Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
aber sie spürte nichts als den Schmerz in ihrem Unterarm und dazu ein bedrohliches Stechen im Herzen.
Da war der Professor schon mit einem nassen Waschlappen zur Stelle und presste ihn auf die frische Wunde. »Halt das fest, ich hab irgendwo im Reisegepäck Wundkompressen und was zum Desinfizieren!«
Mara tat, wie ihr geheißen, und zu ihrem Grauen spürte sie den zweiten Ring auch durch den Waschlappen immer deutlicher.
Igitt! Igitt!
Das sollte sie noch sieben Mal durchstehen?! Vielleicht würde der Professor gar nicht mitbekommen, wenn sie jetzt schnell bei Loki vorbeischaute und einfach nur den Stein ablieferte? Schließlich waren während ihrer Ausflüge in die Mythologie in der Realität ja bisher immer nur wenige Sekunden vergangen, obwohl sie das Gefühl hatte, Stunden dort verbracht zu haben. Und außerde m … Ja, außerdem vertraute sie Loki.
Sie horchte noch einmal tief in sich hinein und bekam die gleiche Antwort: Ja, sie vertraute ihm.
Und egal, wie sie es hin und her wendet e – das war letztlich das Einzige, was zählte, jetzt oder in ein paar Tagen.
Mara konnte sich selbst gar nicht so schnell aufhalten, wie sie schon an Loki und Sigyn gedacht und sich auf die Höhle konzentriert hatte. Und sie konnte gar nicht so laut schreien, wie sie gewollt hätte, als sie plötzlich in einem Meer aus wütend züngelnden Flammen stand.
Spüre Litilvölva; die leckende Lohe des Loge.
Setzt keinen Fuß; durch die Feste aus Feuer.
Oder vergehen musst du; Völva musst verbrennen.
Ich muss aufhören zu schreien, dachte Mara, als sie sich selbst von oben auf dem Boden des Hotelzimmers sah. Das Mädchen mit Namen Mara Lorbeer dort unten warf sich hin und her und ruderte in blinder Panik mit den Armen, ganz so, als würde sie brennen.
Ich brenne doch gar nicht. Nur die Seele brennt und die kann man so nicht löschen. Das sollte ich mir mal sagen. Ich muss nämlich unbedingt aufhören, so einen Lärm zu mache n … und dieses Rumgerolle ist doch bestimmt auch im ganzen Haus zu höre n … und Moment mal, wieso bin ich hier oben und nicht da unten?
Mara sah sich um. Sie schwebte unter der Zimmerdecke und um sie herum war nichts zu erkennen, das irgendwie an ihren Körper erinnerte. Der lag dafür da unten neben dem Bett und kauerte sich jetzt wimmernd zu einem Häufchen zusammen.
Sie sah, wie der Professor mit ein paar nassen Handtüchern aus dem kleinen Badezimmer stürzte. Hinter ihm fiel die Handbrause der Dusche klappernd zu Boden und setzte das gesamte Bad unter Wasser. Professor Weissinger wickelte die Mara da unten mit den nassen Tüchern ein und diese schien sich sofort zu beruhigen.
Okay, ich schreie nicht mehr, das ist gut. Komisch, warum lässt mich das alles gerade so kalt?
Mara sah von der Decke aus zu, als wäre es ein seltsames Theaterstück, was sich da unten abspielte. Die Mara unten auf dem Boden war nun ziemlich reglos, atmete flach und hatte eine Hand des Professors mit den ihren so fest umklammert, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Die körperlose Mara oben an der Decke erinnerte sich dafür daran, dass Mama ihr auch schon mehrfach von Seelenwanderungen und außerkörperlichen Erfahrungen erzählt hatte. Erst vor ein paar Wochen hatte Mama wieder einen entsprechenden Kurs im Auer Wicca-Café besucht. »Astraler Seelentanz« hatte er geheißen und Mama hatte danach stundenlang geschwärmt, wie großartig diese Erfahrung gewesen wäre. Das war eigentlich ein untrügliches Zeichen für das genaue Gegenteil. Je weniger passierte, desto mehr Worte waren nötig, um es nachträglich groß zu machen.
Wenn man es genau nahm, war Mara also ein weiteres Mal etwas einfach so passiert, was die Wiccas seit Jahren versuchten, sich in Kursen beizubringen: eine außerkörperliche Erfahrung, auch Astralreise genannt. Wenn das nicht Ironie des Schicksals war, was dann? Wäre ihr nicht gerade alles so angenehm wohlig-wuschelig egal gewesen, hätte sie vielleicht darüber gelacht.
Warum diese Astralkörpernummer gerade jetzt passiert war, konnte sich Mara leicht zusammenreimen: Der Mara da unten ging es gar nicht gut und anscheinend hatte der nicht körperliche Teil von Mara beschlossen, so lange hier oben an der Decke schwebend zu warten, bis sich der Rest von ihr wieder einigermaßen gefangen hatte. Oder noch länger, mal sehen.
Was ist eigentlich passiert? Ich wollte zu Loki in die Höhle und stattdessen lande ich mitten im Feuerbringer.
Der war diesmal aber keine menschenähnliche
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