Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
und dem seltsamen Handel mit der Totengöttin Hel. Der Professor hörte schweigend zu.
Erst ganz zum Schluss schob Mara ihren Ärmel hoch und hoffte für einen Moment, dass der andauernde Schmerz auf ihrem Unterarm nur eine Erinnerung an einen bösen Traum war. Die schwarze Narbe in Form eines Rings machte diese Hoffnung zunichte.
Oh, Mist.
Kapitel 9
P rofessor Weissinger starrte schockiert auf die gruselige Tätowierung. »Kann ich irgendetwas tun? Tut es sehr weh?«
Mara schüttelte den Kopf. »Geht schon. Balder hat die Blutung gestoppt und es ist sofort verheilt. Als o … mehr oder weniger. Es tut aber genug weh, damit ich dauernd an die Hel denk e … und an ihre Drohun g … «
Mara bemerkte, dass sie flehentlicher als beabsichtigt klang, als sie fragte: »Sie wird mich nicht verschlucken, oder?« Sie blickte wieder auf das Mal der Hel und spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen.
»Nein, das wird sie nicht.« Und mit diesen Worten stand der Professor auf, setzte sich neben Mara und umarmte sie. »Wird sie nicht«, sagte er noch einmal.
»Versprochen?«, flüsterte Mara.
»Versprochen«, brummte der Professor zurück und hielt Mara noch einen Moment lang fest.
Anscheinend hatte er aber nicht so viel Übung im Trösten vierzehnjähriger Mädchen, denn er klopfte ihr nun seltsam kumpelhaft mit einer Hand auf den Rücken. Dann löste er sich von ihr. Trotzdem fühlte sich Mara jetzt schon viel besser, denn ihr war ein aufrichtiger Anfänger lieber als ein heuchlerischer Profitröster.
Sie schnäuzte sich geräuschvoll in das Taschentuch, das ihr der Professor hingehalten hatte, und wischte sich dann damit die Tränen aus den Augen.
Dämliche Reihenfolge eigentlich, dachte sie kurz, aber als sie das Tuch gedankenverloren in die Tasche stecken wollte, spürte sie noch etwas in dieser.
Sie holte den Edelstein hervor, den die Hel aus der Asche gepresst hatte, und hielt ihn ins Licht. »Den da soll ich Loki vorbeibringen, als Beweis, dass ich ihn kenne.«
»H m … «, machte der Professor. »Ich muss leider zugeben, dass ich dazu keinen passenden Mythos kenne. Es gibt eine Fülle an magischen Gegenständen in der nordisch-germanischen Mythologie, von Thors Hammer angefangen, über einen zauberkräftigen Wetzstein, Freyas Vogelkleid, ein zusammenfaltbares Segelschif f … aber von so einer Art Edelstein ist meines Wissens nie die Rede. Ich wüsste zu gern, was es der Hel bringen soll, wenn Loki dieses Ding in die Finger bekommt.«
»Vielleicht bringt es ihr ja gar nichts, weil es eigentlich Loki was bringen soll?«, überlegte Mara laut. Aber wie sollte ein Edelstein dem gefesselten Halbgott nützlich sein?
»Tja, wer weiß, vielleicht kann sich Loki sogar damit von seinen Fesseln lösen. Ich wüsste zwar nicht, wie man das mit diesem Diamanten bewerkstelligt, aber bei Göttern sollte man in der Tat mit allem rechnen«, murmelte der Professor. »Wie dem auch sei, wir müssen uns irgendwie entscheiden, und zwar bald. Die Hel hat dir ja leider eine ziemlich eindrucksvolle Eieruhr in den Unterarm montiert.«
Mara betrachtete das Mal auf ihrem Arm. »Was ist denn eigentlich ein Mal des Draupnir?«
»Nun, der Draupnir ist zuerst einmal ein Ring. Allerdings ist es ein sehr wertvoller solcher, denn nicht umsonst bedeutet ›Draupnir‹ so etwas wie ›Der Tropfende‹. Aber nicht, weil er vielleicht undicht ist, sondern weil in jeder neunten Nacht acht weitere Ringe von ihm herabtropfen. Damit sind die acht Kinder des Draupnir gemeint, von denen die Hel gesprochen hat. Wenn mich nicht alles täuscht, wirst du bald einen weiteren Ring auf deinem Arm finden, Mara.«
Professor Weissinger machte eine Pause, als er ihr erschrockenes Gesicht bemerkte. »Also, vielleicht sollten wir vorsorglich deinen Unterarm verbinden, bevor du zu Bett gehst. Arg viel mehr kann ich leider gerade auch nicht anbieten.«
»Außer ich bringe Loki vorher den Edelstein«, dachte Mara laut.
Der Professor winkte entschieden ab. »Nein, nein, also ich sehe das so: Wenn sich das Mal an deinem Arm so verhält wie der tropfende Ring persönlich, heißt das: Wir haben von heute an mindestens sieben Tage Zeit, um zu entscheiden, was wir am besten tun oder lassen sollten. Und diese Zeit sollten wir uns auch nehmen.«
»Aber wie sollen wir denn herausfinden, was wir am besten tun oder lassen?«, seufzte Mara und ließ sich auf dem Bett nach hinten fallen. Es raschelte.
»Bitte nicht auf die Klausuren! Die sehen schon schlimm
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