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Mantramänner

Mantramänner

Titel: Mantramänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Hagedorn
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steht.«
    Dann lachte er, als er mein erschrockenes Gesicht sah. »War doch nur ein Witz! Wie gesagt, vielleicht sind das ja auch alles nur dumme Vorurteile mit dem Yoga. Schließlich braucht jeder seinen Spleen. Die einen züchten Koi-Karpfen, die anderen stricken sich Kettenhemden und gehen zum Rollenspiel. Übrigens«, er sah mich prüfend an, »es gibt Schlimmeres im Schlafzimmer als Altäre. Kuscheltiere im Bett zum Beispiel.«
    Ich dachte an Annas lila Nilbären.
    »Und du?«, fragte ich. »Was hast du Peinliches in deinem Bett?«
    »Rate mal.«
    Ich überlegte und hatte dabei das Gefühl, wieder auf sicheren Boden zu kommen. Ich war zwar nicht ganz sicher, ob man Yoga wirklich auf eine Stufe stellen konnte mit Fischzucht oder Rollenspielen. Andererseits, wer weiß: Vielleicht kamen sich andere Menschen selbst am nächsten, wenn sie mit spitzen, grünen Ohren durchs Unterholz tobten. Oder wenn sie die orangefarbenen Flecken ihrer Karpfen zählten. Wenn alles Yoga war, so wie der Zauselmann aus meiner allerersten Stunde gesagt hatte – warum nicht auch das?
    »Nichts sagen! Ich weiß«, sagte ich, »du hast ein australisches Krokodilwarnschild über deinem Futon hängen.«
    »Ach«, Chris’ Mundwinkel zuckten, »hab ich das wirklich?«
    »Wenn nicht das, dann eins mit einem Wombat.«
    »Vielleicht solltest du dir selbst mal ein Bild davon machen«, sagte Chris genau im selben Augenblick, in dem die Turmuhr gegenüber zu schlagen begann.
    »Mein Gott, die Tapas!« Ich sprang hektisch auf. »Die anderen fangen noch ohne uns an.«
    Chris blieb noch einen unschlüssigen Moment lang sitzen und fragte etwas, das klang wie »und wenn?«.
    Aber da war ich schon auf der Stahltreppe. In einem weißen Wickelshirt mit goldenem OM-Aufdruck würde ich ganz sicher nicht zum Essen gehen.
    Bei aller Liebe.

SUPTA VAJRASANA
    Die Diamantenstellung (Supta Vajrasana) öffnet das Herz.

    Unser Reiseprogramm auf Ibiza ließ sich in zwei Worten zusammenfassen.
    Eine Unverschämtheit.
    Einfach eine Unverschämtheit, weil es mit so viel Liebe zusammengestellt war, als hätte jemand dabei an ein Honeymoon-Paar gedacht.
    Eine doppelte Unverschämtheit, weil ich es nicht gemeinsam mit einem Mann genießen konnte, in den ich verliebt war.
    Eine dreifache, weil … nun ja, weil genau dieser Mann ja in greifbarer Nähe war. Trotzdem benahmen wir uns schon seit drei Tagen penetrant so, als wären wir Kollegen. Als hätte es die Nacht nach der Betriebsfeier nie gegeben und nicht einmal das Gespräch auf der Dachterrasse.
    Dabei führten wir einen seltsamen Tanz umeinander auf. Wenn ich mit einem Glas Cava an der Brüstung einer Terrasse stand, neben mir ein Lautsprecher, aus dem entspannte Elektromusik blubberte, unter mir das türkise Meer, das an steil aufragende Felswände spritzte, war es unter Garantie Chris, der ganz zufällig eine Olive von seinem Teller für mich übrig hatte. Wenn ich auf dem Hippiemarkt von einem Stand mit rosa Stickblüschen in Kleinmädchengrößen aufschaute, wühlte sich mit Sicherheit Chris auf der anderen Seite durch bestickte Schals. Dann wieder legten wir beide eine demonstrative Gleichgültigkeit an den Tag, die schon beinahe feindselig wirken mochte. Wir saßen an entgegengesetzten Enden des kleinen Ausflugsbusses,
und wenn ich die Erste war, die sich ein Mountainbike schnappte, dann war er mit Sicherheit der Letzte. Wir starrten aneinander vorbei, wenn die Sonne hinter der Terrasse eines schicken Beachclubs unterging, wir ignorierten gemeinsam den Mond beim nächtlichen Bummel in der Festung von Eivissa.
    Unser seltsames Verhalten schien niemandem aufzufallen, jedenfalls hatte ich noch keine Gerüchte gehört. Im Geist legte ich die Fingerspitzen zusammen, führte sie an mein Herz und verneigte mich vor Klaus-Peter. Seit er und die Sekretärin des Controlling-Geschäftsführers beide nicht an der Piraten-Bootsfahrt rund um die Südspitze Ibizas teilgenommen hatten, hatte die Gruppe wenigstens jemanden, der ihnen eine Portion Drama und Abenteuer lieferte.
    Die Abende waren lang und lau, die Meeresfrüchteteller voller Knoblauch und der Weißwein unwiderstehlich. Nachts konnte ich dann in meinem Kingsize-Bett nicht schlafen, egal ob ich senkrecht, quer oder mit den Füßen zum Kopfende lag, und fühlte mich von den drei Kissen darin persönlich ausgelacht, wo doch schon zwei davon mir auf unmissverständliche Weise klarmachten, wie allein ich war. Da konnte ich noch so sehr in mir ruhen, auf die Dauer war

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