Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
hoffe, das ist ein vorübergehendes Phänomen, denn meine Tochter war schon davor nicht immer einfach.«
Der Professor zog die Augenbrauen hoch. »Seit sie mit mir … Aha, nun, das mag vielleicht an meiner eigenen Merkwürdigkeit liegen, die eventuell ein wenig auf Ihre Tochter abfärbt. Ich bedaure das zutiefst und entschuldige mich dafür. Ich werde mir jetzt und in Zukunft alle Mühe geben, das aufs Nötigste zu reduzieren, und zur Sicherheit auch jegliche Merkwürdigkeiten meinerseits einstellen.«
Erstaunt sah Mara, dass ihre Mutter grinsen musste. War das zu fassen? Sie selbst hatte es so gut wie nie geschafft, Mama mit ihren ironischen Kommentaren zum Lachen zu bringen. Oder wenigstens zum Lächeln. Geschweige denn zum Zuhören. Dem Professor hingegen schien das leichtzufallen. Er traf scheinbar immer den richtigen Ton bei Mama.
»Also gut, wir treffen uns jetzt alle unten zu Kaffee und Kuchen, wie sieht es mit euch aus?«, fragte Mama, die offensichtlich beschlossen hatte, wieder zum Tagesgeschäft überzugehen.
»Also, ich will jetzt erst mal das Wasser und die Unordnung hier in den Griff bekommen, wenn es Ihnen recht ist«, wehrte der Professor höflich ab. »Gleich kommt ja auch die Putzkolonne und da muss ich hier sein, damit nicht s … äh m … durcheinanderkommt.«
Mara und Mama sahen sich im Zimmer um. Es sah aus, als hätte man es in einer Schneekugel durchgeschüttelt. Mit Klausuren als Schnee.
»Abe r … Sie wollten mir doch noch erklären, wi e … wer dieser Ibn Fanderl war, der Sie in Ihrer Rückführung waren«, warf Mara schnell ein. Das Letzte, was sie jetzt wollte, war ein Kaffeekränzchen mit Walburga und Co.
»Ach so, ja natürlich, verzeih«, schaltete der Professor sofort. »Aber da kamen ja nun die Wasserspiele dazwischen.«
»Dann helfe ich Ihnen beim Aufräumen und Sie erzählen es mir, okay?«, bot Mara mit Blick auf Mama an.
Sie war erstaunt, als ihre Mutter laut auflachte. »Also, ich glaube, das ist tatsächlich das allererste Mal, dass meine Tochter irgendwem anbietet, irgendetwas aufzuräumen. Diese Gelegenheit sollten Sie sich nicht entgehen lassen, Herr Weissinger. Und bitte erzählen Sie mir danach, wie es war, damit ich das wenigstens aus zweiter Hand erfahre.« Und dann lachte sie doch glatt ein zweites Mal.
Kapitel 10
N atürlich hatte Professor Weissinger nicht mit der Rezeption telefoniert, sondern nur mit einem Freizeichen. Trotzdem räumten Mara und der Professor eine Weile im Zimmer hin und her. Da sie beide nicht zu den Talentiertesten auf diesem Gebiet zählten, änderte sich nicht viel, außer dass verschiedene Objekte ein paar Minuten lang ziellos Positionen wechselten.
Mara nutzte die Zeit, um Professor Weissinger von dem Flammenwall um Lokis Höhle zu erzählen, und beschrieb auch ihr Erlebnis mit der Astralwanderung an die Zimmerdecke. Eigentlich hatte sie erwartet, dass der Professor sie für die versuchte Reise zu Loki irgendwie rügen würde, aber er erwähnte dies mit keinem Wort. Stattdessen schlüpfte er schließlich in seine Schuhe und griff nach seiner Jacke. »Was hältst du davon, wenn wir ein bisschen an die frische Luft gehen? Die drei Beten haben uns schließlich eine Wanderung hoch zur Karlsburgruine ans Herz gelegt, und wir sollten sie nicht enttäuschen, oder?«
Das war Mara sehr recht, denn seit der neuesten Begegnung mit dem Feuerbringer hatte sie dieses seltsam beklemmende Gefühl, als könne sie nicht so tief einatmen, wie sie eigentlich wollte. Sie ahnte schon, dass das nicht wirklich der Fall war, sondern reine Einbildung, aber es war trotzdem schwer, dagegen anzukämpfen. Frische Luft und Bewegung würden ihr sicher guttun.
Wenig später betraten Mara und der Professor einen schmalen Weg, der direkt hinter dem Hotel ziemlich steil den Berg hinaufführte. Der freundliche Mann vom Hotel hatte ihnen diese Abkürzung vorgeschlagen. »Wird zwar am End a bissl steiler, aber dafür seid’s zum Abendessen zurück. Außerdem, da oben gibt’s keine Straßenlaternen und ihr wollt’s nicht im Dunkeln da oben sein.«
»Wollen wir nicht?«, hatte der Professor gefragt.
»Naa, des wollt’s ihr nicht, glaubt’s mir«, war die Antwort und sie hatte nicht gerade witzig geklungen.
Bei dem erstaunlich anstrengenden Aufstieg vergaß Mara schließlich sogar die unangenehmen Atembeschwerden und fühlte sich, den Umständen entsprechend, wieder etwas besser.
»Tut die neue Wunde sehr weh?«, fragte der Professor und Mara hätte sich
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