Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
genug aus«, rief der Professor und Mara rappelte sich sofort wieder auf.
»’tschuldigung, ich meine«, setzte sie an, »ist es denn gut oder schlecht, wenn Loki vielleicht damit befreit werden kann?«
»Na ja, dein geheimer Auftraggeber ›Herr Niemand‹ ist wohl der Meinung, dass Loki die Götterdämmerung startet, sobald er sich befreit. Und das Ende der Welt würde ich jetzt mal aus dem Bauch raus als schlecht bezeichnen.«
»Aber Loki selbst hat mir doch was total anderes erzählt. Er will kein Ende der Welt. Seine Wut ist verraucht, hat er gesagt!«
»Ja, ich weiß doch«, knurrte Professor Weissinger. »Aber andererseits ist Loki zumindest laut der mythologischen Quellen ein gigantischer Lügner, Trickser und Halunke. Vielleicht hat er dich nur sehr geschickt eingewickelt. Es wäre theoretisch sogar möglich, dass er hinter alldem steckt und dich nur benutzt, um an den Edelstein zu kommen. Zuzutrauen wär’s ihm!«
Mara überlegte. Doch dann schüttelte sie entschieden den Kopf. »Ehrlich gesagt, glaub ich das nicht. Das würde ja bedeuten, dass er den Feuerbringer irgendwie dazu gebracht haben muss, Sigyn zu entführe n … un d … « Mara hing kurz ihren Erinnerungen nach. Es kam ihr so vor, als wäre all das schon eine Ewigkeit her, dabei waren es nur wenige Wochen. Sie seufzte. »Ach verdammt, ich glaube, dass er die Wahrheit gesagt ha t … aber wenn ich danebenliege, dan n … «
»Dann droht uns laut ›Herrn Niemand‹ das Ende der Welt und wir haben es nicht verhindert, sondern sind auch noch selber schuld. Nicht gut.«
»Nicht gut? Nicht gut mal tausend plus Unendlich hoch zwei!«, stöhnte Mara. »Was soll ich denn jetzt machen?« Sie dachte einen Moment nach. »Hey, vielleicht gehe ich einfach zu Loki und frag, ob e r … «
»Nein, nein, tu das nicht, warte!«, bremste der Professor sie, denn er wusste, wie schnell entschlossen Mara in solchen Dingen sein konnte. »Ich verstehe, dass du das Mal des Draupnir loswerden willst, und zwar lieber jetzt als gleich, würde mir nicht anders gehen. Aber trotzdem haben wir noch ein paar Tage Zeit und ein eventuelles Ende der Welt will zumindest wohlüberlegt sein.«
»Stimmt, da muss man ja auch erst mal ein Schiff bauen und endlos viele Tiere sammeln.«
»Nein, Mara, du meinst die Arche und das war kein Ende der Welt. Das war die Sintflut.«
»Ah, nur die Sintflut, na dann«, murmelte Mara und verdrehte die Augen.
»Ironie ist hier fehl am Platz«, rügte der Professor. »Da sich die Sintflut in vielen Kulturen findet und sogar im uralten Gilgameshepos erwähnt wird, kann man davon ausgehen, dass irgendwann in grauer Vorzeit wirklich sehr viele Menschen einen qualvollen Tod gefunden haben. Das ist nur begrenzt witzig beziehungsweise überhaupt nicht.«
»Okay, okay, Sintflut ist also auch schlimm, aber nicht so schlimm wie der Weltuntergang, ich hab’s verstanden«, nölte Mara zurück. »Aber egal, wie man es dreht, bin ich auf jeden Fall schuld, wenn es uns bald alle nicht mehr gibt, weil ich mich wegen diesem blöden Glitzerstein und dem Ring auf dem Arm vielleicht falsch entschieden habe!«
»Deswegen sage ich doch, wir sollten nicht vorschnell handeln, sondern erst mal weiterdenken, Mara Lorbeer!« Der Professor sah Mara über die Brillengläser hinweg direkt in die Augen. »Du bist doch innerhalb von Sekunden bei Loki in der Höhle, wenn du dich konzentrierst, oder? Na also, dann können wir ja wohl mindestens zwei, drei Tage riskieren, nach denen wir auf jeden Fall mehr wissen als jetzt, oder ? … Oder ? … Hallo?«
Mara nickte nur stumm. Sie fuhr vorsichtig mit ihrem Zeigefinger über das Mal des Draupnir auf ihrem Arm. Am liebsten wäre sie beides jetzt sofort lo s – dieses fiese Ding und den Edelstein. JETZT.
Im gleichen Moment durchfuhr sie ein stechender Schmerz und sie musste die Zähne fest zusammenbeißen, um nicht laut aufzuschreien. Die Haut auf Maras Unterarm wölbte sich, als würde etwas aus dem Mal des Draupnir herauskriechen. Kleine Äderchen traten bläulich hervor, als sich direkt unter der alten, kreisförmigen Wunde eine weitere bildete. Mara schossen die Tränen in die Augen und sie zitterte, als der zweite Ring nach und nach Gestalt annahm und dabei immer dunkler wurde. Dazu blitzten in Maras Kopf Bilder von der Hel auf, wie sie ihr zähnefletschendes Maul weit aufriss und so ihren Schlund entblößt e … er roch nach fauligem Vergesse n …
Mara rutschte vom Bett und landete unsanft auf dem Boden,
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