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Mantramänner

Mantramänner

Titel: Mantramänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Hagedorn
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oder seit einem One-Night-Stand sechs Monate vergangen waren.
    »Was meinst du?«, fragte ich schließlich. »Würdest du schwarze Römersandalen zu einer weißen Hose tragen?«
    »Wieso nicht?«, kam prompt zurück. »Weiß ist das neue Schwarz, Schwarz ist das neue Weiß und Kontraste im Achtziger-Stil der Top-Trend im Herbst.«
    »Was ist denn mit dir los?«, wunderte ich mich. »Du bist doch sonst nicht so auf dem Laufenden mit Mode?«
    »Nee«, sagte sie, »aber ich war heute beim Arzt. Und da gab es nur noch Frauenzeitschriften zu lesen.«
    »Wie geht es dir denn überhaupt?«, fragte ich. »Bist du jetzt glücklich? «
    Melli gab ein schwer zu deutendes Geräusch von sich. Lachte sie?
Oder weinte sie am Ende? »Es ist …«, sagte sie schließlich leise, »weißt du, in meinem Leben ist gerade vieles so anders. Gleichzeitig vertraut und sehr neu.«
    »Schön«, sagte ich, »das hätte ich auch gern.«
    Im gleichen Moment klopfte es an der Tür. Ob der Spanier mit den vielen Zähnen uns alle einzeln zur Dachgartenparty abholte?
    »Melli?«, fragte ich. »Ich muss mal eben aufmachen. Kann ich dich später noch mal zurückrufen?«
    »Später? Ehrlich, ich glaube nicht, dass ich später noch mal so leicht wach werde. Vielleicht lieber morgen? Ich weiß ja nicht mal, was du auf Ibiza machst. Mist, Evke, seit Wochen weiß ich nicht mehr, wo du bist. Das ist ganz schön beunruhigend.«
    Wieder klopfte es an der Tür, ungeduldig, fordernd. Komische Spanier. Die waren doch sonst die Ruhe selbst und machten am liebsten alles mañana .
    Ich hörte meine beste Freundin in den Hörer atmen.
    »Melli?«, fragte ich.
    »Ja?«
    »Ich darf dich wirklich morgen anrufen?«
    »Evke, du darfst nicht nur. Du musst. Wir beide, wir sollten über vieles reden.«
    Noch nie hatte mich eine Drohung so glücklich gemacht wie diese.
    Ich legte das Handy ab, ging zur Tür und öffnete.
    Draußen stand Chris.
    Er trug weiße Shorts, ein rosa Hemd und weiße Tennissocken. Er sah aus wie ein Italiener auf Urlaub, der in Deutschland seine Strümpfe gekauft hatte.
    Und dabei so zum Anbeißen wie ein Marzipanschweinchen. Nur deutlich männlicher.
    »Sag mal«, er fixierte einen Punkt auf den kühlen Bodenfliesen, als hätte er dort etwas sehr Wichtiges entdeckt, »du hast nicht zufällig noch ein besonders großes weißes T-Shirt, das du mir leihen könntest? «
    Langsam schüttelte ich den Kopf. »Nein«, sagte ich, »aber hast du vielleicht ein paar Schuhe für mich übrig?«

    Er musterte meine Sandalen und wiegte den Kopf. »Stimmt«, sagte er, »das mit den schwarzen Sandalen zu der weißen Hose, das ist gewöhnungsbedürftig.«
    »Dabei sind Kontraste doch das ganz große Ding in dieser Saison«, sagte ich.
    »Ach. Sind sie das?«
    Dabei sah er mir direkt in die Augen.
    Was dann passierte, dafür konnte keiner etwas. Wenn ich eines beim Yoga gelernt hatte, dann das: Nicht alles im Leben ist unserem bewussten Willen unterworfen. Nicht das Kommen und Gehen von Ebbe und Flut, nicht der Atemimpuls, der ganz von selbst einsetzt, ohne dass wir etwas tun müssen. Auch nicht die Bewegung meiner Hände, nach oben wie zum Sonnengruß und schließlich hinein in die schweren Locken, an Chris’ Kopf.
    Und ich bin sicher, auch Chris hatte keine Wahl, als er zeitgleich seine Lippen auf meine senkte, kissenweich, behutsam, als wäre er in diesem Moment, endlich, am Ziel einer langen Reise angekommen.
    Wir taumelten mehr ins Zimmer, als dass wir gingen. Instinktiv suchten unsere Körper nach einer weichen Unterlage, auf der sie sich sofort ineinander verknoteten, als wollten sie die jahrhundertealte Tradition um ein paar ausgefeilte Doppelstellungen ergänzen. Das Erstaunliche daran war, dass nichts störte. Als wären wir nicht absolute Anfänger, was unsere gegenseitigen Körper betraf, sondern als hätten wir es bereits zu erheblicher Meisterschaft gebracht. Arme, Beine, Bäuche lösten und verbanden sich wie bei einem dieser Puzzles, die man auf verschiedene Weisen zusammenlegen kann. Irgendwann richtete Chris sich halb auf, griff nach meinem Fuß und machte sich an den Riemchen der ersten Sandale zu schaffen.
    »Nicht!«, protestierte ich schwach. »Meine Füße!«
    »Mir egal«, sagte Chris, »die Schuhe passen nicht zu deiner Hose, das kann ich nicht zulassen.«
    »Dann zieh deine Socken aus!«, sagte ich. »Das ist wichtig für die Erdung.«
    »Erdung? Wer sagt denn, dass ich mich erden will?«
    Ich blinzelte ihn verwundert an.

    »Ich will mich

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