte Karin das schmale Klappbett aufgestellt. Obenauf lagen nicht nur Kopfkissen und Plumeau, sondern auch eine dicke Wolldecke.
    Chris drückte die Kommissarin auf die Matratze und hob ihre Beine darauf. Ihre Zehen waren immer noch blau. Also holte er Socken aus dem Schlafzimmer und zog sie ihr über die Füße. Schließlich legte er Plumeau und Decke über sie und drehte die Heizung höher.
    „Kalt“, kam es aus dem Bett.
    „Wird bestimmt gleich besser“, sagte Chris, ehe er das Zimmer verließ.
    In der Küche kämpfte Karin mit einem Suppenhuhn. Die murmelnde Zwiesprache und die Drohgebärden, die sie mit dem Messer ausführte, ließen darauf schließen, dass sich das unförmige, fettig-flutschige Tier ihrer Behandlung zu widersetzen versuchte.
    „Ihr ist immer noch kalt“, sagte Chris und trat neben Karin. In solchen Dingen war er einigermaßen hilflos.
    „Die Suppe braucht zwei Stunden. Mach ihr doch derweil heiße Milch mit Honig.“ Endlich hatte sie gefunden, was sie suchte und zog es geschickt aus dem Hühnerbauch. Chris schüttelte sich unwillkürlich.
    Karin sah auf und lächelte. „Nicht dein Fall, hm? Weder Milch noch Innereien.“
    „Susanne erschlägt mich, wenn ich ihr mit heißer Milch komme.“
    „Wenn sie dazu in der Lage ist. Aber gut. Alternative: Cognac mit Ei.“
    Sicher auch keine kulinarische Köstlichkeit, aber da Cognac ja zu Susannes Lieblingsgetränken gehörte, konnte Chris sich damit eher anfreunden. Er verquirlte einen guten Schluck Alkohol und ein Eigelb in einem Wasserglas. Die trüb-braune Flüssigkeit sah nicht sehr appetitlich aus, doch die Kommissarin schluckte sie, ohne zu protestieren.
    Danach rubbelte Chris endlich sein eigenes Haar trocken, hängte die nassen Sachen auf ein Wäschereck und die beiden Mäntel an die Stange des Duschvorhangs. Schließlich holte er Eimer und Lappen und wischte die Schlammspuren vom Boden.
    Wieder im Wohnzimmer, steckte er sich eine Zigarette an und begann eine unruhige Wanderung. Vom Schiller in der äußersten Ecke der Regalwand, an der Stereoanlage und der Krimiabteilung vorbei, bis zu den historischen Schinken und zurück. Ohne wirklich etwas zu sehen, betrachtete er die bunten Bucheinbände, rückte ein paar CD-Hüllen zurecht und schob zwei kleine Tonfiguren näher aneinander.
    Das nächste Kind also. Und in nicht einmal vier Stunden würde es tot sein. Dazu eine nicht ansprechbare Chefermittlerin, ihr Vertreter, der sterbenselend ausgesehen hatte und eine Presse, die Gift und Galle spucken würde. Tolle Aussichten. Er hätte darauf bestehen sollen, dass Hellwein sie ins Krankenhaus brachte und basta. Stattdessen schlug er auch noch Dünnpfiff vor.
    „Du bist ein Vollidiot, Sprenger“, murmelte er vor sich hin. Jetzt konnte er nur hoffen, dass Karins Suppe wieder einmal

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